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1347 - Am Ereignishorizont

Titel: 1347 - Am Ereignishorizont
Autoren: Unbekannt
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Aufgabe, die ihm gestellt war.
    Er unternahm dieses Experiment nicht zu seinem Vergnügen. Es ging darum, Verbindung mit den fünf Nakken aufzunehmen, die sich irgendwo im Vorfeld des gigantischen Schwarzen Loches befanden. Die Nakken waren bis vor kurzem Sotho Tyg Ians Psi-Ingenieure gewesen, verantwortlich für die Aufrechterhaltung des Stygischen Netzes und der Faust des Kriegers. Man hatte sie schließlich überzeugen können, daß die Machtgier das einzige Motiv des Sothos war und daß er, wenn man ihn gewähren ließ, unendliches Leid über die Völker der Milchstraße bringen würde.
    Daraufhin hatten die Nakken Sotho Tyg Ian den Dienst aufgesagt. Was sie wirklich bewegte, ließ sich nicht erkennen. Sie besaßen von Natur aus keine Organe, mit denen sie sich ihrer Umwelt hätten mitteilen können. Kommunikation mit den Nakken war nur mit Hilfe sogenannter Sichtsprechmasken möglich, die die Techniker der Ewigen Krieger entwickelt hatten.
    Wie dem auch sein mochte: Die Nakken hatten sich von Sotho Tyg lan abgekehrt und die Verlorenen Geschenke der Hesperiden, mit denen der Sotho den Blues die Lehre vom Permanenten Konflikt hatte aufzwingen wollen, aus der Eastside abgezogen. Diese Unbotmäßigkeit seiner Psi-Ingenieure und eine Reihe anderer Ereignisse hatten Sotho Tyg lan dazu veranlaßt, eine fürchterliche Drohung auszusprechen. Er werde die Milchstraße vernichten, indem er sie in eine Materiesenke verwandelte, hatte er verlauten lassen.
    Beim letzten Kontakt mit Arfrar, einem der fünf Nakken, hatte Tirzo erfahren, daß die Drohung des Sothos durchaus ernst zu nehmen sei. Arfrar und seine Artgenossen sahen keine Möglichkeit, Sotho Tyg lans barbarisches Vorhaben zu vereiteln. „Wir versuchen, euch zu helfen", hatte Arfrar gesagt. „Aber uns sind die Hände gebunden. Die Schaltungen, die Sotho Tyg lan vornehmen will, können wir nicht vereiteln. Wer sich UDHURU nähert, wird vernichtet. Wir können erst eingreifen, wenn die Schaltungen wirksam geworden sind. Es gibt vielleicht eine Möglichkeit, die freigesetzten Energien ..."
    An dieser Stelle war die Verbindung abgebrochen. Tirzos Versuche, nochmals Kontakt mit Arfrar aufzunehmen, waren gescheitert. Aber Arfrar und seine Artgenossen waren noch immer die einzigen, die den Völkern der Milchstraße in dieser Stunde der Not wirksam beistehen konnten. Deswegen mußte Tirzo sich mit ihnen in Verbindung setzen. Deswegen mußte er das Risiko eingehen, daß die energetischen Ströme des Hyperraums ihm das Gehirn verbrannten. Denn ohne die Hilfe der Nakken war die Milchstraße zum Sterben verdammt. Vorsichtig, und ohne die Augen zu öffnen, griff Tirzo nach dem Paratau.
    Er nahm einen der glitzernden Tropfen zwischen die Spitzen der schlanken Finger.
    Und plötzlich wurde es hell um ihn!
    Mit einer Leuchtkraft, als würden sie von zehntausend Sonnen gespeist, boten sich die energetischen Stränge des Stygischen Netzes ihm dar. Er ließ die Hand sinken und legte den Paratautropfen auf die Oberfläche der Liege. Wenn er ihn nur mit einer Fingerkuppe berührte, verlor das Bild an Helligkeit, so daß er es ertragen konnte.
    Er sah das Stygische Netz aus einer Perspektive, aus der er es noch nie zuvor wahrgenommen hatte.
    Bisher hatte er die Stränge nur auf freier Strecke gesehen, ein lockeres Gewebe aus grünlich leuchtenden Fäden vor dem mit den bunten Lichtkaskaden der Sonnen und Sternballungen erfüllten Hintergrund des Psiraums.
    Hier jedoch befand er sich am Ursprung des Netzes. Vor ihm lag der Punkt, an dem die Stränge entsprangen, Tausende, vom Ort ihrer Entstehung nach allen Richtungen des Raumes auseinanderstrebend. Aus dem Abgrund der Singularität wurden die Energiebahnen geboren, aus der Krait des Schwarzen Loches nährten sie sich.
    Er nahm sich Zeit, sich an den Anblick zu gewöhnen. Er lernte rasch, wie er die Helligkeit des Bildes regulieren konnte, indem er den Druck der Fingerkuppe auf den Paratautropfen verstärkte oder verringerte. Er horchte in sich hinein und spürte keine Gefahr.
    Mit aller Kraft dachte er die beiden Worte, die er Arfrar gegenüber schon mehrmals als Erkennungszeichen verwendet hatte: „Tarkan ... Meekorah!" Beide Worte stammten aus der Sprache der Kartanin. Das erste bedeutete die Schrumpfende, das zweite das Große, Auswärtsstrebende. Was die Begriffe zu sagen hatten, wußte Tirzo nicht.
    Fast augenblicklich erhielt er Antwort. „Es gibt kein Leben außer in Meekorah; denn Tarkan, die Schrumpfende, birgt nur den Tod.
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