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1416 - Das Gebot der Götter

Titel: 1416 - Das Gebot der Götter
Autoren: Unbekannt
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fest und begann seinen Atem zu kontrollieren. Vorsichtig äugte er in Richtung des Stangenbogens, der für die Mitglieder des Rates reserviert war. Die Stangen blieben noch leer, der Rat wartete, bis alle ihre Ebenen durchquert hatten und sich in ihren Mulden befanden.
    Zriengho blickte nach links und rechts, nach oben und unten. Er entdeckte Radonzu, der sich schräg über seiner Position auf einer Ebene befand, die sich dadurch auszeichnete, daß die Ruhewanne nicht in die Spitze der Ebene eingelassen war. Sie war als eine Art Fortsatz der Ebene vorgebaut. Der Auserwählte befand sich dem Rat folglich eine kleines Stück näher als alle anderen Bekassu.
    Zriengho seufzte innerlich. Er war nicht neidisch, aber er hätte sich gewünscht, einmal an der Stelle eines Auserwählten zu sein. Das Schicksal hatte es jedoch anders bestimmt, und der Bekassu hatte sich damit abgefunden. Je näher ein Auserwählter einem der Planeten kam, auf dem er das Ewigkeitsschiff erwarten wollte, desto höher stieg sein Ansehen, desto mehr Achtung wurde ihm von seinen Artgenossen entgegengebracht. Er wurde beinahe schon wie ein Gott behandelt, wenngleich es in der heutigen Zeit müßig war, über die Bedeutung des Wortes „Gott" zu diskutieren. Im Zeitalter der Raumfahrt und der Besiedlung anderer Sternsysteme stellte „Gott" mehr einen historischen Begriff dar als ein Synonym für eine Macht im Hintergrund. Es gab Atheisten, die den Begriff völlig ablehnten, aber auch sie kamen nicht darum herum, mit dem Begriff einen wesentlichen Teil des Fortschritts ihres Volkes zu verbinden.
    Endlich gewahrte der Kommandant Schatten zwischen den Ebenen. Die zwölf Mitglieder des Rates trafen ein. Nein, er täuschte sich. Es waren nur elf. Sie glitten unruhig durch die Schwerelosigkeit und landeten genau an den Biegungen der Stangen, die ihnen zugedacht waren.
    Zriengho erkannte den uralten Ajsinghau, der das Amt des Sprechers innehatte. „Ich heiße euch im Namen des Volkes willkommen", verkündete er mit leiser Stimme, kaum daß er Halt an seiner Sprecherstange gefunden hatte. „Ich begrüße besonders Radonzu, den Auserwählten. Wir wollen warten, denn noch befindet sich Gwerander nicht unter uns. Der Rat wird bald eintreffen."
    Zrienghos Gedanken begannen zu rebellieren. Die ganze Zeit wartete er darauf, daß ihm das Wort erteilt wurde. „Was ist, wenn die Fremden uns vernichten, während wir warten?" wollte er rufen. Im letzten Augenblick besann er sich. Er mußte sich beherrschen und der Würde des Rates Rechnung tragen. Also schwieg er.
     
    *
     
    Gwerander befand sich bereits auf dem Weg zur Kugel, als er innehielt. Es bestand keinerlei Notwendigkeit für ihn, sein Infratrotsehen zu aktivieren. Dennoch spürte er in sich das Verlangen, es zu tun.
    Das bedeutete auf alle Fälle, daß sich jemand in der Nähe befand, der sich ihm zugehörig fühlte.
    Gwerander wußte, daß dies nur eine Person sein konnte, nämlich Eheenza. Es widersprach aller Logik, denn Eheenza konnte sich nicht in Frilyan befinden. Das war einfach nicht möglich. Gwerander hätte es erfahren, wenn sein Kind mit einer der Fähren vom Planeten heraufgekommen wäre.
    Dennoch konnten ihn seine Sinne nicht täuschen. Er glitt weiter und stellte fest, daß seine Empfindungen immer stärker wurden, je weiter er sich dem Zentrum Frilyans näherte. Gwerander schwante Übles. Er beschleunigte seine Fortbewegung, stieß sich mit großer Heftigkeit an den Stangen ab und segelte schräg durch die Tunnel. Er erreichte eine der Kreuzungen. Ohne sein bewußtes Zutun schaltete er auf Infrarotsehen um und musterte die verschiedenen Einmündungen. Er entdeckte einen Körper, der weit vor ihm in der Richtung trieb, in die er sich bewegte.
    Hastig griff er an den Stangen um und folgte dem Körper. Er holte auf und stellte fest, daß der andere anhielt und ihm dann entgegenkam.
    Er war es also. Aber wie kam er in die Station?
    Mitten im Tunnel trafen die beiden Bekassu zusammen. „Eheenza, wie kommst du hierher?" Die Stimme des Rates drückte eine Mischung aus Tadel und Verwunderung aus. „Wir haben Alarm. Du müßtest längst in einem der Bunker unter der Oberfläche sein!"
    Es war Eheenza, sein einziges Kind. Er hatte es wohlbehütet auf Kassuban geglaubt, aber Eheenza hatte sich als unzuverlässig erwiesen. Gwerander beschloß, daß es nicht bei einem bloßen Tadel bleiben konnte. „Sei mir nicht böse, Eiter", sagte der junge Bekassu traurig. „Ich wollte dir nicht weh tun. Aber
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