Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1408 - Ein Tropfen Ewigkeit

Titel: 1408 - Ein Tropfen Ewigkeit
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Illusamen kaute - seiner Tagesration. „Was denn schon?", sagte Nim. „Durch den Schacht hinaus ins Nichts mit ihnen."
    „Und woher weißt du so gut Bescheid?"
    „Dummerchen, ich saß doch an der Quelle. Der Tod ist unausweichlich. Wer sein Limit erreicht hat, muß sterben. Das ist Gesetz - und es gilt für alle, wenn manche es für sich auch dehnen können.
    Aber wenn ein Neugeborenes unter die Nadel kam, bevor es noch das Leben kosten durfte, hat es mir jedesmal einen Stich versetzt. Gerade so, als hätte ich die Nadel bekommen."
    Und dann verriet ihm Nim, daß sie Einsicht in die Pläne genommen hatte und alle Schlupfwinkel im Bereich der Todeskammer und alle Schleichwege dorthin kannte.
    Crude hätte sie im Verdacht, daß sie ihm diese Einzelheiten nur erzählte, um in ihm die Idee zu pflanzen und sie ihn als seine eigene anerkennen zu lassen. Aber er machte ihr keinen Vorwurf deswegen, denn selbst wenn es ursprünglich ihre Idee gewesen war, so hatte er nun denselben Wunsch.
    Sie waren inzwischen so genügsam geworden, daß sie die Rationen auch durch drei teilen konnten.
    Er ließ sich von Nim alle Einzelheiten erzählen, zeichnete unzählige Pläne: und verwarf sie wieder, bis Nim sagte: „Besser könnte auch ein technischer Zeichner die Anlagen nicht festhalten." Und dann hatte er alle möglichen Varianten durchexerziert, wie man in die Todeszonen gelangen konnte, bis Nim meinte: „So könnte es gehen.".
    Aber es hatte noch vieler Überlegungen bedurft, um sich zur Tat zu überwinden, und vieler bohrender Klagen von seiten Nims von der Art: „Wenn wir nur doch noch die Genehmigung bekämen..."
    Das war blanke Illusion. Darum war er eines Tages aufgebrochen, um ein Kind zu rauben, das kein Recht auf Leben hatte.
    Es war alles gutgegangen - viel leichter, als er gedacht hatte... Und jetzt der Regulator!
     
    *
     
    Plötzlich erlosch der Lichtschein. Crude merkte es durch die vorgehaltene Hand hindurch und nahm sie von den Augen.
    Jetzt schleicht er sich an, dachte Crude.
    Er wollte das Gewicht des Neugeborenen auf den freien Arm verlagern ... da stieß er mit dem Ellenbogen ins Leere. In der Wand war ein Loch!
    Crude streckte den Arm aus, um die Größe der Öffnung zu ertasten. Sie war so tief, daß er den Arm der Länge nach darin versenken konnte, ohne an ein Ende zu stoßen. Aber dafür gab es einen festen, wenn auch eiskalten Boden.
    Jetzt wußte er, was zu tun war. Vielleicht wurde alles doch noch gut.
    Er drehte sich in der Enge der Nische langsam herum, bis er in günstiger Position war und Bomaz in die Öffnung schieben konnte.
    Crude erlaubte es sich, befreit aufzuatmen. „Nicht schießen", rief er mit zitternder Stimme. „Ich stelle mich."
    Er machte einen Schritt nach vorne, und plötzlich wurde ihm etwas Hartes in die Seite gerammt. Der Lauf einer Waffe. Der Regulator war unbemerkt bis an sein Versteck herangekommen. Das überraschte Crude nicht einmal, denn die Sicherheitsbeamten hatten Anzüge mit besonderer Ausrüstung und konnten sich perfekt abschirmen. Oder waren seine Sinne schon so schwach, daß er nicht einmal die Wärme eines Nebenmanns spüren konnte?
    Aber Bomaz' Körperwärme spürte er immer noch in der Armbeuge.
    Jetzt gab der Regulator seine Tarnung auf, und seine Ausdünstung traf Crude wie ein Schlag. Was mag dieser Schnüffler nicht nur alles in sich hineingestopft haben! Crude wurde ganz schlecht von dem warmen Geruch, und es erinnerte ihn daran, wie leer sein Magen war; er hatte alles, was er zu sich genommen hatte, herausgewürgt und Bomaz eingeflößt.
    Der Waffenlauf drückte immer noch in seine Seite. „Was haben wir denn da für einen seltsamen Wicht," sagte die Vielfraß-Stimme. „Was hast du hier zu suchen? Du weißt doch, daß du dich auf verbotenem Gelände bewegst? Oder bist du gar ein Alttoter oder ein Unsichtbarer? Dann hast du dich zu weit aus der Todeszone vorgewagt. Hier ist noch unser Revier."
    „Mir war kalt", sagte Crude zähneklappernd; das war nicht mal gespielt, denn er hatte erbärmliche Angst. Ihm fiel keine Lüge ein, die er als Chance sah, sich aus dieser Situation herauszureden. Er wollte nur die Aufmerksamkeit des Regulators von der Nische ablenken. „Und wo ist dein Komplize?" Die Handlampe flammte auf. Crude wandte sich mit schmerzenden Augen ab - er hatte gehört, daß einen das Licht der Schinderlampen in den Wahnsinn treiben konnte. „Ich habe doch die Herzschläge von zwei Personen geortet. Sieh an, was haben wir denn
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher