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1346 - Entscheidung im Raumfort 3201

Titel: 1346 - Entscheidung im Raumfort 3201
Autoren: Unbekannt
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Anhieb einen Sinn hatte erkennen können.
    Er stand auf. Die schmale Stirnwand der Kabine ließ sich in einen Spiegel verwandeln. Er betrachtete sich. Ein kleiner, schmächtiger Mann blickte ihm entgegen, einsfünfundsechzig groß, mit hängenden Schultern und eingedrückter Brust. Den Schädel zierten strähniger, schwarzer Haarwuchs und eine Habichtsnase, die selbst einem Zweimetermann zu groß gewesen wäre. Fazzys Mund war für sein hageres Gesicht zu breit. Er konnte die Wangen mit Depilat behandeln, sooft er wollte - spätestens eine Stunde später sah er wieder so aus, als hätte er sich zwei Tage lang nicht rasiert. „Das langt", sagte Fazzy zu seinem Spiegelbild.
    Der Spiegel wurde wieder zur Wand, und Fazzy kehrte zu seinem Sitz zurück. Die Fähre hatte inzwischen bedeutend an Höhe verloren. Eine Stadt kam in Sicht. Am Rand der Stadt stieg eine schwarze Rauchfahne in die Höhe. Fazzy wußte nichts über Siamang. Es mußte eine unterzivilisierte Welt sein, sonst hätte man einen Brand so nahe der Stadt nicht zugelassen. „An alle Passagiere!" sagte eine freundliche Stimme. „Die Fähre wird in acht Minuten landen. Wir heißen Sie auf Siamang herzlich willkommen."
    Der Raumhafen war klein. Die mehr als dreihundert Passagiere, die die Fähre soeben entlassen hatte, drängten sich in der Empfangshalle. Es gab keine Einreiseformalitäten. Ein jeder war sich selbst überlassen. Fazzy Slutch verdankte es der ihm angeborenen Findigkeit, daß er als erster eine der Sprechkabinen mit Informationsanschluß entdeckte. Er nahm zielstrebig Kurs darauf und kam an einer Gruppe Reisender vorbei, die sich um einen Einheimischen drängte. Im Vorübergehen schnappte er ein paar Worte auf: „Kein Personal... ganze Stadt in Aufruhr... Oogh at Tarkan hat gesprochen... Upanishad ... Schüler verrückt geworden ... alles niederbrennen ..."
    Fazzy Slutch war mit dem Kriegerkult niemals eng in Berührung gekommen. Aber so viel wußte er doch: daß Oogh at Tarkan der Attar Panish Panisha, der erste aller Lehrerslehrer gewesen sein sollte. Er mußte vor Jahrzehntausenden gelebt haben. Er galt als der Gründer des Kults. Oogh at Tarkan sollte gesprochen haben?
    Er betrat die Sprechzelle. Einem Sitzmöbel, das altmodisch und unbequem wirkte, schenkte er keine Beachtung. „Information, bitte!" sagte er. Auf Siamang war man weit hinter der Zeit zurück. Die Videofläche, die auf seine Worte hin aufleuchtete, war fest montiert: eine Mattscheibe mit einem Rahmen aus Holzplastik.
    Auch das Gesicht, das ihm entgegenblickte, war keineswegs synthetisch. Es gehörte einem dunkelhäutigen, humanoiden Wesen unbestimmbarer Herkunft, das mürrisch dreinblickte. „Was willst du?" fragte es auf interkosmo. „Freundliche Auskunft", antwortete Fazzy. „Freundlich kost' extra", wurde ihm geantwortet. „Also frag schon."
    „Unterkunft. Ich brauche ein Hotel." Der Dunkelhäutige betätigte einen Schalter. Sein Gesicht verschwand. An seiner Stelle erschien eine Liste aller kommerziellen Herbergen, deren Standort sich im Umkreis von 100 Kilometern rings um den Raumhafen befand. „>Friede und Gemütlichkeit<", sagte Fazzy. „Das nehme ich."
    Die Liste mit den Bildern verschwand. Das Gesicht des Mürrischen erschien wieder. „Interkonto?" wollte er wissen. Fazzy identifizierte sich mit seiner ID-Marke. Die Frage, wie lange er sich im Hotel „Friede und Gemütlichkeit" aufhalten wollte, beantwortete er mit „unbestimmt". Darauf erklärte ihm der Mürrische, es würden 400 Galax von seinem Konto abgebucht. Wenn er sie nicht alle verbrauche, solle er das Hotel veranlassen, ihrn einen Kredit gutzuschreiben. „Ich reise nicht erst seit gestern", knurrte Fazzy. „Wie steht's mit meinem Gepäck?"
    „Ja, wie steht's mit dem?" grinste der Mürrische. „Ich möchte, daß es zum >Friede und Gemütlichkeit< gebracht wird."
    „Kost' dreißig Galax extra."
    „Daß du dran erstickst!" schimpfte Fazzy. „Also gut."
    „Das wär's dann?"
    „Ja - nein, halt! Was ist das für ein Gerede, daß Oogh at Tarkan gesprochen hat?"
    „Hat er", nickte der Mürrische. „Und die Schüler sind verrückt geworden?"
    „Viele. Sie versuchen, die Upanishad in Brand zu stecken. Behaupten, der Kriegerkult wäre eine Lüge.
    Aber die Panisha und ein paar Hochrangige leisten Widerstand. Toller Kampf. Interessiert's dich? Für hundert Galax ..."
    „Nein, danke", winkte Fazzy ab. „So, wie's hier zugeht, werde ich noch früh genug pleite."
    Die Stadt hieß Sima. Sie war
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