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14 - Geheimagent Lennet und der Scheintote

14 - Geheimagent Lennet und der Scheintote

Titel: 14 - Geheimagent Lennet und der Scheintote
Autoren: Vladimir Volkoff
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bist…« 
    »Zeig!« Otávio streckte die Hand aus. Ray lächelte.
    »Wenn es nur das ist…«
    Er zeigte ihm ein Foto, auf dem sehr scharf Otávio Paíva Soares de Melo zu erkennen war, wie er mit einer Pistole in der Hand und mit zugekniffenem Auge hinter einem Busch versteckt stand. Man konnte ebenfalls das Marionettentheater im Flamengopark und eine menschliche Gestalt auf dem Boden erkennen.
    Otávios Blick wurde starr. Er faßte nach seiner linken Achselhöhle.
    »Mach dir keine Mühe«, sagte Ray. »Ich habe noch mehr davon. Das hier schenke ich dir. Ich habe noch zwei andere, die meine Freunde veröffentlichen, wenn mir etwas zustößt.«

    Otávio Paíva war auf dem Bild deutlich zu erkennen  
    Otávio überlegte einen Augenblick. Dann schüttelte er den Kopf, lächelte und gab das Foto zurück.
    »Das war also eine Falle, dieses Treffen? Aber warum Julio…? Nun, es ist egal. Geh zur Polizei, aber ich würde dir raten, vorher noch Radio zu hören, wenn du nicht willst, daß du zum Gespött von ganz Rio wirst. Auf Wiedersehen, Raimundo, ich bin müde und möchte schlafen.«
    Verblüfft und verängstigt verließ Ray das Haus. Was konnte das bedeuten? Am besten rief er jetzt erst einmal Lennet an. Die Nummer war besetzt. Also rief er Pontamadour an. »Ist Lennet da?«
    »Monsieur Pichenet? Moment bitte!«
    »Hallo, Ray. Neuigkeiten?«
    »Noch nicht. Was ist los?«
    »Eine Sekretärin, die Julio noch einmal sehen wollte, hat den Sarg aufgeschraubt. Die Leiche hat ihr nicht gefallen, und dann ist sie hinausgerannt auf den Hof und hat wirres Zeug erzählt. Jetzt belagern etwa zwanzigtausend Menschen die französische Botschaft, und es sieht beinahe nach einem Aufstand aus.«
    »Was wollen sie denn?«
    »Julio sehen, tot oder lebendig.«
    »Nun, dann schminkt ihn ein bißchen und legt ihn an Stelle des Dings in den Sarg. Mit seinem blassen Teint sieht er sicher ganz hübsch aus.«
    »Für ein paar Minuten, ja. Aber dann wollen die Leute sich alle von ihm verabschieden, an ihm vorbeidefilieren, das dauert Stunden.«
    »Das ist doch nicht anstrengend, wenn er ausgestreckt liegen kann. Hast du Angst, der kleine Julio könnte sich langweilen?«
    »Nein. Ich fürchte, er hält nicht durch. Stell dir das vor, nach den Ereignissen heute nacht?! Der Sarg, die Blumen, der wachsfarbene Tote… und plötzlich hatschi…!«
    »Du hast recht, das wäre dumm.«
    »Oder er bekommt einen Krampf, oder… Warte! Ray, apropos wachsfarben, mir ist gerade etwas eingefallen!«
    »Sehr großzügig deinerseits.«
    »Wir treffen uns in zwanzig Minuten bei dir.«
    »Warum?«
    »Weil jetzt alles von deinen Fähigkeiten abhängt!« Der Lotus konnte nur langsam aus dem Hof fahren. Schließlich mußte das Auto mitten auf der Straße halten.
    Julios Fans wollten ihn untersuchen. »Wir wissen genau, was passiert ist«, sagten sie.
    »Politische Gegner haben ihn umgebracht. Und jetzt wird seine Leiche auf den Schuttplatz gefahren.« Aber in dem Lotus fanden sie nichts, was einem Körper ähnlich sah. Lennets Aussehen wirkte vertrauenerweckend.
    Gaston erklärte diplomatisch: »Wir wollen Blumen holen, um die Bahre zu schmücken. Dann könnt ihr die Leiche sehen, ich verspreche es euch!«
    Eine halbe Stunde später ließ man den Lotus ohne Schwierigkeiten wieder passieren. Er war voller prächtiger, tropischer Blumen, und keiner kam auf die Idee, unter die Blumen zu schauen.
    Die jungen Leute waren vielleicht seit einer Viertelstunde zurück, als Pontamadour zum Botschafter gerufen wurde.
    »Alles was hier abläuft«, sagte seine Exzellenz, »kommt mir allmählich lächerlich vor. Wenn der Geheimdienst mich bittet, für ein paar Tage nach Rio zu kommen, kann ich kaum ablehnen, aber ich warne Sie! Wenn nicht innerhalb kürzester Zeit die Ordnung wiederhergestellt wird, könnten Sie vielleicht selber logistische Unterstützung brauchen.«
    »Herr Botschafter, mit Ihrer Erlaubnis werden in fünf Minuten die Tore geöffnet, und das Volk kann der sterblichen Hülle des Sängers die letzte Ehre erweisen.«
    »Wie bitte? Sie haben ihn gefunden? Aber was hat dann die kleine Montdidier erzählt?«
    »Eine Halluzination, Ihre Exzellenz, in ihrem maßlosen Schmerz.«
    »Zum Teufel mit der Halluzination, wenn nur die Ordnung wiederhergestellt wird.« Fünf Minuten später wurde, wie der junge Diplomat versprochen hatte, das Tor geöffnet, und die Menge drängte in den Hof. Der »Prinzgemahl« lag mit geschlossenen Augen, wachsbleichem
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