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1374 - Wiege der Kartanin

Titel: 1374 - Wiege der Kartanin
Autoren: Unbekannt
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Attentat nicht eher mir zutrauen, einem Nakken, der keiner politischen Richtung treu ist, sondern nur eigene Interessen im Dienst der Mächtigsten vertritt? Und ist nicht das Hexameron die herrschende Macht in Tarkan?"
    „Ich muß zugeben, daß ich zuerst dich verdächtigte, Dalphrol", sagte Rhodan. „Istam hat das sehr klug eingefädelt. Ursprünglich hatte er wohl Mi-Auwa als Sündenbock ausgesucht. Kein Gon-Wen hätte Zweifel daran gehabt, daß sie eine Überläuferin und Gil-Gors Mörderin sein könnte. Aber Istam hat nicht damit gerechnet, daß sich Mi-Auwa für Gil-Gor opfern würde."
    Rhodan bemerkte während des Sprechens, wie sich kartanische Sicherheitsbeamte durch die Zuschauer einen Weg zu dem Gryolen bahnten. Und Gil-Gor hatte ein waches Auge auf Istam. „Hattest du nicht auch mich im Verdacht, Perry Rhodan?" erkundigte sich der Coupellare Tuzo spöttisch. „Meine Auslegung der Psikyber-Vision hätte doch durchaus die eines Anhängers der hexamerischen Todesphilosophie sein können."
    Rhodan hatte sich ihm zugewandt und sah ihn lange und nachdenklich an, bevor er sagte: „Weißt du, Tuzo, wenn es darauf angekommen wäre, dann hätten alle Gon-Wen Verräter sein müssen.
    Denn sie alle empfanden die Psikyber-Suggestion nicht als erschreckend. Natürlich wird es außer dir niemand zugeben, aber während der Vision anerkannten sie alle das Hexameron als Heilsbringer. Sie glauben nicht so fest an die eigene Sache, daß sie nicht potentielle Jünger der Sechs Tage wären."
    „Es enttäuscht mich, Perry Rhodan, daß du ein solches Pauschalurteil fällst", sagte der Venno Fellgel. „Vielleicht tendiert der eine oder andere von uns zum Hexameron und wäre eine leichte Beute für die Propheten der Sechs Tage. Aber ich muß mich da ausklammern. Und was Mi-Auwa betrifft, ich hatte ein gutes, freundschaftliches Verhältnis zu ihr. Ich kann es nicht auf mir sitzen lassen, daß du mich zu ihren Mördern im Geiste zählst."
    „Ich nehme nichts von dem, was ich gesagt habe, zurück", sagte Rhodan fest. „Du magst gesellschaftlich ein gutes Verhältnis zu Mi-Auwa gehabt haben, aber ihre Geisteshaltung hast du nicht akzeptiert. Mag sein, daß du etwas toleranter bist als die anderen Gon-Wen, Fellgel, so daß du Mi-Auwa Narrenfreiheit einräumtest. Aber letztlich gehörst auch du zu ihren Mördern, die sie den Märtyrertod sterben ließen. Ich ändere meine Meinung über dich erst, wenn du aufstehst und gegen das schleichende Gift der Dekadenz ankämpfst, Fellgel."
    Die letzten Worte erschienen Rhodan selbst etwas pathetisch, aber er bereute die Formulierung nicht. „Merkt ihr es denn nicht?" rief Istam. „Der Fremde aus Meekorah versucht, uns gegeneinander auszuspielen, uns zu verunsichern. Wenn es hier einen Agenten des Hexameron gibt, dann ist er es."
    „Gib auf, Istam", sagte Gil-Gor zu dem Gryolen. „Dein Spiel ist aus. Verhaftet den Verräter!"
    Die letzten Worte waren an die Beamten gerichtet, die den Gryolen inzwischen eingekreist hatten. Als Istam das sah, ließ er die Maske fallen.
    Er rief: „Für das Hexameron! Durch den Tod zu neuer Herrlichkeit!"
    Bevor noch einer der Umstehenden wußte, was passierte, griff Istam unter das Gewand. Er machte eine ruckartige Bewegung zur Brust. Gleich darauf wurde sein Körper von konvulsivischen Zuckungen durchlaufen, und dann sank er leblos zu Boden.
    Wieder ein Jünger der Sechs Tage, der jubelnd in den Tod gegangen ist, dachte Rhodan bitter.
    Rhodan wandte sich ab. Er hatte hier nichts mehr zu suchen. Er wollte an Bord der LEDA gehen und zur Villa zurückfliegen.
    Gerade als er den Festsaal verlassen wollte, holte ihn Gil-Gor ein und hielt ihn am Arm zurück. „Es schmerzt mich, daß du eine so schlechte Meinung von uns Gon-Wen bekommen hast", sagte er. „Vielleicht änderst du deine Ansicht, wenn wir morgen nach Jalip fliegen. Dann kannst du die Shuo-Gon-Wen an ihren Taten messen. Und vielleicht bekommst du auch eine Ahnung von der Bedeutung der Zentralen Wissensautorität. Wir erwarten von ihr neue Befehle."
    „Bis morgen dann also", sagte Rhodan.
    Er wollte jetzt allein sein.
     
    ENDE
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