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1338 - Der Killer Suko

1338 - Der Killer Suko

Titel: 1338 - Der Killer Suko
Autoren: Jason Dark
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allerdings von ihrem Sitzplatz gut zu überblicken.
    Das Bild war so aufregend wie ein leerer Kühlschrank. Bett, Patient, Geräte, ein Ausschnitt der Wand. Der Verletzte lag still und war auch still. Seine Lippen bewegten sich nicht. Victoria war sicher, dass kein Laut aus seiner Kehle drang.
    Derartige Patienten wünschte sie sich als Nachtschwester. Sehr zufrieden trank sie ihren Kaffee, der wieder mal ausgezeichnet schmeckte. Wenn es darum ging, große Leidenschaften zu haben, so musste die Krankenschwester nicht passen. Allerdings hatten ihre Leidenschaften nichts mit lebendigen Menschen zu tun. Obwohl sie ihren Job wirklich liebte. Es gab noch eine andere Leidenschaft, eine, die sehr tief ging, und besonders in der Nacht konnte sie ihr nachgeben.
    Das Lesen von Krimis!
    Da kannte sich Victoria aus. Besonders die Romane der schwedischen Autoren gefielen ihr. In der knappen Freizeit sah man sie oft in den Buchhandlungen auf der Suche nach Neuerscheinungen.
    Die Geschichten verkürzten ihr die langen Stunden der Nachtwache. Dass sie öfter gestört wurde, machte ihr nichts aus. Sobald sie Zeit hatte, las sie weiter.
    Auch in dieser Nacht hatte sich daran nichts geändert. Hinzu kam der leckere Kaffee, auch die Ruhe, und deshalb war sie die Zufriedenheit in Person.
    Mit dem Stuhl war sie etwas zurückgefahren, um eine bequemere Haltung einzunehmen. So brauchte sie nur mal die Augen zu bewegen, um während des Lesens den Bildschirm unter Kontrolle zu haben.
    Alles war okay.
    Wieder blätterte Victoria um. Entspannt saß sie da, innerlich sah es anders aus. Gerade im letzten Drittel wurde die Geschichte spannend, da hatte der Kommissar die Fährte erreicht, die ihn schließlich zum Killer führte.
    Wieder der Blick auf den Bildschirm!
    Victoria Gladen zuckte zusammen, als wäre sie geschlagen worden. Was sie sah, wollte sie zunächst nicht glauben, weil es einfach zu weit an der Wirklichkeit vorbei ging. Es hatte auch nichts mit dem Krimi zu tun, denn was sie sah, war echt.
    Ein Mann hatte das Krankenzimmer betreten.
    Für drei, vier weitere Sekunden blieb die Frau auf ihrem Stuhl sitzen. Dann legte sie das Buch zur Seite, ohne den Bildschirm aus den Augen zu lassen. Der Atem floss schneller aus ihrem Mund. Sie wünschte sich zudem, sich geirrt zu haben, aber sie musste sich eingestehen, dass sie das Bild nicht täuschte.
    Der Patient hatte tatsächlich Besuch bekommen. Es war ein Mann, der bereits die Mitte des Zimmers erreicht hatte und stehen geblieben war. Die Krankenschwester sah ihn nur im Halbprofil, das zudem noch etwas von ihr weggedreht war. Zum Krankenhauspersonal gehörte der Mann nicht, dann hätte er eine andere Kleidung getragen. Für sie war er zudem kein normaler Besucher.
    Hier war überhaupt nichts richtig normal. Da brauchte sie nur an die schrecklichen Vorgänge zu denken, die passiert waren. Das hatte selbst einen Krimifan wie sie erschüttert.
    Der Mann stand noch immer an der gleichen Stelle. Ob er bewusst eine Zeitspanne verstreichen ließ, wusste sie nicht. Zudem wirkte er auf sie sehr nachdenklich. Er schien darüber nachzudenken, ob er etwas Bestimmtes tun sollte oder nicht. Sein Blick allerdings war auf das Bett mit dem Patienten fixiert.
    Wieder musste sie an die vielen Krimis denken, die sie gelesen hatte. Sie kannte die Morde in den unterschiedlichsten Varianten, und da hatten auch Krankenhäuser nicht gefehlt. Kliniken waren oft zu Brutstätten des Verbrechens geworden. Und dass dieser Patient nicht mit normalen Maßstäben gemessen werden konnte, stand auch fest.
    Ich muss etwas tun!
    Dieser eine Satz war nicht mehr aus ihrem Kopf herauszubekommen. Sie fühlte sich plötzlich als Person eines echten Krimis. Hier konnte sie endlich beweisen, was sie wusste, und sie war so in ihrer Krimiwelt verhaftet, dass sie nicht daran dachte, Alarm auszulösen.
    Sie sah sich jetzt als der Mensch an, der alles regelte.
    Victoria Gladen stand auf. Den Blick behielt sie weiterhin auf den Bildschirm gerichtet. So näherte sie sich auch der Tür. Sie ging rückwärts und schaute. Längst hatte sich auf ihre Oberlippe ein dünner feuchter Film gelegt. Sie konnte und wollte einfach nicht warten, bis der Besucher sich entschlossen hatte, etwas zu tun.
    An der Tür warf sie noch einen letzten Blick zurück. Es gab keine Veränderung auf dem Monitor. Der Besucher hatte sich keinen Schritt auf das Bett zubewegt.
    Victoria hoffte, dass er seine Haltung auch in den folgenden Sekunden nicht verändern würde.
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