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1396 - Die verborgene Welt

Titel: 1396 - Die verborgene Welt
Autoren: Unbekannt
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haben, denn erstens glaubte die Macht der Sechs Tage, daß sie ESTARTU vernichtet hatte, und zweitens hätte sich ESTARTU wohl gewiß würdigere Träger ihres Erbes ausgesucht als ausgerechnet die Benguel.
    Als das Erbe endlich so gleichmäßig auf eine so große Zahl von Individuen verteilt war, daß es keine unerträgliche Last mehr bedeutete, zeigte es sich, daß mit der Last auch das Wissen um das Erbe in den Hintergrund trat. Die kleinen Kinder vergaßen, woher sie stammten und wer sie erschaffen hatte, und da es nicht länger nötig war, nach weiteren Trägern des Erbes zu suchen, vergaßen sie auch, wozu eine solche Suche überhaupt dienen sollte.
    Die Benguel ihrerseits hatten all dies sowieso niemals gewußt, denn ihr Anteil an ESTARTUS Erbe war von Anfang an so klein gewesen, daß sie es nie als Last empfunden und sich daher auch nicht den Kopf darüber zerbrochen hatten.
    Die meisten kleinen Kinder blieben auf Ushindi. Andere durchstreiften die Weiten der Galaxis Hangay, scheinbar ohne Sinn und Ziel. Die Benguel zogen von Planet zu Planet, und ihre Zahl wuchs. Auf fast jedem Planeten blieben einige von ihnen zurück, und wenn ihre Zeit gekommen war, würden die, die zurückgeblieben waren, eigene Intelligenz entwickeln.
    Die Benguel und die kleinen Kinder warteten auf die Zeit der Reife - auf jenen Augenblick, an dem sich ESTARTUS Werk vollenden würde. Aber sie waren sich dieser Tatsache nicht bewußt. Ihre Unwissenheit schützte sie besser als alles andere vor den Nachstellungen ihres Feindes, der Macht der Sechs Tage.
    Und da sie nicht einmal wußten, daß und worauf sie warteten, konnten sie auch keine Ungeduld entwickeln.
    Auch das diente ihrem Schutz.
    Unbeschwert sollten sie ihr Leben führen, denn so hatte ESTARTU es geplant. Zuviel Wissen wäre eine Gefahr für die kleinen Kinder und die Benguel gewesen.
    Die Zeit der Reife würde von selbst kommen. „Und die Zeit der Reife kommt", sagte Hirdals seltsame Stimme. „Der Augenblick naht, in dem das Werk vollendet wird."
    Aber es gab keine Bilder, die zeigen konnten, was man unter der Zeit der Reife und dem Werk, das vollendet werden sollte, verstehen mußte.
    Hirdals Geschichte war beendet und ihre Existenz somit auch - so jedenfalls verstanden es alle, die ihr zugehört hatten. Ihre Stimme verklang, ihre Konturen verschwammen.
    Dann löste sie sich auf und verschwand.
    Nikki Frickel fühlte sich, als sei sie in einem langen Traum gefangen, aus dem sie sich erst mühsam lösen mußte. Sie hätte sich gewünscht, daß sie langsam erwachen und im Erwachen den vielen noch ungelösten Fragen nachspüren konnte. Sie wünschte sich, sie hätte diesen Traum festhalten können, um keine noch so winzige Kleinigkeit jemals zu vergessen.
    Noch halb benommen, öffnete sie die Augen.
    Die Sonne schien vom strahlend blauen Himmel herab, aber ihr Licht schien sich zu verdüstern, wenn es diesen Ort traf. Zu Tausenden lagen Benguel am Boden, und zwischen ihnen standen und lagen die Toto Duga - ESTARTUS kleine Kinder. Es war ein Anblick der Verwüstung, der Nikki Frickel unwillkürlich an die Schlachtfelder alter Zeiten denken ließ.
    Sie wußte von Waliki her, daß die Benguel bald zu sich kommen würden - sie waren nicht tot, auch wenn sie so aussahen. Und die „kleinen Kinder" konnten ohnehin nicht sterben, denn sie waren Maschinen.
    Und doch war etwas in ihnen gestorben - sowohl in den Benguel als auch in den Robotern. Die Benguel würden nie wieder imstande sein, in ihren Raumschiffen von Planet zu Planet zu ziehen, und die Toto Duga waren nur noch einfache Roboter wie Alpha, der Befehle befolgte und keine eigene Initiative entwickeln konnte.
    Nikki Frickel ahnte jetzt, woran das lag.
    ESTARTUS Erbe.
    Es hatte den Toto Duga das verliehen, was sie von allen anderen Robotern unterschied, und es hatte die Benguel intelligent gemacht - zumindest in einem gewissen Rahmen.
    Sie erschrak bei diesem Gedanken. Wenn die Roboter und die Benguel ihren individuellen Anteil an ESTARTUS Erbe verloren hatten - was für ein Verlust mußte das sein.
    Und wozu das alles?
    Zweifellos hing es mit Hirdal zusammen, mit ihrem Erscheinen und der Geschichte, die sie erzählt hatte.
    Wenn dies der Preis dafür war, daß sie endlich die langersehnten Informationen über die Toto Duga erhalten hatten, wenn dafür tatsächlich ein Teil von ESTARTUS Erbe draufgegangen war - dann hätte Nikki Frickel lieber auf Hirdals Geschichte verzichtet.
    Irgend jemand schrie etwas. „Halt!
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