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1356 - Die Botschaft der Letzten Tage

Titel: 1356 - Die Botschaft der Letzten Tage
Autoren: Unbekannt
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eine Handbreit an seinem Kopf vorbei. Ein Teil der ornamentalen Rückwand des Bettes wurde zu Dampf. Die samtgrünbraune Hautfarbe des Tonak verwandelte sich in ein trübes Beige-Grau. „Wie heißt du, mein Sohn?" verlangte der Arkonide zu wissen. „Momomonaar", stotterte der Entsetzte. „Gut, Monaar. Du verstehst, daß ich keine Zeit zu verlieren habe. Drüben in meiner Wohnung liegen fünf bewußtlose Shada aus der Schule Gom-Endeleza, die von ihrem obersten Lehrer geschickt wurden, mir den Hals umzudrehen. Allein habe ich mich ihrer natürlich nicht erwehren können. Was wird Zoor Hotep sagen, wenn er erfährt, daß ihr drei mir dabei geholfen habt?"
    Mit einem Satz war Monaar aus dem Bett. „Nur das nicht!" zitterte er. „Ich tue alles, was du verlangst."
    „Du, deine Freundin und dein Kollege hier", bestimmte Atlan, „je rascher ihr mich bedient, desto schneller seid ihr mich los."
    Der Thalassit wurde im Gebäude der Administration aus einer Art Tresor geholt. Bei der Übergabe versuchte Monaar noch einmal, sich zu sträuben. „Ich bin meinem Vorgesetzten Rechenschaft schuldig", jammerte er. „Woher soll ich das Geld nehmen, das er für die halbtägige Benutzung deiner Unterkunft zu sehen verlangt?"
    „Das ist einfach", erklärte der Arkonide mit größter Gemütsruhe. „Du hast mir zehntausend Konal gutgeschrieben. Ich ermächtige dich hiermit, von meinem Konto den entsprechenden Betrag abzubuchen.
    Du hast zwei Zeugen, denen das Geldinstitut wohl Glauben schenken wird. „Oh, heiliger Granjcar!" ächzte Monaar. „Such dir einen anderen, bei dem du dich beklagen kannst", wies Atlan ihn zurecht. „Granjcar ist tot."
    Monaar rief. ein Robotfahrzeug herbei. Der Schwebebehälter wurde aufgeladen. Die drei Tonak stiegen ein, und der Arkonide machte es sich hinter ihnen bequem. Der Flug zum Raumhafen verlief ohne Zwischenfälle. Atlan öffnete das Hauptluk des Raumboots mittels Signalgeber und sah zu, wie der Schwebebehälter in die Schleuse glitt. Dann setzte er einen wohlgezielten Desintegratorschuß ins Triebwerkgehäuse des Robotfahrzeugs, woraufhin sich das verhaltene Summen des Antriebs in ein häßliches Gurgeln verwandelte und kurz darauf ganz erstarb. „Laßt euch die Nacht nicht lang werden", rief der Arkonide seinen drei Geiseln freundlich zu.
    Dann verschwand er in der Schleuse, und keine halbe Minute später hob das Boot ab. Atlans Abenteuer auf Tonku war beendet.
     
    2.
     
    „Ich registriere ein Stück Normstrang, das noch einigermaßen intakt zu sein scheint", meldete der Bordsyntron der KARMINA. „Möchtest du dich umsehen?"
    „Wie weit ist es noch bis Sabhal?" fragte der Arkonide, aus seinen Gedanken aufschreckend. „Sieben Stunden bei ununterbrochenem Flug mit Höchstgeschwindigkeit", antwortete der Syntron. „Warum sollte ich mich umsehen wollen? Was gibt es zu sehen?"
    „Nichts überzeugt besser als die Anschauung", erklärte der Syntron. „Das Psionische Netz liegt im Sterben."
    „Gut", entschied Atlan. „Die Anschauung will ich mir nicht entgehen lassen."
    Die KARMINA brauchte nur wenige Augenblicke, um sich in den Netzstrang einzufädeln.
    Das Bild auf der großen Videofläche wechselte von einer Sekunde zur anderen. Die Lichtpunkte der Sterne verschwanden und wurden durch bunte, sprudelnde, in ständiger Bewegung befindliche Lichtfontänen ersetzt. Galaxien drehten sich wie Feuerräder vor dem Auge des Betrachters. Der Psi-Raum hatte seine eigenen Gesetze der optischen Darstellung.
    Atlan erschrak. Durch das Feuerspiel der Sterne schlängelten sich die grünen Fäden des Psionischen Netzes. Aber wie dünn war das Netz geworden! Wo sich früher Dutzende von Strängen auf der Breite einer Parasekunde gedrängt hatten, da waren es jetzt nur noch einer, höchstens zwei. Die Farbe war verblaßt; das Grün hatte einen bleichen Schimmer angenommen. Es gab Stücke von Netzsträngen, die ohne jeglichen Kontakt mit anderen Strängen in der Weite des Psi-Raums schwebten. Einen davon sah Atlan kurz aufleuchten und dann vollends erlöschen.
    Plötzlich empfand er Zorn. Die Organisation der Gänger des Netzes hatte sich hohe Ziele gesetzt - uneigennützige Ziele. Die Netzgänger waren im Begriff gewesen, das Reich der Zwölf Galaxien von der barbarischen Irrlehre des Permanenten Konflikts zu befreien und den Völkern, die die einstige Mächtigkeitsballung ESTARTUS bewohnten, die Möglichkeit der eigenständigen Entwicklung zurückzugeben. Das waren - anhand welchen Moralbegriffs
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