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1397 - Der Vampir und die Wölfe

1397 - Der Vampir und die Wölfe

Titel: 1397 - Der Vampir und die Wölfe
Autoren: Jason Dark
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die Oberhand gewonnen, aber die helle Fläche war dabei, zu verschwinden. Von Osten her schob sich eine graublaue Wand immer näher. Die ersten Anzeichen der Dämmerung, der bald darauf die Dunkelheit folgen würde. Dann würde er sich besser fühlen.
    Sonne und Tageslicht brachten ihm zwar nicht um, doch wenn Mallmann ehrlich gegen sich selbst war, dann war es die Nacht, die sein wahrer Freund war.
    Die folgende Nacht würde eine besondere werden, denn der Himmel würde klar sein, und es würde sich auch der Mond abzeichnen. Zwar im Abnehmen begriffen, aber noch nicht zur Sichel reduziert.
    Das gefiel ihm. Ein klarer Nachthimmel, der blasse Schein, der Schnee, der zusätzlich reflektierte. Eine Nacht wie für ihn geschaffen. Er hatte zahlreiche Nächte in der letzten Zeit erlebt, in der er sich verkrochen hatte, doch das war jetzt vorbei.
    Ob seine alte Stärke bereits voll zurückgekehrt war, wusste Will Mallmann nicht, aber er dachte an seinen Sieg über die Wölfe. Sie waren vor ihm geflohen, doch seine Flucht war vorbei, denn er hatte das Verkriechen in einem Versteck für sich persönlich als eine Flucht angesehen.
    Er ging durch den Wald. Er musste sich wieder erst an die normalen Gehbewegungen gewöhnen, und er dachte auch daran, sich selbst zu testen. Besonders stolz war er darauf gewesen, sich innerhalb einer kurzen Zeit in eine Fledermaus verwandeln zu können. Nicht in einen kleinen Flattermann, sonder in ein großes Tier, das wie ein unheimlicher Schatten über den Himmel segeln konnte.
    Ob das noch so passieren würde wie vor der Verletzung, das war für ihn die große Frage. Aber er setzte darauf. Es sollte alles so weiterlaufen.
    Für ihn gab es eine Zukunft. Nur nicht mehr an die Vergangenheit denken.
    Es machte ihm Spaß, seine Gedanken nach vorn zu richten. Hin und wieder leckte er über die trockenen Lippen, und er dachte daran, dass bald wieder eine Zeit zurückkehren würde, in der er die Blutstropfen der Menschen von den Lippen lecken konnte.
    Hin und wieder hielt er sich an den kalten gefrorenen Ästen fest, um besser voranzukommen. Manchmal war sein Gewicht zu hoch.
    Dann brach der Ast, und ein Laut erklang, als wäre ein Schuss gefallen.
    Das alles störte ihn nicht. Kein Wolf erschien, als er durch den Wald ging. Es gab in den Karpaten große, dichte Waldstücke. Irgendwann würde auch dieses ein Ende haben. Nach seiner Flucht war er einfach tief in die dunkle Landschaft hineingelaufen, ohne darauf zu achten, wohin er rannte. Es gab nur wenige Straßen, aber es existierten manchmal Pfade, die irgendwann an einer Straße endeten.
    Der Gedanke an den Pfähler drang wieder in seinen Kopf. Er fluchte vor sich hin. Dieser üble Typ hatte tatsächlich dafür gesorgt, dass er in diesen Zustand geraten war. Deshalb brannte in ihm der Wunsch, Marek noch einmal gegenüberzustehen, um Rache zu nehmen.
    Dracula II musste kichern, als er sich vorstellte, welche Augen der Pfähler wohl gemacht hatte, als sein Feind nicht mehr dort lag, wo er ihn zurückgelassen hatte.
    Der Pfähler würde sauer sein, wütend, aber auch eine gewisse Furcht spüren, denn er musste immer damit rechnen, dass der Totgeglaubte plötzlich bei ihm erschien.
    Das hatte Dracula II auch vor. Zunächst aber musste er sich um sich selbst kümmern.
    Er kämpfte sich weiter durch den Wald und trat dabei in den hart gefrorenen Schnee. Er hörte das Eis unter seinen Füßen brechen, und er sackte manchmal verdammt tief ein.
    Aber das hielt den Vampir nicht auf. Er vertraute auf sein Gefühl.
    Irgendwann würde er die Straße erreichten, denn im Kreis war er nicht gelaufen.
    Und dann hörte er das Heulen…
    Mallmann blieb stehen. Er spürte keinen Schauer, keine Angst, aber eine gewisse Spannung war schon da. Der Vampir bewegte seinen Kopf, um zu peilen, aus welcher Richtung das Heulen stammte, aber er fand nichts heraus.
    Es waren die Wölfe, und er glaubte jetzt daran, dass sie seinen bisherigen Weg begleitet hatten.
    Es gab für ihn noch einen Vorteil, denn der Wald hatte sich gelichtet. Die Räume zwischen den Bäumen waren größer geworden.
    Lücken taten sich auf. Er konnte fast normal weitergehen. Jetzt war der Blutsauger sogar darauf gefasst, einen Weg zu erreichen.
    Auf einmal waren die Schatten da.
    Er hatte die Wölfe zuvor nicht gesehen, doch jetzt huschten sie heran. Sie waren schnell. Er hörte ihr Hecheln, ihr Knurren. Er sah den kondensierten Atem vor ihren Mäulern, die gelben Lichter, die wie geschliffene Kristalle
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