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1395 - Das Vermächtnis des Vaters

1395 - Das Vermächtnis des Vaters

Titel: 1395 - Das Vermächtnis des Vaters
Autoren: Jason Dark
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oder ihr anders geholfen, doch es war leider nicht möglich. So musste sie mit sich selbst zurechtkommen, bis es ihr wieder besser oder normaler ging.
    Mühsam hob sie beide Arme und legte die Handflächen gegen ihr Gesicht. Für einige Sekunden verdeckte sie auch die Augen, bevor die Hände nach unten sanken.
    »Kannst du reden?«
    Ich hörte sie leise lachen. Sie versuchte es. Es glich mehr einem Krächzen. Dann war die Kehle frei, und sie schaffte zumindest ein Flüstern.
    »Ich… ich … konnte nichts dafür, John.«
    »Das weiß ich doch. Aber bist du in der Lage, dich zu erinnern?«
    »Ich weiß nicht.« Ihre Lippen zuckten. »Es ist, als wäre mein Geist von einem dicken Nebel eingehüllt. Ich sehe etwas, aber ich kann es nicht richtig erkennen. Die Erinnerung ist noch innerhalb der Nebelwolken vergraben.«
    »Lass dir Zeit.«
    »Ja, das wäre wohl besser…« Wieder musste sie sich räuspern.
    »Ich habe noch immer das Gefühl, nicht ich selbst zu sein. Irgendwie ist alles tief dunkel, und nur allmählich graut es auf.«
    Nach einer halben Minute ging es ihr so viel besser, dass sie sich aufrichten konnte. Sie blieb jetzt etwas aufrechter sitzen und schlug noch mal die Hände vor das Gesicht. Nur wirkte diesmal die Geste anders auf mich. Nicht mehr so verlegen, sondern ganz bewusst. Da kramte Jane in ihrer Erinnerung herum.
    »Sollen wir in den Ort fahren und dort etwas trinken? Wasser oder einen Kaffee?«
    »Nein, nein, hier ist es schon okay.«
    »Aber niedergeschlagen hat dich niemand – oder?«
    Jane atmete tief ein. Die Antwort schien ihr nicht leicht zu fallen.
    »Nein oder ja. Ich kann es nicht genau sagen. Es ging alles so verdammt schnell. Plötzlich war ich wie aus dem normalen Leben gerissen. Da war nichts mehr.«
    »Und wie ist es genau zu diesem Nichts gekommen, Jane? Kannst du dich daran erinnern?«
    »Das ist schwer.«
    Ich glaubte ihr aufs Wort, und deshalb wollte ich recht langsam vorgehen. »Lass dir Zeit, Jane. Irgendwann wir die Erinnerung zurückkehren.«
    »Sie ist bereits da.«
    »Und weiter?«
    »Ich bekomme sie nur noch nicht in die Reihe. Da wird noch einige Zeit verstreichen.«
    »Die wir nicht unbedingt hier verbringen sollten.«
    »Ja, das wäre nicht schlecht.«
    »Oder soll ich dich zuvor zu einem Arzt bringen?«
    »Nein, nein, auf keinen Fall. Ich werde mich schon wieder bekrabbeln.«
    »Wie geht es dir denn?«
    »Du wirst es kaum glauben, John, aber mir ist wirklich übel.«
    »Was dein Erinnerungsvermögen zusätzlich stört.«
    Sie lächelte. »Gut erfasst.«
    Es war wirklich besser, wenn wir den Platz hier verließen. In Lauder gab es die eine oder andere Gaststätte, in der wir etwas trinken konnten. Nach einer kleinen Sanierung hatte sogar ein Bistro eröffnet, in dem ich schon öfter gesessen hatte.
    Als ich den Motor anließ, schnallte sich Jane Collins an. »Bitte, lass nur frische Luft hinein. Ich will das schwammige Gefühl aus meinem Kopf bekommen.«
    »Wie du willst, Jane.«
    Auf der Fahrt in den Ort sprach ich nicht mit ihr. Dafür hing ich den eigenen Gedanken nach, die nicht eben positiv waren. Es war etwas passiert, und es war nicht grundlos geschehen. Ich dachte auch daran, dass sich Jane Collins wieder erinnern würde. Aber die Fragen, was da passiert war und wer mir auf der Spur war, bereiteten mir schon gewisse Sorgen, die wie eine drohende Wolke im Hintergrund schwebten…
    ***
    In Lauder einen Parkplatz finden, war kein Problem. Auch wir brauchten nicht zu suchen und fanden ihn in der Nähe des Bistros.
    Über der Tür war ein Weihnachtsbaum aus Leuchtstoffröhren angebracht, und im Schaufenster hingen künstliche Tannengirlanden, in denen kleine Lichter blinkten. Die Geschmäcker waren eben verschieden.
    Ich stieg aus und öffnete Jane die Tür. Sie war noch immer nicht fit. Es ärgerte sie zwar, dass ich ihr beim Aussteigen half, aber sie war letztendlich doch froh, sich an mir festhalten zu können.
    »Schwindel?«
    »Ja…« Tief atmete Jane durch. »Aber ich bekriege mich schon wieder.«
    »Das hoffe ich doch.«
    »Komm, ich habe Durst.«
    »Wasser oder Kaffee?«
    »Am besten beides.«
    »Sehr wohl, Madam.«
    Jane hakte sich bei mir ein. Bevor wir das Bistro betraten, schaute ich mich um. Jane fiel es auf. Sie legte ihre Hand auf die meine und hielt mich davon ab, die Tür aufzustoßen.
    »Was ist denn?«
    »Ich möchte dich nur kurze was fragen.«
    »Bitte.«
    »Ich bin zwar leicht angeschlagen, aber mir ist trotzdem aufgefallen, dass du dich
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