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1334 - Der Ghoul und die Witwe

1334 - Der Ghoul und die Witwe

Titel: 1334 - Der Ghoul und die Witwe
Autoren: Jason Dark
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das Glas sinken.
    Sofort hörte sie die Frage des Mannes neben sich. »Und? Haben Sie etwas gesehen?«
    »Leider nein.«
    »Das ist schade.« Er klang ehrlich enttäuscht.
    Jane stellte eine nächste Frage. »Gab es denn eine bestimmte Uhrzeit, in der die Gestalten erschienen? Mitternacht oder so?«
    »Nein, Mrs. Collins, sie kamen, wann sie wollten. Nur dunkel musste es sein.« Er holte stöhnend Luft. »Ich kann verstehen, dass Sie enttäuscht sind und vielleicht jetzt denken, dass ich mir etwas zurechtspinne. Aber so ist das nicht, glauben Sie mir. Ich habe mir nichts vorgemacht oder eingebildet. Ich habe die Gestalten mit meinen eigenen Augen gesehen und bin auch davon überzeugt, dass es keine normalen Menschen gewesen sind.«
    »Ist schon okay.«
    »Nein, ist es nicht. Das merke ich doch, Mrs. Collins. Wollen Sie jetzt wieder gehen nach dem Motto: Außer Spesen nichts gewesen?«
    »Das werde ich nicht tun, Mr. Kersher. Die Tageswende möchte ich mit Ihnen noch erleben, wenn Sie nichts dagegen haben. Ist Ihnen das Recht?«
    »Und ob.«
    »Dann sind wir uns ja einig.«
    Er hüstelte gegen seinen Handrücken. »Ich brauche jetzt einen Schluck. Wollen Sie auch einen Gin?«
    »Nein.«
    »Darf ich rauchen?«
    »Sicher.«
    »Danke.«
    Jane schüttelte den Kopf, als Kersher verschwunden war. Er war schon ein seltsamer Kauz. Am liebsten hätte sie ein Fenster geöffnet, um mal richtig durchzulüften. Stattdessen hob sie das Fernglas wieder an und hielt es vor ihre Augen.
    Wieder holte sie den Friedhof näher heran. Jetzt wollte sie ihn von rechts nach links überblicken. Kersher befand sich wieder im Zimmer. Sie nahm den Rauch einer billigen Zigarre wahr und hörte es leise gluckern, als er trank.
    Jane schaute weiterhin durch das Fernglas. Sehr langsam drehte sie den Kopf nach rechts. Das Bild, das sie sah, kannte sie. Es hatte sich nicht verändert. Ein menschenleeres und bewachsenes Gelände.
    Menschenleer?
    Jane Collins zuckte plötzlich zusammen. Das Glas ruckte dabei weiter, was sie nicht wollte. Sie schaute wieder zurück zu der Stelle, an der ihr etwas aufgefallen war.
    Ja, da war etwas…
    Auch Kersher hatte Jane Collins’ verändertes Verhalten bemerkt.
    Deshalb fragte er aufgeregt: »Haben Sie was entdeckt?«
    »Könnte sein.«
    »Und was?«
    »Bitte, warten Sie noch.«
    Jane Collins musste sich wirklich konzentrieren. Sie war sich jetzt nicht mehr so sicher, ob sie tatsächlich etwas gefunden hatte.
    Wieder schaute sie auf die gleiche Stelle. Sie war recht frei, weil auch in der Nähe kein Baum wuchs.
    Die Detektivin hielt den Atem an. Sie schaute noch mal genauer hin und wusste Bescheid.
    Genau in ihrem Blickfeld stand die bleiche graue Gestalt!
    ***
    Jetzt war es Jane, deren Hände leicht zitterten, und sie ließ das Glas sinken. Sie zwinkerte mit den Augen.
    Was habe ich gesehen?, fragte sie sich. Habe ich wirklich etwas gesehen? Habe ich mich geirrt?
    Noch wusste sie keine Antworten auf die Frage. Aber sie merkte, dass ihr jemand auf die Schulter tippte.
    Es konnte nur Kersher gewesen sein, und sie drehte sich langsam um. »Haben Sie was gesehen?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Wie? Wissen Sie nicht?«
    »Es könnte sein.«
    »Eine Gestalt, nicht?«
    »Wahrscheinlich.«
    Kersher sagte nichts mehr. Er atmete nur seine Ginfahne der Detektivin entgegen, die sich wieder zum Fenster hinwandte und durch das Fernglas schaute.
    Die Stelle, an der sie die Bewegung gesehen hatte, war in ihrem Gedächtnis haften geblieben. So brauchte sie nicht lange zu suchen, um sie zu finden.
    Der scharfe Blick!
    Nichts mehr. Die Stelle war leer. Zwar bewegten sich einige Zweige noch, aber das war auch alles. Sie konnte auch nicht sagen, ob sie nur vom Wind bewegt wurden.
    Sie gab nicht auf. In Jane war so etwas wie ein Jagdfieber erwacht. Irgendwas musste sie sehen, und so wanderte sie mit ihren Blicken wieder den Friedhof ab.
    Es blieb das gleiche Bild. Bäume, die Sträucher, die zugewachsenen Wege. Hin und wieder der Schatten eines Grabsteins, das war alles.
    Wo hielt sich die Gestalt verborgen? War sie ein Zombie? Oder war es ein Mensch, den die Dunkelheit auf den Friedhof getrieben hatte, weil er sich einer Mutprobe unterziehen wollte?
    Vieles war möglich. Eine andere Frau hätte sich wahrscheinlich jetzt umgedreht, um zu gehen, nicht so Jane Collins. Sie hatte oft genug mit schwarzmagischen Mächten zu tun gehabt, um auch jedem Hinweis nachzugehen. Da war sie knallhart. Und auch hier wollte sie sich nicht aus der
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