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133 - Die Letzte ihrer Art

133 - Die Letzte ihrer Art

Titel: 133 - Die Letzte ihrer Art
Autoren: Bernd Frenz
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bevor es zu spät war.
    Alles in ihr drängte danach, loszustürzen und den Bösen mit bloßen Händen in der Luft zu zerreißen, doch an Land waren die Fishmanta’kan nicht beweglich genug, um diesen gefährlichen Gegner zu bezwingen. Einige ihrer Gefährten hatten das schon auf schmerzhafte Weise erfahren müssen, genauso wie der Moonk, der nicht weit von ihm entfernt mit zertrümmertem Schädel am Boden lag.
    Bis zur Unkenntlichkeit blutig geschlagen und ausgeweidet, und dann achtlos beiseite geworfen. Nicht mal wert, gefressen zu werden.
    Was für eine Schande.
    »Wir sollten ihn töten, solange er alleine ist«, empfahl Ruzo, der neben ihr aus den Fluten tauchte. »Eine solche Gelegenheit gibt es vielleicht nie wieder.«
    Alles in Urza verlangte danach, dem Vorschlag zuzustimmen, doch sie beherrschte den entsprechenden Impuls und schüttelte den Kopf.
    »Nein, er ist zu stark«, widersprach sie. »Wir müssen auf die anderen warten und den Bösen eine Falle stellen. Wenn der Regen weiter anhält, spielt er uns in die Hände.«
    Ruzo stieß einen unwilligen Laut aus, fügte sich aber ihrem Entschluss.
    Rein äußerlich sah ihr der andere Fishmanta’kan zwar sehr ähnlich, doch ihm fehlten die Zitzen, die sie zum Leittier machten. Denn obwohl auch Urzas Leben von der Lust am Fressen, Jagen und Kämpfen beherrscht wurde, und obwohl sie sich genauso gerne paarte wie Ruzo und die anderen, durchbrach sie doch ab und zu den Dunstschleier der Triebe und fällte Entscheidungen, die nicht von Lust, Hunger oder Zorn, sondern von Vernunft geprägt waren. In bedrohlichen Situationen erwies sich das häufig als Vorteil, darum standen die Zitzenträger über den Flachbrüstigen.
    »Ob Rilux und Ari es wohl schaffen?«, fragte Ruzo, dessen rote Netzhäute unablässig in den Augenhöhlen umher wanderten.
    Er suchte immer noch nach einer Möglichkeit, unbemerkt an den Bösen vorbei zu schleichen. Am besten durch einen alten Kanal, einen Graben oder einen der zahlreichen Sturzbäche, die sich immer breiter durch die Gassen und Straßen der Ruinenstadt wälzten.
    »Wir werden es erfahren, wenn die beiden zurückkehren«, antwortete Urza schlicht.
    Ruzo nickte beflissen, als hätte sie etwas Kluges gesagt.
    Er war wirklich der Dümmste von allen.
    ***
    Vor der Küste Großbritanniens
    »Die Fishmanta’kan?« Die Tauchqualle befand sich längst auf dem Rückweg zur Unterwasserstadt, doch Matthew Drax war noch immer nicht über Quart’ols Eröffnung hinweg. »Wie ist das möglich? Ich dachte, die wären nur eine Legende, um die Menschen von euren Lebensräumen fern zu halten.«
    Statt zu antworten, betrachtete der Hydrit den grünen Beutel an seiner Seite, der den Kristall beherbergte. Die tote Qualle hatte er hingegen dem offenen Meer überlassen. Den Blick gesenkt, vermittelte er einen völlig in sich gekehrten Eindruck.
    Matts bohrende Fragen schienen von seinen nass glänzenden Schuppen abzuprallen. Seit er mit unheilschwangerer Stimme angedeutet hatte, wieso die Hydriten Gibraltar mieden, verweigerte er jede weitere Auskunft.
    Matt stand kurz davor, sich die Haare zu raufen.
    So wortkarg hatte er den Freund noch nie erlebt. Welchen Grund mochte es für die plötzliche Verschlossenheit geben?
    Und warum hatte man sie so lange mit der angeblichen Legende abgespeist? War er bisher etwa zu leichtgläubig gewesen? Unwillkürlich musste er an eine erst wenige Wochen zurückliegende Begebenheit denken. Damals hatte er zufällig mit angehört, wie eine Hydritin ihrer unartigem Tochter mit den Fishmanta’kan drohte, ähnlich einer Barbarin, die für ihre Kinder den großen schwarzen Lupa herauf beschwor. [2]
    Hätte er da nicht gleich nachhaken müssen, um mehr herauszufinden? Auch auf die Gefahr hin, dass dabei unangenehme Wahrheiten ans Tageslicht kamen?
    »Sind die Fishmanta’kan vielleicht ein Volk, das ihr im Kampf gegen die Menschen einsetzt?«, fasste er eine der wilden Theorien in Worte, die ihm im Kopf herumspukten.
    Quart’ol sah erschrocken auf. »Nein, natürlich nicht! Wie kannst du so etwas nur denken?«
    Wenigstens redet er wieder mit mir, dachte Matt.
    »Du solltest uns besser kennen«, rügte Quart’ol weiter.
    »Nein, die wahren Fishmanta’kan sind ein wildes, unzähmbares Volk, dessen Lebensweise sich von der unseren gänzlich unterscheidet. Wir haben nicht das Geringste mit ihnen zu schaffen!«
    »Warum dann die mangelnde Offenheit?« Matt war nicht bereit, locker zu lassen.
    Quart’ols Schultern sackten ein
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