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1352 - Beute für den Sensenmann

1352 - Beute für den Sensenmann

Titel: 1352 - Beute für den Sensenmann
Autoren: Jason Dark
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machte ihr klar, wer hier das Sagen hatte.
    »Du wirst dich nicht falsch bewegen! Du wirst genau das tun, was ich dir sage. Hast du verstanden?«
    »Ja, das habe ich!«
    »Dann ist es gut.«
    »Aber was soll ich denn tun?«
    Er lachte krächzend. »Wir beide werden diese Spelunke jetzt verlassen. Wir gehen nach draußen, und dort wirst du sehen, was mit Diebinnen passiert.«
    Lilian Dexter hatte jedes Wort genau verstanden. Es fehlte ihr der Glaube, dass das alles passieren könnte, aber es war die reine Wahrheit. Sie befand sich in der Gewalt einer Person, die es eigentlich gar nicht geben durfte. Die längst hätte vermodert sein müssen, was sie aber nicht war.
    Sie schob ihre menschliche Beute voran!
    Bereits beim ersten Druck im Rücken bewegte sie ihre Beine. Man brauchte ihr nicht zu sagen, wo sie hingehen sollte. Die Tür war der erste Fluchtpunkt.
    Der Gang dorthin glich einem geisterhaften Spießrutenlaufen. Die Gaststätte war nicht bis zum Bersten gefüllt, aber es gab genügend Menschen, die ihren Abgang beobachteten.
    Nur taten sie nichts.
    Sie waren zu Statisten degradiert worden, die entweder starr auf ihren Stühlen saßen oder bewegungslos nur zuschauten. Niemand besaß die Courage, etwas zu unternehmen. Denn die Angst vor der Gestalt mit der Waffe steckte zu tief in ihnen. Und sie fürchteten auch, dass bei einem Angriff die Geisel sterben könnte.
    Die Frau ging wie eine hölzerne Puppe. Den Blick hatte sie nach vorn gerichtet, den Kopf krampfhaft angehoben und den Rücken durchgedrückt. Sie schritt dahin und schaute weder nach rechts noch nach links. Der Blick war starr geradeaus gerichtet.
    Hinter der Theke stand Rose Dunn und sah alles. Auch sie fühlte sich wie eine Statistin, die das Grauen erlebte.
    Liebend gern hätte sie Lilian Dexter geholfen, die so etwas wie eine Freundin für sie war. Es war nicht möglich. Sie sprang nicht über ihren eigenen Schatten und wollte auch nicht riskieren, dass die scharfe Klinge durch die Kehle fuhr.
    Und so schaute auch sie zu, wie Täter und Geisel der Tür immer näher kamen. Dass sich ihre Augen mit Tränen füllten, bekam sie nur am Rande mit.
    Und was taten die Gäste? All die starken Männer, die mit ihren Mäulern immer so stark waren?
    Sie taten nichts. Sie warteten. Sie schauten nur zu und glichen ebenfalls Figuren, bei denen man kurzerhand den Motor ausgestellt hat.
    Tut doch was!
    Der stumme Aufschrei stieg in Lilian Dexter hoch.
    Wächserne Gesichter. Ja, wie Wachsleichen sahen die Gäste aus, die nur zuschauten.
    Navarro und seine Geisel kamen der Tür immer näher. Keiner von ihnen schaute zurück. Im Lokal war es totenstill. Nur die schweren saugenden Atemzüge der Lilian Dexter waren zu hören und kündeten davon, wie sie litt.
    Wenn Rose ihren Kopf etwas nach rechts drehte und dabei etwas geradeaus schaute, dann sah sie eine Gestalt am Boden liegen. Es war der Polizist, der am Kopf blutete, weil er dort von dem verdammten Degen erwischt worden war.
    »Öffnen!«
    Navarros Befehl durchdrang die unnatürliche Stille. Lilian konnte nicht anders als gehorchen.
    Sie zog die Tür auf. Selbst dieser normaler Vorgang kam Lilian Dexter so unnatürlich vor. Eben wie alles, was hier ablief.
    Der Kapitän ging mit seiner Geisel nach draußen in den kalten Winterabend hinein. Beide malten sich noch mal wie Schattenrisse ab, dann fiel die Tür wieder zu.
    Aber noch immer blieb das Leben wie erstarrt in der Gaststätte zurück…
    ***
    Suko war es gewohnt, Schläge einzustecken. Er war auch so leicht nicht von den Beinen zu holen. Doch als Supermann durfte er sich nicht ansehen, das hatte man ihm wieder klar gemacht.
    Hätte er sich ausschließlich auf Navarro konzentrieren können, hätte er es vielleicht geschafft. Doch er hatte Rücksicht auf Lilian nehmen müssen und den Kürzeren gezogen.
    Jetzt lag er auf dem Boden.
    Er wurde nicht bewusstlos. Nur tobten in seinem Kopf die Schmerzen, und die verwandelten sich in Stiche, die in alle Richtungen ausstrahlten. Er hatte das Gefühl, als würde ihm irgendwann die Schädelecke weggesprengt werden, doch so weit würde es nicht kommen.
    Suko lag auf dem Boden. Er hatte sich zur Seite gerollt. Er bemerkte auch, dass etwas mit seinem Kopf nicht in Ordnung war.
    Dort klebte das feuchte Blut.
    Aber der verdammte Degen hatte ihn nicht ganz außer Gefecht gesetzt. Und Suko war jemand, der erst aufgab, wenn er bewusstlos oder tot war. Beides traf hier nicht zu.
    Seinen Körper bewegte er normal. Er hielt auch
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