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144 - Der Flug der Todesrochen

144 - Der Flug der Todesrochen

Titel: 144 - Der Flug der Todesrochen
Autoren: Bernd Frenz
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Wichtigeres zu tun hatte, als in Washington zu verweilen, denn seit einigen Jahren starben Crows Adjutanten schneller, als er sie in ihre Tätigkeiten einarbeiten konnte. Früher hatten die jungen Offiziere fünf oder mehr Jahre in seinen Diensten gestanden, aber ab irgendeinem Punkt hatte es begonnen, sie beinahe im Monatstakt zu erwischen. Es ähnelte fast schon einer Seuche, die merkwürdigerweise parallel zum Auftauchen von Matthew Drax ausgebrochen war. Obwohl diesem abtrünnigen Kerl der Tod seiner Stellvertreter nicht ernstlich anzulasten war, fragte sich Crow schon manchmal, ob nicht alles, womit Drax in Berührung kam, mit dem Keim der Zerstörung infiziert wurde.
    »So ganz habe ich ja immer noch nicht begriffen, was das für ein Projekt ist, zu dem Sie mich hierher beordert haben«, brachte sich Professor Moore in Erinnerung.
    Beide Hände tief in die Taschen ihres weißen Kittels vergraben, rannte sie ein wenig ungelenk neben Arthur Crow her. Sie war um gut zwei Köpfe kleiner als er und musste jedes Mal beinahe zwei Schritte machen, wenn er einen ging, trotzdem behinderte sie ihren Bewegungsablauf, indem sie ihre Arme dicht am Körper behielt.
    Vermutlich ließ sie die Hände nur in den Taschen, um ein Zittern zu verbergen. Crow spürte aber auch so, wie nervös die Frau war. Kenlocks Schusswunde musste sich wohl bis zu ihr herumgesprochen haben.
    »Nur noch einen Moment Geduld, meine Liebe«, vertröstete er sie. »Wir haben die Aufzuchtstationen fast erreicht, dort lässt sich alles besser erklären.«
    Eine Doppelschleuse am Ende des Ganges bestätigte seine Worte. Moore und Crow ließen die RoCops zurück und durchquerten die hermetische Kammer ohne große Prozedur.
    Die dahinter liegende Halle brauchte nicht steril gehalten zu werden.
    Die Zugangsschleusen waren eine reine Vorsichtsmaßnahme, nur für den Fall, dass etwas schief ging.
    Bisher verlief die U-Men-Produktion jedoch ganz nach Plan.
    Endlose Reihen von Metallwannen füllten die riesige Halle aus. Wissenschaftliches Personal in weißen Kitteln ging an ihnen entlang, um nach dem Rechten zu sehen. Vereinzelt notierten sie einige Daten in ihren elektronischen Notizbüchern oder winkten einen der blau gekleideten Monteure herbei, um ihnen irgendwelche Anweisungen zu geben.
    Crow und Moore wurden kaum beachtet. Die Halle war so groß, dass einige der Anwesenden ihren Präsidenten sicher nicht erkannten. Andere wollten es vielleicht auch nicht.
    Nur zwei Soldaten in grün gefleckten Uniformen, die eine voll verglaste Messwarte flankierten, grüßten schneidig, als Crow in ihre Richtung sah. Er selbst nickte den beiden nur zu, bevor er die neue Projektleiterin durch einen zwei Meter breiten Gang führte, um ihr ein besseres Bild von der gesamten Anlage zu verschaffen.
    In den einzelnen
    Aufzuchtseinheiten,
    die offenen Sarghälften ähnelten, schwappte eine zähflüssige schwarze Nährflüssigkeit, in der winziges Leben wimmelte. Professor Moores Augen weiteten sich, als sie kaum fingernagelgroße Miniaturroboter entdeckte, die beharrlich über menschlich geformte Plysterox-Skelette hinweg wuselten, um Biomasse auf die Knochen aufzutragen.
    So entstanden Sehnen, Muskelmasse, Haut und Haare.
    Selbst die Augen wurden aus dieser Grundsubstanz in die leeren Höhlen gefügt.
    »Was hat das zu bedeuten?«, keuchte die Wissenschaftlerin mit kaum verhohlenem Entsetzen. »Sind das Leichen, die gerade…«, sie stockte atemlos, »… aufgelöst werden?«
    Wohl kaum. Dann wäre Kenlock nämlich hier und nicht in Washington beerdigt worden! Arthur Crow musste über sein eigenes Gedankenspiel lachen. Eine Reaktion, mit der Professor Moore wohl nicht gerechnet hatte, denn die Panik in ihrem Gesicht wuchs weiter an.
    »Keine Sorge«, beruhigte Crow sie schnell. »Hier wird kein Leben beseitigt, sondern geschaffen. Mit dem Projekt U-Men setzen wir geheime Forschungen aus dem San Fernando Valley fort, die ursprünglich dazu gedacht waren, Miki Takeos Truppenkontingente aufzufüllen. Was hier produziert wird, sind allerdings keine plumpen Kampfroboter mit einfacher Software, sondern ultimative Soldaten einer neuen Generation. Ausgestattet mit der mechanischen Kraft eines Roboters, besitzen sie eine organische Hülle, die sie zu perfekten menschlichen Abbildern macht. Auf diese Weise sind sie bestens zur Infiltration geeignet. Man muss sie schon aufschneiden, um ihre wahre Identität bloßzulegen. Das Beste ist jedoch, dass ihre kybernetischen Einheiten keine
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