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137 - Insel des Grauens

137 - Insel des Grauens

Titel: 137 - Insel des Grauens
Autoren: Dämonenkiller
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zwischen Korsika und der Nachbarinsel, war erst vor wenigen Jahren für den Tourismus der gehobenen Klasse erschlossen worden. Zwischen den wuchtigen, an Plastiken von Henry Moore erinnernden Felstrümmern in der Inselmitte waren eine Hubschrauber-Landeplattform, ein
Heliport,
und eine schmale Start- und Landepiste planiert und ausgebaut worden. Es konnten also nur Hubschrauber und Privatflugzeuge landen, was den Kreis der Gäste drastisch einschränkte. Das kleine Hotel nannte sich
Gabbiano azurro,
Blaue Möwe. Einundzwanzig Zimmer, kleine Terrassen, Garten, Swimmingpool und nur zweihundert Meter zu einem der schönsten Sandstrände des Archipels: jetzt, in der Hochsaison, war jedes Bett der Insel belegt. Manchmal, wie es so üblich war, nicht nur einfach belegt. Am Steg des kleinen Hafens dümpelten das Hotelboot und eine Handvoll weißer und grauer Privatjachten. Das Telephon funktionierte über eine Funkstrecke, und elektrischer Strom kam über ein dickes Unterwasserkabel. Eine halbe Stunde nach Karinas kreischendem Schrei bahnte sich der Direktor einen Weg durch die auf geregten Gäste und schloß sich im Büro ein.
    Die Nummer der Polizei kannte er auswendig.

    Im Verlauf der nächsten Stunden gab es ein denkwürdiges Durcheinander auf der kleinen Insel. Die Arbeiter und Angestellten gingen ihren Tätigkeiten nach, aber immer wieder steckten sie die Köpfe zusammen und sprachen über den gräßlichen Fund und versuchten, etwas über den möglichen Täter zu erfahren. Oder sie vergegenwärtigten sich alle Gäste der Insel, die dafür in Frage kommen könnten. Wilde Gerüchte liefen um die Insel.
    Es war später Vormittag geworden. Längst hatten die Hotelgäste die Frühstückstische geräumt und versuchten, das Erfahrene aus ihren Gedanken zu verdrängen.
    Die meisten lagen an einem der sieben Strände der Insel, im Windschatten der mächtigen Steinkolosse, sie lasen oder blinzelten in die Sonne. Es war ungewöhnlich heiß, auch der Wind brachte keine Abkühlung. Die Sonne stach erbarmungslos herunter, und weit im Westen erschienen erste dunkle Wolkentürme.
    Noch war die Polizei nicht aufgetaucht. Die Verantwortlichen drüben auf der großen Insel schienen unschlüssig zu sein, ob sie ein Boot oder einen Helikopter verwenden sollten.
    Ein paar junge Männer riskierten, in den schweren Wellen zu surfen. Immer wieder kippten die bunten Dreieckssegel ins Wasser.
    Aber jede Unterhaltung, das Arbeiten der Mannschaften auf den Jachten, die Radios und Recorder in den Villen - alles war leiser und gedrückter. Das Schweigen einer tiefen Beklemmung lag über La Elisabetha. Jeder fing an, seinem Nachbarn zu mißtrauen; die meisten Gedanken wurden nicht ausgesprochen.
    Sergio Martinelli, der Hoteldirektor, zermarterte sich den Kopf darüber, wie er etwas ändern konnte. Immer wieder ging sein Blick hinüber zum Podium an der Rückwand der Bar.
    „Wenn es schon Nacht wäre!" murmelte er. Abends kamen viele Bewohner der Villen zum Essen hierher, tranken etwas in der Bar und tanzten. Oder sie schauten den Tanzenden zu und hörten die aufregende Musik der englischen Band.
    Der Nachtportier kam ins Büro und bat einen Gast herein.
    „Dottore Alberto", sagte er. „Er ist Arzt. Ich habe ihm erzählt, wie die Leiche aussieht. Er möchte sie ansehen, ohne der Polizei irgendwie vorzugreifen."
    Martinelli nickte langsam. Er stand auf und schüttelte dem Arzt die Hand.
    „Machen Sie nur, Dottore. Hat Ihnen Gabriele erzählt…?"
    „Deswegen bin ich neugierig. Vielleicht kann ich die anderen Gäste beruhigen."
    „Sehr freundlich von Ihnen. Hoffentlich sagen Sie mir, und auch den Polizisten, daß es sich um einen natürlichen… Tod handelt."
    Der Doktor, ein hochgewachsener Mann mit grauen Schläfen und melancholischem Gesicht, machte eine unschlüssige Geste.
    „Man wird sehen. Bringen Sie mich jetzt in die Kältekammer?"
    „Ja. Bitte. Hier entlang."
    Der Portier und der Arzt verließen das Büro. Wieder blickte der Direktor auf die Lautsprecher, die Verstärker und das Schlagzeug. Die Band nannte sich bezeichnenderweise
Blimp and his Rattlesnakes.
Sie spielte am frühen Abend drüben auf der Hauptinsel und kam für zwei Stunden hierher, meist kurz vor Mitternacht.
    Ihre Musik und die teils anzüglichen Texte würden die gedrückte Stimmung zurechtrücken und die Gedanken der Gäste ablenken. Den dringenden Verdacht, daß sich auf der Insel ein Mörder, ein abartiger Sadist wahrscheinlich, befand - diesen Verdacht konnte
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