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1375 - Wächterin der Toten

1375 - Wächterin der Toten

Titel: 1375 - Wächterin der Toten
Autoren: Jason Dark
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Fleisch.
    Sie kamen!
    Johnny saugte trotz der stinkenden Luft scharf den Atem ein. Für einen Moment schwindelte es ihm, weil er daran dachte, welches Schicksal ihm bevorstehen konnte, doch das alles trat in den Hintergrund, als die Kraft aus dem Jenseits das Kommando übernahm.
    Johnny hatte nicht gesehen, woher das bleiche Licht kam, das den Raum erfüllte. Es war einfach da. Es drehte sich. Es wirbelte umher, und es lenkte Johnny von den beiden Zombies ab, sodass er einen Blick in die Runde warf.
    Es wurde ihm alles klar. In dieser Sekunde erkannte er die Wahrheit. Jessica Lintock hatte ihre Heiligen- und Engelfiguren nicht nur gesammelt, um sie als Schmuckstücke im Raum stehen zu lassen, nein, sie besaßen eine besondere Aufgabe, und es steckte zudem etwas Besonderes in ihnen.
    In all diesen Figuren und Exponaten war der Geist der Toten gefangen. Sie hatte darin ihr Erbe hinterlassen, um vielleicht die Menschen zu schützen.
    Jetzt drang es nach außen. Sie hatten ihre Meisterin als Geist gesehen. Jetzt wussten sie, was sie zu tun hatten. Befehle brauchten sie nicht zu bekommen. Es strahlte dieses blasse Licht an ihnen ab, in dem auch Johnny stand und sich vorkam wie ein bleiches Gespenst.
    Auch die Ghouls wurden aus dem Dämmerlicht hervorgeholt. Sie gingen keinen Schritt mehr weiter und standen auf dem Fleck, als wären sie zu Salzsäulen erstarrt.
    Das Licht war ihr Feind. Und ein weiterer Feind stand hinter ihnen. Für sie nicht zu sehen, dafür jedoch für Johnny Conolly umso besser. Ihn überkam beinahe sogar der Eindruck eines anderen Bildes. Als wäre die Gestalt der Großmutter zu einem normalen Wesen geworden, so klar und scharf zeichnete sie sich ab.
    War es eine alte Frau?
    Nein, es war eine jüngere Person. Sie schien sich nach dem Tod verändert zu haben, denn sie stand irgendwie alterslos und neutral vor dem jungen Conoliy.
    Er blickte in ihre Augen, die auch jetzt aussahen wie dunkle Knöpfe. Um sie herum baute sich das Gesicht mit der bleichen Haut auf. Er sah die halblangen Haare, die ebenso bleich waren wie die ihrer Enkelin, und immer stärker stieg in ihm die Erkenntnis hoch, dass Clara und ihre Großmutter sich wie ein Ei dem anderen ähnelten und vielleicht sogar ein und dieselbe Person waren.
    War das möglich?
    Sie lächelte ihn an. Die Lippen, der Mund, das alles gehörte doch zu Clara…
    Dann griff sie ein.
    Eine Bewegung ihrer Arme. Das Anheben. Das Vorschieben in Schulterhöhe. Das Ziel suchen und es auch finden.
    Johnny bekam dies überdeutlich mit. Er sah auch die Berührung der feinstofflichen Gestalt mit den Ghouls. Zugleich vernahm er die leise Stimme.
    »Es ist lange genug gewartet worden. Ich hatte gedacht, euch in Schach halten zu können oder euch schon zu meinen Lebzeiten zu vernichten. Ich habe mich auf dem Friedhof begraben lassen, um das Böse in Schach zu halten oder es zu vernichten, was mir leider nicht gelungen ist. Aber ich habe nicht aufgegeben und meinen Plan über den Tod hinaus verfolgt. Jetzt ist das Ende erreicht. Noch einmal werde ich diese Kraft nicht bekommen, und sie setze ich nun ein. Die Welt hier draußen soll den Frieden bekommen. Die Menschen müssen wieder ohne Angst leben können…«
    Was sie damit meinte, das sah Johnny in den nächsten Augenblicken, denn beide Ghouls erwischte die Kraft aus dem Jenseits. Ein blass-bleiches Licht baute sich plötzlich zu einem hellen Strahlen auf, und Johnny dachte an das Kreuz seines Paten John Sinclair, das nach seiner Aktivierung ein ähnliches Licht abstrahlte.
    Die beiden Ghouls mit ihren halb verwesten Körpern sahen aus, als wären sie von innen mit Licht gefüllt worden. Es hatte sie durchsichtig gemacht, und dort, wo das Fleisch bereits verfault war, befanden sich Löcher.
    Nein, es waren keine Gesichter, sondern nur Fratzen, die sich jetzt bewegten. Innerhalb des Lichts sah Johnny es überdeutlich, und zugleich erlebten sie den nächsten Schub aus dem Reich der Toten.
    Denn die Strahlen waren für sie zu stark. Das alte Fleisch und die trockene Haut hielten nicht mehr stand.
    Feuerzungen entstanden, aber sie gaben keine Wärme ab. Es war das reinigende Wirkung des Feuers aus dem Reich der Toten, das diese beiden schrecklichen Gestalten vernichtete.
    Die Flammen zeigten auch keine rote Farbe. Nicht mal einen gelben Schimmer. Sie blieben in diesem kalten Weiß, aber sie hatten die Intensität eines normalen Feuers.
    Die beiden Ghouls verbrannten nicht normal. Es gab keine Asche, keine tanzenden Feuer,
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