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1374 - Wiege der Kartanin

Titel: 1374 - Wiege der Kartanin
Autoren: Unbekannt
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war ich die Vollkommenheit, die Ewigkeit. Ich war unvergänglich. Es war ein Erlebnis."
    „Die Ernüchterung kam, als du in die Realität zurückgerissen wurdest", sagte Rhodan. „Die Ernüchterung folgte nur, weil ich erkennen mußte, daß ich noch nicht reif für die Ewigkeit war", sagte Tuzo. „Wie unbedeutend gegen mein Erlebnis war dagegen das, was während meiner Abwesenheit passierte. Aber das kannst du nicht begreifen."
    „Doch", behauptete Rhodan erschüttert. „Ich begreife sehr wohl."
    Jetzt war er bereit.
     
    7.
     
    Perry Rhodan hatte sich mit Gil-Gor ins Einvernehmen gesetzt, und der kartanische Gon-Wen hatte seinen Plan gutgeheißen. „Ich werde alles Bildmaterial requirieren", sagte er. „Du verstößt mit dieser Aktion ganz sicher nicht gegen den guten Geschmack. Im Gegenteil, es ist ein ehrenvoller Nachruf, wenn du Bilder aus Mi-Auwas Leben zeigst."
    Und nun stand Rhodan vor den versammelten Passagieren im Festsaal der Luftschaukel. Alle Gon-Wen, die auch bei der Konferenz in Baos Palast dabeigewesen waren, hatten sich eingefunden. Sie wirkten angespannt und konzentriert und schenkten Rhodan ihre volle Aufmerksamkeit. „Euch wurde angekündigt, daß ihr von mir Enthüllungen zu hören bekommt", begann Rhodan. „Das ist richtig. Nur fürchte ich, daß das, was ich zu bieten habe, nicht ganz euren Erwartungen entsprechen wird.
    Aber das kümmert mich wenig. Ich habe diese Zusammenkunft arrangiert, weil ich hoffe, auf diese Weise ein abscheuliches Verbrechen aufzuklären. Mehr gibt es dazu eigentlich nicht zu sagen. Worte reichen da nicht aus. Lassen wir Bilder sprechen."
    Rhodan erschien selbst diese kurze Ansprache als zu lang. Aber sie war doch notwendig, weil die unbeteiligten Passagiere keine Ahnung hatten, worum es ging.
    Nachdem Rhodan geendet hatte, schaltete Gil-Gor den Laser ein, und auf der Bühne des Festsaals leuchtete ein holographischer Kubus auf. In diesen wurden die Bilder projiziert. Es handelte sich größtenteils um Amateuraufnahmen, die von Mi-Auwas Mutter und von Bekannten gemacht worden waren. Gil-Gor hatte sie in aller Eile „requiriert" und zusammenschneiden lassen. Rhodan hatte ein Drittel des Bildmaterials beigesteuert, das LEDA während ihrer Sitzungen mit Mi-Auwa gemacht hatte.
    Zuerst war Mi-Auwa als Neugeborenes in den Armen ihres Vaters zu sehen. Er war der Prototyp des Patriarchen. Er hielt seine Tochter wie einen Siegespokal hoch und machte dabei ein ernstes Gesicht.
    Seine borstigen Barthaare waren gestutzt und mit gut zwei Dutzend winzigen Edelsteinen behangen, und er trug eine modische, geckenhafte Kleidung: enge gelbe Hosen und kniehohe Stiefel, eine rüschenbesetzte rosafarbene Bluse und Stulpenhandschuhe, seinen Kopf zierte eine metallisch wirkende Mütze mit Quaste.
    Mi-Auwa schrie, und der Vater leckte ihr das Gesicht ab. Mi-Auwa in einem badewannenartigen Kinderbett, weinend, eine behaarte Hand erschien im Bild, die der Kleinen mit ausgefahrenen Krallen drohte.
    Mi-Auwa tat die ersten tolpatschigen Schritte, stolperte auf die Kamera zu, ein Schwenk, und dann war zu sehen, wie der Vater, natürlich in auffälligem Aufputz, die knapp einjährige Kartanin mit offenen Armen auffing. Ein offenes Lächeln der Kleinen in Großaufnahme, der Vater mit starrem Gesicht.
    Danach wurde in rascher Bildfolge Mi-Auwas Wachstum aufgezeigt. Mi-Auwa beim Spielen und Herumtollen, herzerweichend weinend im Wasser des Meeres, wohin der Vater sie mit viel Schwung geworfen hatte, den man mit unbeteiligtem Gesicht zu sehen bekam, während man das Schreien der um ihr Leben fürchtenden Kartanin hörte. Aber Mi-Auwa lernte schwimmen, man sah sie, wie sie pfeilschnell das Wasser durchteilte - und wieder der stolze Vater.
    Und immer wieder der Vater. Bei der Züchtigung seiner Tochter. Wie er Mi-Auwa Streicheleinheiten zukommen ließ. Wie er ihr beim Anziehen ihres Schulgewandes behilflich war, wie er den Kragen ihres Mantels penibel zurechtzupfte. Der Vater bei der Erziehung seiner Tochter, wie er sie züchtigte, auf den Knien über Glassplitter robben ließ. Der Vater mit mahnend erhobenen Krallen ... der Vater auf dem Totenbett.
    Kein einziges Mal war Mi-Auwas Mutter zu sehen. Auch nicht bei den Trauerfeierlichkeiten, während Mi-Auwa einmal groß ins Bild kam, als sie die Finger der Linken verschränkt in die Kamera hielt. Rhodan hielt es für ein Zeichen der Erleichterung über den Tod des Vaters, denn im Publikum wurden Unmutsäußerungen laut.
    Die Gon-Wen verhielten
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