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1347 - Am Ereignishorizont

Titel: 1347 - Am Ereignishorizont
Autoren: Unbekannt
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des Ereignishorizonts versagte menschliche Vorstellungskraft. Nur unanschauliche Formeln vermochten zu beschreiben, was dort vor sich ging. Einhundertrnillionenmal die Masse des Sterns Sol - 2-1038 Kilogramm -, das war die Masse des gigantischen Black Hole, das den gravitomechanischen Mittelpunkt der Milchstraße bildete. In seinem Zentrum lag die Singularität, durch die der Weg in andere Universen führte. So gewaltig war die Masse des Schwarzen Loches, daß sein Ereignishorizont immer noch einen Radius von mehr als sechzehneinhalb Lichtminuten hatte.
    Seit einer halben Stunde zeigten die großen Video-Displays im Kontrollraum der BASIS das atemberaubende Bild. Dreißig Minuten lang war kein Wort gefallen, kein Laut zu hören gewesen außer dem steten, leisen Summen der Geräte und dem gelegentlichen Aufseufzen eines der Anwesenden, der mit seinem Staunen nicht mehr zurechtkam.
    Julian Tifflor erhob sich von seinem Platz an der großen Kommandokonsole. „Bild aus!" verlangte er. „Moment mal", kam eine nörgelnde Stimme, die mitten aus der Luft zu sprechen schien. „Willst du nicht auch das andere Wunder sehen?"
    „Welches andere Wunder, Holt?" erkundigte sich Julian Tiffior. „Die Faust des Kriegers natürlich", antwortete die Stimme des merkwürdigen Wesens, das einst den Archivaren von Schatzen im Tiefenland als kostbares Kleinod gegolten und sich später im Innern der Hamiller-Tube verkrochen hatte. „Warte, ich zeig's dir."
    Die Bilder auf den Displays begannen zu kippen. Der Ausblick im Kontrollraum richtete sich nach oben. „Oben" bedeutete den Blick aus der Zentrumsballung der Milchstraße hinaus in Richtung Halo, in Richtung der Mächtigkeitsballung Estartu.
    Die Lichtmauer der blauen Sterngiganten löste sich auf. Einzelne Sterne wurden erkennbar. Und dann, plötzlich, schimmerte in der Schwärze des interstellaren Raums ein matter Lichtfleck, eindeutig wahrnehmbar erst, nachdem einige der Filter, die die Augen der Betrachter bisher geschützt hatten, entfernt worden waren. Der Fleck hatte die Form eines Kreises. Im Vergleich mit dem atemberaubenden Anblick, den die Videoflächen noch vor ein paar Sekunden geboten hatten, wirkte er wenig beeindruckend. „Das ist sie?" fragte Tiffior enttäuscht. „Das ist die Faust des Kriegers", antwortete die Stimme aus der Luft. „Du siehst sie von unten. Du siehst die Basis der Faust - ganze einundzwanzig Lichtjahre davon. Die Ebene der Basis ist zehn Lichtjahre von unserem gegenwärtigen Standort entfernt", erklärte der Holt. „Vor vierzehneinhalb Jahren wurde die Faust gezündet. Sie mag in Wirklichkeit einen Basisdurchmesser von zwölfhundert und eine Höhe von achttausend Lichtjahren haben. Aber optisch siehst du nur den Teil, dessen Lichtemissionen seit Mitte vierzwounddreißig den Weg bis hierher gefunden haben."
    Julian Tifflor musterte den blassen Lichtfleck mit Unbehagen und gleichzeitig mit einem Gefühl der Verachtung. Wie klein und unscheinbar war doch das Denkmal, das Sotho Tyg Ian sich selbst zum Ruhm errichtet hatte, gegenüber dem gewaltigen Werk der Natur! „Das genügt", entschied Tifflor. „Wir haben Arbeit. Die Bilder würden uns nur ablenken."
    Die Displays erloschen. Im Kontrollraum taten um diese Zeit etwa achtzig Besatzungsmitglieder Dienst, die Mehrzahl Terraner oder Menschen terranischer Herkunft. Ihre Blicke waren auf den Mann gerichtet, der an der großen Kommandokonsole in der Mitte des Raumes stand. Rechts und links von ihm, jeder für seinen eigenen Konsolenabschnitt verantwortlich, saßen Waylon Javier, der Kommandant der BASIS, und Galbraith Deighton, der Sicherheitschef des Unternehmens Großer Bruder. „Wir wissen nicht, worauf wir uns hier eingelassen haben", sagte Julian Tifflor ernst. „Sotho Tyg lan hat die Vernichtung der Milchstraße angedroht. Die Experten sagen uns, daß wir seine Drohung ernst zu nehmen haben. Wir sind hier, um zu erfahren, ob es irgendeine Möglichkeit gibt, den Sotho an der Ausführung seines Planes zu hindern. Es liegen schwere Tage vor uns. Wir kennen die technischen Mittel des Sothos nicht. Wir wissen nur, daß sie den unseren überlegen sind. Der Sotho wartet auf uns. Er weiß, daß wir der Verzweiflung nahe sind. Es kann sein, daß wir alle dran glauben müssen. Wir wissen, daß die Gefahr überall lauert. Aber ich erwarte von euch allen, daß ihr eure Pflicht tut - und mehr noch, falls es die Situation erfordert."
    Er wandte den Blick in die Richtung, aus der er zuletzt die Stimme des
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