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14 - Geheimagent Lennet und der Scheintote

14 - Geheimagent Lennet und der Scheintote

Titel: 14 - Geheimagent Lennet und der Scheintote
Autoren: Vladimir Volkoff
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»Ich wollte mich erkundigen, ob der Senhor seit heute früh nicht doch seine Meinung geändert hat und mir immer noch rät, ein gewisses Foto zu veröffentlichen?
    Ich weiß natürlich, daß der Senhor gute Beziehungen besitzt, aber was nützen sie ihm schon, wenn dreißigtausend Jugendliche mit stumpfen Messern vor seiner Tür stehen…? Ich habe es mir überlegt, ich glaube, ich gehe nicht aufs Kommissariat, sondern veröffentliche das Foto in fünfhundert Exemplaren, die ich dann auf der Straße verteile!«
    »Das ist eine gute Idee«, sagte Otávio kühl. »Der Senhor hat dabei nur etwas vergessen. Oder vielmehr einiges vergessen, das wunderbar zusammenpaßt. Darf ich ihn daran erinnern, daß die Kommissariate Abhörapparate haben, an die manchmal auch die Telefone ausländischer Botschaften angeschlossen sind? Und daß die Polizisten, die an ihnen sitzen, manchmal Immobilienhändler als Freunde haben?«
    »Das weiß ich alles.« Ray verlor langsam die Fassung. »So könnte sich der Senhor zwei Bemerkungen überlegen: Erstens ist es sehr selten, wenn nicht außergewöhnlich, daß Tote ihre Freundinnen anrufen. Zweitens: Nichts ähnelt einem Toten mehr als eine Wachsfigur, selbst wenn sie von einem mittellosen, talentlosen, unbekannten und unintelligenten Bildhauer gemacht wurde. Im Augenblick behalte ich diese Überlegungen für mich, denn ich glaube, es liegt in unser aller Interesse, wenn diese Geschichte so schnell wie möglich vertuscht wird. Aber wenn man mich unter Druck setzt, kann ich mich auch zur Wehr setzen! Adieu.« Die Tür schloß sich mit einem lauten Knall, und Ray blieb nichts anderes übrig, als sich geschlagen zu geben. Er hatte sich mit Regina in einer Bar verabredet und wollte ihr die Fotokopie zurückgeben, die ihren Vater belastete. Er kam mit leeren Händen.
    »Otávio hat recht. Dein Raimundo ist ein Dummkopf. Vielleicht ist es besser, du heiratest keinen solchen Idioten.«
    »Was willst du jetzt machen?«
    »Ich gehe zu Augusto. Er scheint als einziger zu glauben, daß ich zu etwas nütze bin.«
    »Ich glaube das auch. Du bist ein begabter Bildhauer. Eines Tages wird es die ganze Welt wissen!«
    »Bist du immer noch entschlossen, Otávio zu heiraten?« fragte Raimundo betrübt.
    »Wenn es keine andere Möglichkeit gibt, ja.« Regina nickte.
    Ray kam um sieben Uhr abends vor dem Haus des Botschafters an und ging in den für den FND reservierten Raum. Er fand dort seine Freunde beim Kriegsrat vor. Die Sache stand schlecht.
    Nicht nur der Trauermarsch dauerte an – die Fans kamen per Zug, Auto oder Flugzeug, um ihr Idol zu sehen -, es gab eine neue Komplikation. Manche Brasilianer und vor allem Brasilianerinnen erklärten, Julio sei eigentlich Brasilianer gewesen, und folglich gehöre seine sterbliche Hülle weder den Franzosen noch den Italienern. Ergebnis: Sie veranstalteten einen Sitzstreik. Die brasilianische Polizei zögerte einzugreifen. Die Wachsoldaten hätten aufgrund ihrer zahlenmäßigen Unterlegenheit heftiger vorgehen müssen als es angebracht wäre. Der wütende Botschafter verlangte von Pontamadour, er solle einen Weg finden, um das Haus zu räumen. Noch schwerwiegender war, daß der Zylinder im Keller lag. Die Strahlung des radioaktiven Materials wurde zwar immer wieder überprüft, aber keiner wußte, wann es die gefährliche Grenze überschreiten würde.
    »Was ist denn nun der Zweck dieser Operation?« fragte Ray.
    »Den Zylinder in dem Sarg nach Frankreich zu expedieren.«
    »Und was hat Julio damit zu tun?«
    »Er verläßt Brasilien mit einem falschen Paß. Dann taucht er wieder auf.«
    »Mit welcher Erklärung?«
    »Er erzählt den Leuten irgendeine Terroristengeschichte. Die Fans nehmen sicher an, er habe es nur aus Reklamegründen getan, aber das ist unwichtig. Wir sagen, eine Wachsfigur wurde aufgebahrt, um ihn vor einer Bande, die ihn bedrohte, zu schützen. Wir sagen, daß die Statue von dir ist, Ray…«
    »Du meinst, Julio taucht erst in Frankreich wieder auf? Und ist von brasilianischen Terroristen bedroht worden? Die Geschichte gefällt mir überhaupt nicht!«
    »Hast du etwas Besseres vorzuschlagen?« fragte Gaston.
    »Erstens müssen wir die ganzen Fans aus dem Haus bekommen«, sagte Ray. »Da sie aber nicht freiwillig gehen, müssen wir… müssen wir die Sache anders machen.«
    »Ich fürchte, deine schönen Schlußfolgerungen helfen uns auch nicht weiter.«
    »Warte doch«, wehrte Ray ab. »Für Regina und mich kann ich nicht
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