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14 - Geheimagent Lennet und der Scheintote

14 - Geheimagent Lennet und der Scheintote

Titel: 14 - Geheimagent Lennet und der Scheintote
Autoren: Vladimir Volkoff
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wo wir uns zum erstenmal geküßt haben. Für immer Dein.
    Niemand fühlt sich gern betrogen. Otávio litt nicht, aber er war in seiner Eitelkeit, in seinem Ehrgeiz getroffen.
    Wenn Regina, wie es in der Unterhaltung am Morgen den Anschein hatte, sich keine Sorgen mehr um ihren Vater machte, war die berüchtigte Fotokopie wertlos geworden.
    Er konnte sich dann nur noch rächen, nicht aber gesellschaftlich aufsteigen. Es mußte schnellstens alles in Ordnung gebracht werden.
    »Tut mir leid«, sagte Otávio gefaßt und gab das Papier zurück. »Ich kann und will nichts unternehmen. Erstens ist Regina ein freier Mensch. Wenn sie mich nicht mehr liebt, werde ich mich damit abfinden müssen.« Er richtete sich würdevoll auf und begleitete die vier Mädchen an die Tür.
    »Wir haben alles falsch gemacht! Auguste ist mit uns bestimmt unzufrieden!« rief Saxinette, als die Tür hinter ihnen geschlossen wurde.
    »Jetzt heult nicht!« antwortete Klarinette. »Ich glaube, er hat angebissen! Was Auguste jetzt macht, ist seine Sache!«

Schüsse in der Nacht
    Julios dritter und letzter Auftritt hatte einen so durchschlagenden Erfolg, daß die Journalisten ihn mit einem Fußballspiel verglichen, einer Sportart, die die Brasilianer bekanntlich mehr als alles andere begeistert.
    Julio hatte am gleichen Tag ein neues Lied gedichtet und vertont, das wie rasend beklatscht wurde.
    Chantal, du bist bezaubernd, Aimée, du bist liebenswert, Toutune, du verwirrst mich, Aber ihr seid alle nicht wie Gina.
    Pauline, du bist höflich, Juliette, du bist hübsch, Aber ich, ich liebe Gina.
    Lola? Ich umarme sie, Babette? Ich küsse sie, Aber alle sind nicht so.
    Wie Gina, die ich liebe.
    Heuchler! dachte Otávio in seinem Stuhl. Du willst nur Regina und ihre Millionen! Aber warte! Du spielst nicht mehr lange den Casanova!
    Der Auftritt ging in einer allgemeinen Hysterie zu Ende.
    Das Essen bei Nino war nicht so gelungen wie sonst: Jeder mußte eine Rolle spielen, und eigentlich amüsierten sich nur die vier Mädchen, als ob nichts gewesen sei.
    Otávio entschuldigte sich zuerst: er habe eine wichtige Verabredung. Sollte er Regina am Flugplatz absetzen, wo sie ihre Tante abholen wollte? Nein, es war noch zu früh.
    Also ging er allein.
    Raimundo verabschiedete sich als zweiter.
    »Ray! Bist du verrückt geworden? Wir haben noch nicht einmal die Krebse gegessen!« schimpfte Saxinette.
    »Eßt sie ohne mich; mir geht es heute nicht gut.«
    »Ich bin müde«, erklärte Regina. »Kannst du mich nach Hause bringen?«
    Julio sah kurz zu Lennet hinüber, der auf seine Uhr schaute. Es war nach eins. Er nickte mit dem Kopf. Der Prinzgemahl war vielleicht etwas blaß, aber beherrscht, und stand auf.
    »Ich komme wieder. Eßt ohne mich weiter«, sagte er.
    Lennet folgte ihm und sie gingen auf die Toilette. Durch eine Seitentür gelangten sie ins Freie. Dort standen keine Fans, und sie stiegen unbeobachtet in einen dort abgestellten gemieteten Volkswagen. Lennet fuhr.
    Der riesige Flamengopark liegt direkt am Wasser.
    Zwischen den Palmen sieht man den weißen Sandstrand und die Bucht von Guanabara. Zu den zahlreichen Attraktionen dieses Parks gehören in modernem Stil erbaute Denkmäler, ein Restaurant, eine Tanzfläche und ein Marionettentheater. Lennet parkte den VW neben dem Theater.
    »Jetzt bist du dran, Julio. Der wichtigste Auftritt deines Lebens. Ich weiß, du wirst es schaffen. Vergiß nicht, dich wie ein ungeduldig wartender Liebhaber zu benehmen.«
    »Gib mir meine Gitarre. Vielleicht geht es dann besser.«
    »Bist du wenigstens sicher, daß er die Walther nimmt, die nicht funktioniert?« fragte Julio zögernd.
    »Es ist eine der besten Pistolen, die es gibt. Ich kann mir nicht vorstellen, daß er sie gegen eine andere umtauscht.
    Wenn ich mit dir tauschen könnte, würde ich es gern tun, das weißt du.«
    »Ich weiß. Aber ich habe keine Angst. Leb wohl, Lennet.
    Und wenn wir uns nicht mehr wiedersehen sollten, vergiß nicht, daß ich weiß, was ich tue.«
    Beide drückten sich die Hand, und Julio stieg aus dem Auto. Lennet sah, wie er festen Schrittes zum Theater hinüberging. Lennet stieg ebenfalls aus und folgte seinem Freund. Der Park schien völlig verlassen. Julio ging auf das hell erleuchtete Theater zu. Er spielte ein paar Akkorde auf seiner Gitarre. Ein paarmal schaute er sich suchend um, als ob er auf jemand warte. Lennet war aufs äußerste gespannt. Wenn nun Otávio nicht kam?
    Plötzlich knallte ein Schuß. Julio zuckte zusammen,
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