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1441 - Der Seelenfluss

1441 - Der Seelenfluss

Titel: 1441 - Der Seelenfluss
Autoren: Jason Dark
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aber war es bei ihr, und sie musste erkennen, dass es kein Licht war.
    Es gab das Boot. Es gab auch die Helligkeit, aber sie sah keine direkte Lichtquelle, denn die Helligkeit stammte von einer Gestalt, die in dem Boot hockte.
    Sie war es, die das Licht verbreitete.
    Ein Gespenst, ein unheimliches Wesen. So bleich und irgendwie an eine Mumie erinnernd, weil sie aussah wie eingewickelt. Eine Kapuze bedeckte einen Teil des Kopfes, und an der Vorderseite, wo sich das Gesicht befinden musste, sah sie nur so etwas wie eine bleiche Masse mit einigen Löchern, die wohl Augen, Nase und Mund darstellen sollten.
    Susa wusste nicht, was sie tun sollte. Der Anblick hatte sie gelähmt. Sie stand an der Wand und drückte ihren Rücken hart gegen das Gestein. Durch ihren Kopf zuckten die Gedanken. Sie bestanden mehr aus Fragmenten, aber sie drehten sich allesamt um den Schamanen und dessen Aktivitäten.
    Und sie spürte die Kälte, die von dieser Gestalt ausging. Sie wehte ihr entgegen, sie war fast zum Greifen nah, aber es war eine Kälte, die sie mit der hier im Tunnel nicht vergleichen konnte.
    Die Barke hielt an. Trotz der Strömung. Nach vorn hin war sie geschwungen und ging dort über in einen Schwanenhals, dessen Ende sich zu einer Schnecke zusammendrehte.
    Die bleiche Gestalt hockte am Heck und war auf Susa fixiert. Das Mädchen schaute in die leeren Augen. Sie sah auch die Maulöffnung. Es gab Arme, es gab Beine, aber alles wirkte wie mit hellem Gips bedeckt.
    Und sie konnte der Macht des unheimlichen Geistes nichts entgegensetzen. Etwas drang auf sie zu, dann in sie ein. Das Andere nahm Susa den eigenen Willen. Obwohl sie es selbst nicht steuern konnte, trat sie einen Schritt vor bis dicht an den Rand des schmalen Stegs.
    Der nächste Schritt brachte sie bereits bis an die Barke heran.
    Zwei bleiche Arme streckten sich ihr entgegen.
    Sie wurde angefasst.
    Eine seltsame Kälte durchdrang sie. Wenn Tote noch fühlen könnten, dann hätten sie diese Kälte sicherlich auf so eine Art und Weise gespürt.
    Susa verspürte nichts mehr. Die normale Welt war für sie verschwunden. Es gab nur noch die Gestalt und deren Barke. Susa war zu einem Opfer geworden. Der Schamane hatte sie geholt, um die Ahnen zufrieden zu stellen. So sollte sie ein weiteres Opfer in der langen Todesliste dieser schrecklichen Gestalt werden.
    Die Hände hielten sie noch immer fest, und Susa spürte jetzt den leichten Druck, dem sie auch nachkam.
    Sie setzte sich.
    Sie fand ihren Platz auf einem Knie der Gestalt, und sie verspürte auch den leichten Ruck, als sich die Barke wieder in Bewegung setzte und über das Wasser glitt.
    Wohin?
    Davon hatte Susa keine Ahnung. Aber sie musste damit rechnen, in das Reich der Toten geschafft zu werden…
    ***
    Suko kämpfte!
    Und Suko war ausgerutscht. Er hatte sich bei den wütenden Attacken nicht auf dem glatten Untergrund halten können. Beim Fall war es ihm zum Glück gelungen, sich an der Mauer abzustützen.
    Jetzt lag er auf dem Rücken und kämpfte noch immer.
    Er hielt den kurzen Griff der Peitsche mit beiden Händen fest. So bekamen die Schläge mehr Wucht. Aber auch Suko war keine Maschine. Er würde irgendwann erlahmen. Schon jetzt hatte er Mühe, die verdammten Drachen von seinem Gesicht fern zu halten.
    Wenn sie getroffen wurden, dann dauerte es nur kurze Zeit, bis sie zu Staub geworden waren. Und der hüllte Suko zusätzlich ein und erhielt durch jedes vernichtete Wesen immer mehr Nachschub.
    Noch war bei Suko so viel Kraft vorhanden, dass er sich wieder auf die Beine stemmen konnte. Er startete den Versuch und brach ihn wieder ab, denn er sah, dass dies nicht mehr nötig war.
    Die kleinen Drachen suchten das Weite. Er lag auf dem Rücken, schaute zu und konnte sich keinen Reim auf dieses schon fluchtartige Zurückziehen machen.
    Er hatte keinen Befehl gehört, keinen Pfiff, auch keinen Schrei.
    Aber die Drachen verschwanden. Sie huschten mit zuckenden und schnellen Bewegungen durch den Tunnel.
    Suko dachte nicht an eine Verfolgung. Er blieb rücklings auf dem feuchten Boden liegen und wunderte sich darüber, dass nichts mehr passierte.
    Die Drachen waren weg. Gewonnen hatte er nicht, und genau das bereitete ihm Probleme…
    ***
    Shao hatte auf mich gewartet und glitt zur Seite, als ich das Ende der Rutsche erreichte, mich dabei aber nicht unbedingt fühlte wie ein Kind, das seinen Spaß gehabt hatte.
    Für die nächsten Sekunden blieb ich liegen, weil ich mir diese Pause gönnen wollte.
    Shao beugte sich
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