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1374 - Wiege der Kartanin

Titel: 1374 - Wiege der Kartanin
Autoren: Unbekannt
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ein Praktikum erarbeiten. Und das ist ein langer Lernprozeß."
    „Es ist keine Schande, etwas von der Pike auf zu lernen", sagte Rhodan. „Warum sprichst du so abfällig darüber?"
    „Weil ein pragmatischer Koordinator nicht mehr als der Stellvertreter eines konzessionierten Koordinators werden kann", sagte sie. „Und ein Konzessionär wird man nur durch besondere Verdienste für das Volk oder die Kansahariyya."
    „Dann bin ich die Chance deines Lebens", sagte Rhodan lachend. „Wenn du mit mir fertig wirst, dann wäre das schon ein besonderes Verdienst. Das Meekorah-Projekt könnte davon abhängen. Das Schicksal der Kartanin, ja der Kansahariyya und aller Hangay-Völker."
    „Vielleicht ... Aber auf Vinau liegen die Dinge etwas anders", erwiderte sie. „Hier erwirbt man sich >besondere Verdienste< nur in Ausnahmefällen durch herausragende Taten. In Wirklichkeit verrichten die Arbeit die Stellvertreter, die pragmatischen Koordinatoren. Ein Konzessionär wird man wegen seiner Herkunft oder durch seinen Reichtum, als Mäzen der schönen Künste, als Dichter oder Modedesigner - wenn man sich innerhalb der Gesellschaft eine dominierende Position verschafft und man von vielen Leuten bewundert und geachtet wird und so viele Fürsprecher bekommt."
    „Du meinst, man bekommt die höchsten Regierungsämter nur durch Protektion?" staunte Rhodan. „Und profundes Wissen und Sachkenntnis wird nur zweitrangig bewertet?"
    „Genau so ist es. Die Pragmatiker tun die Arbeit, aber die Konzessionäre treffen die Entscheidung. Sie sonnen sich im Ruhm des Erfolgs oder schieben alles auf ihre Stellvertreter, wenn etwas schiefgeht."
    „Das riecht mir verdächtig nach Dekadenz", sagte Rhodan. „Meine Worte", stimmte Mi-Auwa zu. „Aber es gibt auch Lichtblicke, und unsere Gesellschaftsordnung ist nicht durch und durch morbid. Nur die Oberschicht ist es, und die hat leider das Sagen. Es ist ein kleiner Trost zu wissen, daß noch nie ein Konzessionär in die Shuo-Gon-Wen aufgenommen wurde. In der Projektorganisation sind nur Spitzenkönner aus Wissenschaft und Technik vertreten."
    „Gehört auch Gil-Gor dazu?" fragte Rhodan. „Gil-Gor war zuvor ein anerkannter Fremdpsychologe. Es ist noch nicht lange her, daß er wegen seiner Aufklärungsschriften über das Hexameron und die Philosophie der Letzten Sechs Tage geehrt wurde. Ich kenne keinen, der ein solcher Gegner der Sechs-Tage-Philosophie wie Gil-Gor ist. Ich glaube, er haßt das Hexameron aus tiefstem Herzen. Er ist diesbezüglich ein Fanatiker."
    „Vielleicht zehrt ihn dieser Haß so sehr auf, daß er zwischen Freund und Feind nicht unterscheiden kann", sagte Rhodan wie zu sich. „Dich haßt er gewiß nicht, Perry Rhodan", sagte Mi-Auwa. „Er ist nur mißtrauisch und vielleicht auch ein wenig neidisch."
    „Was könnte Gil-Gor mir neiden?"
    „Da gäbe es viel aufzuzählen", sagte die Kartanin. „Gil-Gor ist einer der führenden Köpfe der Projektorganisation, und doch besitzt er an Informationen nur, was ihm die Zentrale Wissensautorität zukommen läßt. Er hat eine große Verantwortung, jedoch keinerlei Entscheidungsfreiheit. Und dann tauchst du als Fremder auf, weißt über die geheimsten Dinge Bescheid und eroberst eine ganze Robot-Dynastie und ein Milliardenvolk für dich."
    „Das ist nichts, worauf ich stolz sein kann", sagte Rhodan. „Ich würde viel darum geben, könnte ich das Imago-Image an Gil-Gor übertragen. Er kann es haben, er muß mir nur sagen, wie ich es an ihn weitergeben kann ... Aber ich weiß schon, was du damit sagen willst. Gil-Gor beneidet mich vermutlich um meine Freiheit, wenn es wirklich Neid ist, der ihn quält."
    „Ja, um deine Entscheidungsfreiheit und den Luxus auf eine eigene Meinungsbildung", sagte die Kartanin. „Aber sprechen wir nicht mehr über Gil-Gor. Ich muß ihm dankbar sein, daß er mich nicht verbannt hat, und möchte ihn nicht schlechtmachen."
    „Du meinst, er hört unser Gespräch ab und könnte falsche Schlüsse ziehen." Rhodan nickte, blickte nach oben und sagte: „Was wir hier besprechen, das ist nicht persönlich gemeint, Gil-Gor." Er wandte sich wieder Mi-Auwa zu. „Was ist dein Auftrag?"
    „Zuerst einmal möchte ich dich bitten, daß du das Festgewand anziehst, das ich für dich vorbereitet habe", sagte sie. „Hast du nicht etwas weniger Auffälliges?" fragte Rhodan. „Vielleicht ein Gewand, in dem ich nicht sofort als Mensch zu erkennen bin, mit einer Maske, so daß man mich auch für einen Kartanin halten
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