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133 - Die Letzte ihrer Art

133 - Die Letzte ihrer Art

Titel: 133 - Die Letzte ihrer Art
Autoren: Bernd Frenz
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Er sortierte alles aus, was die Daa’muren nicht brauchen konnten. Und das war praktisch alles.
    ***
    Rostige Metallhaufen, bis zur Unkenntlichkeit zerfressene Überbleibsel einer untergegangenen Kultur, versperrten den Weg zum hinteren Durchgang. Veda’hal’wowaan stieg achtlos über sie hinweg. Ihn interessierte nicht, was für Maschinen oder Einrichtungen hier früher einmal gestanden hatten. Die Dreck verschmierten Titanglasbecken registrierte er auch nur am Rande. Hier, in diesem Raum war für sie nur eine Sache von Belang – der grüne Organismus, der ihnen Licht zu spenden vermochte. An einer Stelle der feuchten Wand befand sich ein ungewöhnlich großer dunkler Fleck. An dieser Stelle hatten sie einen Teil der wuchernden Masse abgetragen und in den Vakuumverschluss gebracht, der von den Menschen vergangener Zeiten Tresor genannt wurde.
    Der Weg dorthin verlief durch dunkle Keller.
    Veda’hal’wowaan nahm eine Stableuchte vom Gürtel und knipste sie an. Ein dünner Lichtfinger, der sich zu einem runden, über die Wände tanzenden Fleck erweiterte, drängte die Dunkelheit zurück. Mühelos ließ Veda’hal’wowaan das Erdgeschoss hinter sich und drang in die Tiefe vor. Hier, unter der Erde, gab es nicht einmal mehr Ritzen oder Löcher, durch die das trübe Tageslicht einsickern konnte. Die Finsternis umschloss ihn wie eine zweite Haut, aber das machte ihm nichts aus.
    Er lebte in dem Wissen, anderen überlegen zu sein.
    Nicht einmal der Leichnam von Veda’hal’tukar, der sich vor ihm als Schattenriss aus der Dunkelheit schälte, konnte daran etwas ändern. Nachdem der Wirtskörper alle Funktionen eingestellt hatte, war ihnen gar nichts anderes übrig geblieben, als ihn hier aufzubahren. Falls er zu verrotten anfing, würden sie ihn nach draußen schaffen, aber bis es so weit kam, hofften sie längst wieder auf dem Rückweg zu sein.
    Unversehens kehrte die Erinnerung an den Angriff der maritimen Bio-Organisationen zurück, die kurz vor Erreichen der Halbinsel über sie hergefallen waren. Veda’hal’wowaan schüttelte den Kopf, aber davon ließen sich die aufsteigenden Bilder nicht vertreiben. Wieder sah er die grotesken Gestalten, die von allen Seiten auf ihren symbiotischen Verband zuschossen. Zwar war es ihnen gelungen, mehrere Angreifer zu neutralisieren, doch Veda’hal’tukar hatte sich einem halben Dutzend gleichzeitig erwehren müssen. Dabei wurde seinem Körper so viel Masse entfernt, dass er ihn nicht mehr durch Umschichtungen regenerieren konnte.
    Körperliche Neutralisierung könnte die Daa’muren nicht erschrecken. Den Geist eines Geführten verlöschen zu sehen, führte aber auch ihnen die Endlichkeit der Existenz vor Augen.
    Ohne sich dessen bewusst zu werden, beschleunigte Veda’hal’wowaan die Schritte. Sobald der Leichnam aus seinem Blick verschwand, gelang es ihm auch, die Erinnerung zu verdrängen.
    Er ging einige Stufen hinab. Das Platschen unter seinen Füßen wurde lauter. Vor ihm tauchte eine schwarz funkelnde Wasserfläche auf. Sie wurde von Oberflächenbecken gespeist, deren Rohre in den Raum mit dem illuminierenden Organismus führten.
    Von Salz und Feuchtigkeit zerfressen, entleerten sie das aufgefangene Regenwasser allerdings inzwischen direkt ins Kellergewölbe.
    Ihr Verband hatte eine Sperre aus Metallblechen schmieden müssen, um das Wasser auf dieser Ebene zu stauen. Sonst wäre der mühsam mit den Fauststrahlern aufgeschweißte Tresor sofort nach dem Öffnen geflutet worden.
    Veda'hal'wowaan stieg immer tiefer ins kalte Wasser hinein, das ihm schließlich bis zum Brustbein reichte. Der Pegel war erneut um eine Handbreite geklettert. Der Daa’mure begann zu schwimmen, um leichter voranzukommen. Die Lampe zwischen die Zähne geklemmt, folgte er dem voll gelaufenen Flur.
    Lautes Rauschen kündigte die Stelle an, in der das eindringende Wasser durch ein Loch in der Decke prasselte.
    Klatschend schlug es ihm in den Nacken, als er darunter hindurch schwamm. Zwei Dutzend Schwimmzüge später erreichte er die Metallwandung, die sie erst kurz vor der nächsten abwärts führenden Treppe eingesetzt hatten.
    Zwischen Sperrenoberkante und Decke gab es noch genügend Platz, um darüber hinweg zu steigen.
    Veda’hal’wowaan griff nach einem in der Decke freiliegenden Stahlträger und schwang sich über das Hindernis.
    Auf der anderen Seite standen Aktenschränke, über die er bequem hinab klettern konnte. Noch eine weitere Treppe, dann stand er vor der mehrere Meter dicken
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