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142 - Der Bluttempel

142 - Der Bluttempel

Titel: 142 - Der Bluttempel
Autoren: Michael M. Thurner
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du Narr! Du dringst in das Reich eines selbsternannten Gottes ein und erwartest, dass er andere an seiner Seite duldet?«
    »Ich geb’s ja zu – es war ein Fehler. Aber hör mir jetzt zu: Du musst Aruula unbedingt eine Nachricht von mir überbringen…«
    »Hast du es noch immer nicht aufgegeben, mich auf Pjotrs Speiseplan an die oberste Stelle zu bringen? Glaub mir – in seinem unersättlichen Hunger verschmäht er nichts und niemanden.«
    »Was macht er jetzt?«
    »Er schläft. Hat ausreichend gespeist und macht ein kleines Nickerchen. Auch ein Großteil seiner Adepten schnarcht. Deine Wächter habe ich mit einem erklecklichen Teil meiner Ware bestochen, um ein paar Minuten mit dir reden zu können. Das Blut mancher Vögel macht die Noskopzen trunken…«
    »Dann befreie uns! Rasch!«
    »Unmöglich!« Erschrocken wich der Vogelhändler einen Schritt zurück. »Nicht alle dieser Geschöpfe ruhen. Nie kann man sagen, hinter welcher Ecke das nächste lauert. Ich riskierte bereits mein Leben, indem ich hierher kam. Wenn der Oberste nur den geringsten Hinweis erhält, dass ich…«
    »Er kann dir doch nichts tun, oder? Er kann weder deine Gedanken lesen, noch dich beeinflussen.«
    »Scht, red nicht so laut! Nein, das kann er in der Tat nicht.«
    »Dann richte Aruula etwas von mir aus.«
    »Er würde es an dir bemerken, dass du eine Botschaft an mich weitergeleitet hast. Abgesehen von deinem bedauerlichen und schmerzhaften Ableben wäre ich das nächste Mal, wenn ich diesen heimeligen Ort beträte, genauso dran.«
    »Dann geh mit mir! Ich kann dafür sorgen, dass du für alle entstehenden Unkosten entlohnt wirst. Du könntest ein Leben in Saus und Braus leben – wenn du mir vertraust.«
    »Wäre ich in deiner prekären Lage, würde ich ebenfalls jedermann Himmel und Erde als Belohnung versprechen. Aber kannst du deine Zusicherungen auch einhalten?«
    Matt erlaubte sich ein kurzes Grinsen. »Du wärst kaum hier, Vogelhändler, wenn du dir nicht einen Gewinn erhoffen würdest.«
    »Da könntest du Recht haben.« Popovgeno grinste ebenfalls. Aber sein Lächeln geriet blass und ängstlich. »Also: Was hast du anzubieten?«
    »Alles, was du willst. Mein Freund, der Zaritsch von Moska, wird dir jeden Wunsch von den Augen ablesen.«
    Nun, das stimmte zwar nicht ganz, aber eine gewisse Interpretationsfreiheit über sein Verhältnis zu Mr. Black existierte allemal.
    »Du hast ein blödes Gesicht, Freund.«
    Matt wollte protestieren, aber der Vogelhändler ließ ihn nicht mehr zu Wort kommen: »Blödheit bedeutet in den Augen eines Händlers ein übergroßes Maß an Ehrlichkeit.« Er seufzte.
    »Ich bin ein Idiot, dass ich mich mit einem rechtschaffenen Narren einlasse. Nun erzähl schon: Was soll ich Aruula ausrichten?«
    Matt sagte es ihm.
    ***
    Die Flugandronen waren und blieben unruhig. Sie spürten so wie Aruula, dass unweit von ihnen etwas Unheimliches, Bedrohliches lauerte. Immer wieder wurde die Barbarin aus ihrem leichten Schlaf gerissen, den sie im breiten Sattel eines der Tiere verbrachte. Dann stand sie auf und teilte links und rechts der Mandibeln sanfte Schläge aus. Dennoch zogen und zerrten beide Andronen an den eng gelegten Dornenhalftern, stiegen abrupt auf die Hinterläufe hoch oder zirpten nervös mit ihren Reibstimmen.
    Die Stunden wollten und wollten nicht vergehen. Die Unruhe der Tiere übertrug sich immer mehr auf sie selbst, steigerte ihre Zweifel daran, richtig gehandelt zu haben.
    Die Nacht mochte vielleicht halb um gewesen sein, als sie mit einem Fluch auf den Lippen endgültig von der Androne sprang, ihre Ausrüstung überprüfte, umgürtete und den kurzen Weg zurück zum Tempeltor nahm.
    Ihr sechster Sinn leistete wieder einmal ausgezeichnete Dienste. Denn kaum nahm die Barbarin die unterste Stufe, öffnete sich vor ihr das Tor…
    ***
    Es war eine Verzweiflungstat, Aruula um Beistand zu bitten.
    Aber in dieser Situation half ihm all seine Vernunft nicht weiter. Matt fühlte sich wehrlos wie selten zuvor.
    Er musste darauf vertrauen, dass die Barbarin den telepathischen Angriffen Pjotrs mehr Widerstand als er entgegensetzen konnte. Dass sie und Popovgeno das taten, was er von ihnen verlangt hatte, dass sie ihre winzige Chance ergriffen… Wie er es auch drehte und wendete, sein schöner Plan schwirrte nur so von Wenns und Abers.
    »Was mache ich da nur«, murmelte er kopfschüttelnd vor sich hin. Er lieferte die Frau, die er liebte, einem unabschätzbaren Risiko aus, und tat damit genau das, was
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