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144 - Der Flug der Todesrochen

144 - Der Flug der Todesrochen

Titel: 144 - Der Flug der Todesrochen
Autoren: Bernd Frenz
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alte Freunde mit Ablehnung begegnen. Wir mögen zwar anders als die Organischen sein, aber gerade diese Andersartigkeit könnte die größte Trumpfkarte der Menschheit im Kampf gegen die Daa’muren sein. Irgendwann werden das die anderen verstehen, und spätestens dann wird ihnen die Ignoranz, mit der sie uns heute begegnen, sehr Leid tun. Warts nur ab, du wirst es noch erleben.«
    Die Frontscheinwerfer des EWATs flammten für eine Sekunde auf, kurz darauf noch einmal. Der Kommandant sah wohl den Zeitplan in Gefahr und mahnte deshalb zur Eile. Aiko winkte dem stählernen Koloss zu, um zu signalisieren, dass er verstanden hatte.
    »Und deine eigenen Pläne?«, fragte er zum Abschluss.
    »Hast du hier alles unter Kontrolle?«
    »Ich bereite mich längst darauf vor, mit den RoCops Richtung Osten zu ziehen«, antwortete sein Vater. »Mein Auftrag in Berlin ist so gut wie erledigt. Wie haben die hiesigen Infizierten erfolgreich unter Kontrolle gehalten. Der Virus wurde überall eliminiert. Zurzeit durchforsten wir noch einige Randgebiete, um sicherzustellen, dass alle Daa’muren-Spione verschwunden sind. So, wie es im Moment aussieht, werden wir keine mehr aufstöbern.«
    Zum ersten Mal während des Gesprächs geriet der große Androide in Bewegung. In einer flüssigen Bewegung, der nichts Mechanisches inne wohnte, streckte er seinem Sohn die Hand entgegen. Aiko drückte sie kurz aber fest. Danach verabschiedeten sich die beiden voneinander.
    Aiko strebte der offenen Seitenschleuse des EWATs entgegen. Unterwegs kam er an einigen Steinen vorbei, die wohl ein spielendes Kind der Größe nach sortiert halle. Sie mussten schon eine Ewigkeit nebeneinander liegen, nur der drittletzte war durch einen Fußtritt zur Seite gestoßen worden.
    Aiko unterdrücke den aufkeimenden Wunsch, stehen zu bleiben und die einstige Ordnung wieder herzustellen. Es war nicht das erste Mal, dass er den inneren Drang verspürte, aus dem Lot geratene Dinge exakt auszurichten.
    Ob das eine typisch maschinelle Regung war, ähnlich denen, die sein Vater kurz zuvor angesprochen hatte? Die Frage erledigte sich bereits wenige Sekunden später, als er auf dem Absatz kehrt machte, um ein letztes Mal zurück zu winken. Da sah er Miki Takeo bei den Steinen stehen, gerade damit beschäftigt, das aus der Reihe geratene Exemplar mit dem rechten Fuß zurück in die Linie zu schieben.
    Im diesem Moment fühlte Aiko zum ersten Mal eine tiefe Verbundenheit zu seinem Vater, der ihm früher, vor der Hirnoperation, stets fremd erschienen war. Mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen, stieg der Cyborg in den EWAT. Der Navigator, der ihn bereits erwartete, nickte nur kurz, schloss die Schleuse und verschwand wieder.
    Honeybutt ließ sich erst gar nicht blicken.
    Aiko machte das nichts aus. Zufrieden ließ er sich auf eine Bank im Laderaum nieder, die ihm seit dem Start in London als Sitzgelegenheit diente.
    Eine leichte Vibration unter den Sohlen zeigte an, dass der Flugpanzer abhob und Richtung Moska davon flog. Aiko öffnete den Reißverschluss seiner wattierten Jacke und lehnte sich entspannt zurück.
    Er fühlte sich gut, denn er hatte ein Ziel vor Augen, dessen klare, lineare Ausrichtung seinem mathematisch strukturieren Gehirn wohl tat. Was konnte ein Cyborg wie er schon mehr verlangen?
    ***
    Rumsfeld One, geheimer Weltratbunker in den Appalachian Mountains
    Nichts auf der Welt gebärdet sich so launisch wie das Schicksal, in dessen Natur es liegt, unentwegt Opfer von den Menschen zu fordern, ganz gleich, welchen Rang und welche Bedeutung sie besitzen. Selbst die mächtigsten Männer eines Landes bleiben nicht von lästigen Tätigkeiten verschont.
    Kenlocks Nachfolger persönlich einzuweisen, war so eine Tätigkeit.
    Wird Zeit, dass Garcia von seiner Mission zurückkehrt, dachte Arthur Crow missmutig, während er zum zweiten Mal in dieser Woche durch die Gänge des geheimen Regierungsbunkers stapfte. In seiner Begleitung befanden sich diesmal nicht nur zwei bewaffnete RoCops, sondern auch Ellen Moore, eine ledige und kinderlose Biologin, die hoffentlich weniger heimwehanfällig war wie Kenlock. Lieutenant Garcia ist in alles eingeweiht, er hätte diesen Trip übernehmen können. Aber hätte ich wegen seiner Abwesenheit den Kreis der Geheimnisträger erweitern sollen? Nein. Je weniger Leute von diesem Projekt wissen, desto besser, gerade in dieser schwierigen Lage.
    Im Prinzip konnte Ramon Jesus Garcia wahrscheinlich sowieso froh sein, das er zurzeit
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