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1364 - Killer-Engel

1364 - Killer-Engel

Titel: 1364 - Killer-Engel
Autoren: Jason Dark
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Lehrer?«
    »Der euch in der Schule den Zeichenunterricht gibt.«
    »Nein, der auch nicht.«
    »Aber du hattest Besuch?«
    »Hm…«
    »Ein Freund?«
    Der Junge hob die Schultern an. So ganz konnte er nicht zustimmen. »Glaube nicht.«
    »Hat er dir denn seinen Namen gesagt?«
    Plötzlich leuchteten seine Augen auf. Seine Haltung straffte sich, aber er sackte wenig später wieder zusammen. »Den habe ich wohl vergessen, ja, vergessen.«
    Purdy Prentiss, durch zahlreiche Gerichtsprozesse auf scharfe Fragen geeicht, wusste im Moment nicht, welchen Weg sie einschlagen sollte. Der Junge zeigte sich nicht verstockt, er bemühte sich, aber in seinem Inneren gab es eine Hemmschwelle, die er so leicht nicht überschreiten konnte. Er hatte Probleme damit. Er war in eine Rolle hineingedrängt worden, die er nicht überblickte.
    Bruce hatte seinen Vater malen sollen.
    Es war der Schwarze Tod geworden!
    Warum, zum Henker? Warum hatte er den Schwarzen Tod gemalt und war zudem davon überzeugt, dass es sein Vater war? Er war nicht blind und war es trotzdem auf eine gewisse Art und Weise.
    Der Junge war manipuliert worden.
    Doch von wem? Vom Schwarzen Tod? Und wenn ja, was hatte er mit diesem Dämon zu tun?
    Da passte einiges nicht zusammen. Wenn es tatsächlich um den Schwarzen Tod ging, dann hätte eher sie, Purdy involviert sein müssen, denn sie hatte schon mal im alten Atlantis gelebt. Und auf diesem Kontinent war er der große Herrscher gewesen.
    Auch die Auffassungsgabe des Jungen musste gestört sein. Möglicherweise sah er in dem dunklen Skelett wirklich seinen eigenen Vater und nicht diesen Dämon.
    Da beide schwiegen und wohl jeder seinen Gedanken nachhing, wurde die Staatsanwältin wieder daran erinnert, dass sie auf ihrem großen Balkon den Schatten gesehen hatte. Noch immer war es ihr nicht gelungen, herauszufinden, ob er nun echt gewesen war oder ob sie sich getäuscht hatte.
    Wenn sie jetzt näher darüber nachdachte und der Schatten tatsächlich echt war, dann konnte er durchaus mit dem Verhalten des Jungen in einem Zusammenhang stehen.
    Aber wie sollte ein Schatten…? Quatsch. Es musste ja keiner gewesen sein. Sie hatte ihn nur als Schatten gesehen. Vielleicht war er ein Mensch, der soeben noch aus ihrem Blickfeld gehuscht war.
    Sie unterbrach das Schweigen mit der nächsten Frage. »Kannst du mir den Mann denn beschreiben, Bruce?«
    Der bewegte etwas verwundert den Kopf. »Welchen Mann?«
    »Der dich besucht hat.«
    »Nein, kann ich nicht. Oder?« Er verfiel tatsächlich ins Grübeln.
    Die Staatsanwältin ließ ihn nicht aus den Augen. Sie beobachtete ihn von der Seite her und stellte fest, dass sich sein Gesichtsausdruck veränderte. Er schien sich wieder an etwas erinnern zu können, aber es drang noch nicht ganz durch.
    Für Purdy Prentiss stand fest, dass dieser Fall erst am Anfang lag und dass er möglicherweise für sie zwei bis drei Nummern zu groß war und sie besser daran tat, sich mit ihrem Freund John Sinclair in Verbindung zu setzen.
    Das hatte allerdings noch etwas Zeit, da sie auf keinen Fall ihre Unterhaltung mit Bruce unterbrechen wollte.
    Die Starre war von ihrem jungen Besucher abgefallen. Er saß auf der Couch, aber er wippte jetzt hin und her. Wahrscheinlich dachte er noch immer angestrengt nach, und plötzlich verließ ein geflüsterter Satz seine Lippen.
    »Er sah nicht so aus wie ein Mensch.«
    »Oh, war er das nicht?«
    Der Junge verzog sein Gesicht, als hätte er in eine Zitrone gebissen. »Doch, er war ein Mensch, aber er sah anders aus.«
    »Wie denn, zum Beispiel?«
    »Das ist schwer zu sagen. Nackt war er.«
    »Bitte?«
    Der Junge blieb dabei. »Ja, nackt. Mit dunklen Schatten auf der Haut und im Gesicht.« Er strich an seinen Kopfseiten entlang.
    »Lange Haare hat er auch gehabt, aber es war keine Frau, denn er hatte eine männliche Stimme.«
    »Super!«, lobte Purdy ihn. »Da haben wir schon mal etwas, wonach wir forschen können.« Sie dachte wieder an den Schatten auf dem Balkon. Auch er war grau gewesen.
    »Wieso forschen?«
    »Entschuldige mal«, erklärte Purdy fast entrüstet. »Willst du nicht wissen, wer er wirklich ist?«
    »Nein, das möchte ich nicht.«
    »Aber es ist wichtig.«
    »Nicht für mich.«
    Es hatte keinen Sinn, ihn weiterhin zu fragen. Er würde ihr keine Antworten geben, mit denen sie etwas anfangen konnte. Vielleicht konnte ein John Sinclair mehr herausfinden, auch mit der Beschreibung der Gestalt, denn die wies wirklich nicht auf einen Menschen hin,
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