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1356

1356

Titel: 1356
Autoren: Bernard Cornwell
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er und schwang
La Malice
aufwärts. Das Schwert war immer noch in die Seide gewickelt, aber seine Klinge schnitt tief ins Handgelenk des Bogenschützen, durchtrennte die Sehnen und brach Knochen. Fra Ferdinand hielt die Waffe an der Angel, wodurch sein Griff unsicher war, aber das Schwert schien mit einem Mal lebendig geworden. Der Verwundete zog sich blutend zurück, doch seine Gefährten brüllten vor Zorn und stießen ihre Klingen vorwärts, also ließ der Mönch das Schwert vorschnellen und parierte beide Hiebe mit einem einzigen Schwung.
La Malice
, obwohl sie über hundertfünfzig Jahre in einem Grab gelegen hatte, erwies sich als so scharf wie eine frischgewetzte Klinge, und ihre Vorderkante bohrte sich durch das gepolsterte Kettenhemd des nächsten Mannes, brach seine Rippen und riss einen Lungenflügel auf, und bevor der Mann noch wusste, dass er verletzt war, hatte Fra Ferdinand die Klinge seitwärts geschwungen und dem dritten Mann die Augen ausgestochen, sodass helles Blut durch die Gasse sprühte, und nun zogen sich alle drei Männer zurück, doch der Predigermönch gab ihnen keine Gelegenheit, zu entkommen. Der blinde Mann taumelte rücklings auf den Dunghaufen, sein Begleiter ließ sein Schwert verzweifelt durch die Luft rasen,
La Malice
traf es, und das englische Schwert zerbrach, und der Mönch schnellte mit der seidenumhüllten Klinge vor, schnitt dem Mann die Kehle durch, und das Blut spritzte ihm ins Gesicht. Wie warm dieses Blut ist, dachte er und, Gott vergib mir. Ein Vogel schrie in der Dunkelheit, und die Flammen tosten in der
Bourg
.
    Er tötete alle drei Bogenschützen, dann benutzte er die Seide, um die Klinge von
La Malice
abzuwischen. Er überlegte, ob er ein kurzes Gebet für die Männer sprechen sollte, die er gerade umgebracht hatte, fand dann aber, dass er den Himmel nicht mit solchen Rohlingen teilen wollte. Stattdessen küsste er
La Malice
, und anschließend durchsuchte er die drei Toten und fand ein paar Münzen, einen Brocken Käse, vier Bogensehnen und ein Messer.
    Die Stadt Carcassonne brannte und erfüllte die Winternacht mit Rauch.
    Und der Predigermönch ging nach Norden. Er ging nach Hause, nach Hause zu dem Turm.
    Seine Bürde waren
La Malice
und das Schicksal der Christenheit.
    Und er verschwand in der Finsternis.
     
    Die Männer kamen vier Tage nach der Plünderung Carcassonnes zu dem Turm.
    Es waren sechzehn, alle waren in gute, dicke Wollumhänge gehüllt, und alle saßen auf guten Pferden. Fünfzehn der Männer trugen Kettenrüstungen und Schwerter, während der sechzehnte Reiter ein Priester war, auf dessen Handgelenk ein Falke mit einer Haube saß.
    Ein heftiger Wind fuhr den Bergpass herunter, zerzauste das Federkleid des Falken, rüttelte an den Kiefern und wehte den Rauch von den kleinen Hütten des Dorfes hinter dem Turm weg. Es war kalt. In diesem Teil Frankreichs schneite es selten, aber der Priester, der unter der schwarzen Kapuze seines Umhangs herausspähte, glaubte, ein paar Flocken im Wind zu sehen.
    Um den Turm lagen eingestürzte Mauern, von der früheren Festung waren nur der Turm geblieben und ein niedriges Gebäude mit Strohdach, in dem vermutlich die Bediensteten wohnten. Hühner scharrten im Dreck, eine angepflockte Geiß starrte die Pferde an, wogegen eine Katze die Neuankömmlinge nicht beachtete. Was einst eine schöne kleine Festung gewesen war, von der aus die Straße zu den Bergen überwacht wurde, hatte sich in ein Bauerngehöft verwandelt, wenn der Priester auch zur Kenntnis nahm, dass sich der Turm noch in gutem Zustand befand und das Dorf hinter der alten Feste recht wohlhabend wirkte.
    Ein Mann eilte von dem strohgedeckten Gebäude heran und verbeugte sich tief vor den Reitern. Er verbeugte sich, nicht weil er sie erkannte, sondern weil Männer mit Schwertern Respekt verlangen. «Ihr Herren?», fragte der Mann ängstlich.
    «Stell die Pferde unter», forderte der Priester.
    «Aber zuerst führst du sie herum, damit sie sich abkühlen», fügte einer der Männer in Kettenrüstung hinzu, «du führst sie herum, reibst sie ab und lässt sie nicht zu viel grasen.»
    «Herr», sagte der Mann und verbeugte sich erneut.
    «Ist das Mouthoumet?», fragte der Priester beim Absteigen.
    «Ja, Vater.»
    «Und du dienst dem Sire de Mouthoumet?», fragte der Priester.
    «Dem Comte de Mouthoumet, ja, Herr.»
    «Ist er noch am Leben?»
    «Lob sei dem Herrn, Vater, er lebt.»
    «Lob sei dem Herrn, wahrhaftig», sagte der Priester nachlässig, dann ging
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