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1399 - ESTARTU

Titel: 1399 - ESTARTU
Autoren: Unbekannt
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sich breit. Forschung und Entwicklung lagen brach. ESTARTU kannte die Symptome. In technischer und wissenschaftlicher Hinsicht würden die 22 Völker während der kommenden Jahrzehntausende auf der Stelle treten. ESTARTU hatte ursprünglich gemeint, die Hilfe, die sie der Kansahariyya leistete, brauche nur aus Denkanstößen zu bestehen, die den Wissenschaftlern des Bundes den richtigen Weg wiesen. Viel, hatte sie geglaubt, sei nicht zu tun. Ein Hinweis auf die ungeheuren Energiemengen, die in den Kosmonukleotiden des Moralischen Kodes schlummerten, ein paar wohlgemeinte Ratschläge bezüglich der Erzeugung angeregter hyperenergetischer Zustände und brauchbarer Mechanismen des Energietransfers -mehr könne doch wohl nicht erforderlich sein.
    Jetzt sah sie, daß sie sich getäuscht hatte. Die Gehirne der Experten waren leergebrannt.
    Die hohen Schulen der Kansahariyya förderten nichts Neues zutage. Das Projekt Meekorah - der Name existierte damals schon - würde der ständigen Leitung und Beaufsichtigung bedürfen. Allmählich entstand in ESTARTUS Bewußtsein der Plan, dem das Projekt dann 50.000 Jahre lang folgte. Denn auch das erkannte sie nun: Das Projekt konnte nicht so rasch abgewickelt werden, wie sie ursprünglich vorgehabt hatte.
    Es würde sich über lange Zeit dahinziehen. Mittlerweile fuhr das sterbende Universum fort zu kontrahieren. Das Hexameron leistete dem Kollaps mit allen Mittel Vorschub.
    Nicht mehr lange, und die Temperatur des kosmischen Hintergrunds würde auf solche Werte steigen, daß das All in düsterem Rot zu glühen begann. Das Projekt Meekorah mußte abgeschlossen sein, bevor die Hitze alles organische Leben tötete. Damit lag der spätestmögliche Termin für den Transfer der Galaxis Hangay ins Standarduniversum qualitativ fest. In Jahren allerdings konnte ESTARTU ihn damals noch nicht angeben.
    Die Länge der Zeitspanne, die bis zum Beginn des Wärmetods noch verstreichen würde, hing davon ab, wie und mit wieviel Nachdruck das Hexameron den Kollaps Tarkans förderte.
    Bei der vorherrschenden geistigen Apathie der Kansahariyya-Völker würde es schwierig sein, das Interesse am Projekt Meekorah über so lange Zeit lebendig und wach zu erhalten. ESTARTU erkannte die Notwendigkeit, ein Zeichen zu setzen, ein Signal zu geben, das die Völker des Bundes überzeugte, daß es tatsächlich möglich war, die Grenze zwischen den Universen zu überwinden.
    Dieses Vorhaben mußte zuerst in die Wege geleitet werden. Es ging darum, das Signal so früh wie möglich zu geben, damit die Begeisterung der Völker des Bundes nicht erlosch. ESTARTU machte sich sofort an die Arbeit.
    Hen-Kwa war unzufrieden.
    Den ganzen Vormittag über hatte er sich damit beschäftigt, ein Programm zu entwerfen, mit dem er auf dem Bildschirm ein geometrisches Gebilde, z. B. einen Würfel, einer vierdimensionalen Rotation unterziehen konnte. Das war ihm schließlich gelungen, und das Ergebnis konnte sich durchaus sehen lassen. Wenn der Würfel im vierdimensionalen Raum rotierte, veränderte sich seine Größe. Manchmal sprang er auch von einem Ort an den ändern. Zeitweise war er ganz verschwunden. Mit Hilfe des Programms ließ sich gut demonstrieren, daß der kartanische Verstand nicht in der Lage war, vierdimensionale Vorgänge anschaulich zu erfassen.
    Warum war Hen-Kwa unzufrieden?
    Er hätte gern produktive Arbeit geleistet. Die Beschäftigung mit dem rotierenden Würfel war reiner Zeitvertreib. Er hätte an der Spezifikation des Projekts Meekorah arbeiten sollen. Aber dazu brauchte er die Daten, die das Komitee Arbeitsvorbereitung zu erstellen hatte, und von Deng-We, dem Vorsitzenden des Komitees, war heute in aller Frühe die Nachricht gekommen, daß die Bereitstellung der Daten noch eine Zeitlang auf sich warten lassen würde. Eine Woche vielleicht, hatte Deng-We gemeint, womöglich auch zwei.
    Hen-Kwa durfte sich Leitender Projektingenieur nennen, seitdem die Arbeitsgruppe Meekorah ihn zum Vorsteher gewählt hatte. Es lastete große Verantwortung auf seinen Schultern. Manchmal meinte er, von dem Gewicht erdrückt zu werden, und heute morgen, als Deng-We anrief, hatte er sich bei dem schändlichen Gedanken ertappt, es sei eigentlich recht angenehm, wenn er sich mit der Spezifikation noch ein wenig Zeit lassen könne. Das war defätistisches Denken! Er durfte nicht müde werden. Er hatte rastlos und ungeduldig zu sein. Das Schicksal der Völker der Kansahariyya hing davon ab, daß das Projekt Meekorah zielstrebig und
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