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1327 - Lady Sarahs Totenfrau

1327 - Lady Sarahs Totenfrau

Titel: 1327 - Lady Sarahs Totenfrau
Autoren: Jason Dark
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Aber Lysana hielt sich zurück, ebenso wie ihre nebelhaften Gefährtinnen. Möglicherweise hatten sie Zuflucht in ihrer Dimension gesucht und beobachteten die Welt von dort.
    Der Eichenbaum war wegen seiner ausladenden Krone nicht zu übersehen. Von meinen Freunden aber sah ich nichts. Ihre Verstecke lagen woanders, wobei Jane Collins Schutz hinter einer in der Nähe stehenden, recht großen Heiligenfigur genommen hatte. Sie befand sich noch näher am Grab als ich.
    Suko hatte sich seinen Platz noch nicht ausgesucht. Er wollte sich unterwegs entscheiden.
    Ich erreichte den Baum und wunderte mich über die Dicke des Stamms, der so krumm wie eine sich ringelnde Schlange in die Höhe wuchs und erst in der Höhe sein Kleid aus Laub erhielt, das ein grünes Schutzdach bildete und sich Jahr für Jahr erneuerte.
    Ganz im Gegensatz zu den Toten, die hier in dieser feuchten Erde lagen. Für sie war das normale Leben vorbei. Was danach passierte, das wusste kein Mensch. Darüber konnte man nur philosophieren.
    Ich strich mit meiner Hand über die dicke Rinde hinweg und stellte mich an die Baumseite, von der aus ich das Grab am besten im Auge behalten konnte. Da die Zweige erst hoch über mir wuchsen, gab es auch keine Blätter, die meine Sicht behinderten.
    Auch meine Schritte waren verstummt, sodass die berühmte Friedhofsruhe eintreten konnte. Nur wenige Vögel tobten durch die Luft. Das Gelände lag zwar mitten im Mayfair, aber wer den Verkehrslärm hören wollte, der musste sich schon stark konzentrieren.
    Er war nicht mehr als nur ein Summen in der Ferne, das ich schon mit einem geisterhaften Gesang verglich.
    Noch zeigte sich niemand. Ich sah weder etwas von meinen Freunden noch von der Totenfrau. Mein Blick fiel auf das offene Grab, und es gab mir einen Stich, wenn ich daran dachte, wer darin lag.
    Sarah Goldwyn, die Horror-Oma…
    Recht begreifen konnte ich es noch immer nicht. Die letzten beiden Tage waren mir vorgekommen wie ein Traum, der schnell vorbeigehuscht war.
    Manchmal, wenn Wind in die Nähe des Grabs wehte, wurden die Schleifen der Kränze erfasst. Dann schimmerten sie auf wie kostbare Seide. Wir alle hatten unseren Abschied in ehrlich gemeinten Worten dort festgehalten, doch zurück brachte uns das die Horror-Oma nicht. Die Zeit mit ihr war vorbei.
    Immer wieder sah ich mich um. Einmal sah ich Janes blonden Haarschopf, als sie hinter der hohen Figur hervorschaute. Sie zog sich sofort wieder zurück.
    Ich fragte mich, wie lange wir hier noch warten mussten, bis etwas passierte. Und ich stellte mir auch die Frage, ob wir uns in den Verstecken nicht lächerlich machten. Eine wie Lysana war mächtig.
    So leicht ließ sie sich nicht täuschen.
    Das Grab blieb verlassen. Der Erdhügel daneben wartete darauf, abgetragen zu werden. Wann das eintrat, stand noch in den Sternen. Wir hatten hier nicht die Regie übernommen.
    Es passierte trotzdem etwas, und es ging sogar recht schnell, aber es hatte sich zuvor nicht angedeutet. Gar nicht weit weg vom offenen Grab entstanden die Schleier.
    Es war wieder dieser graue Nebel, der sich langsam heranwagte.
    Er bestand nicht aus einer kompakten Wolke und war auch nicht aus dem Boden gestiegen. Nein, es konnte kein normaler Nebel sein.
    Es waren die Geister der Toten. Die Begleiter der Lysana.
    Ins Totenreich begleiten!
    Wie oft hatten sie das schon getan. Bei zahlreichen Menschen war es der Fall gewesen, und jetzt sollte ausgerechnet Sarah Goldwyn eines der Opfer sein.
    Das würden wir verhindern!
    Ich war sicher, dass auch Jane und Suko aus ihren Verstecken die Erscheinungen gesehen hatten, nur zeigte sich niemand von ihnen.
    Beide behielten ebenso die Nerven wie ich.
    Die Nebel waren wie Streifen und besaßen ungefähr die Größe eines normalen Menschen. Aber ich sah keine Gesichter, sie bestanden nur aus dieser grauen Masse, die recht langsam auf das Grab zutrieben. Dass sie ihren Weg noch mal verändern würden, bezweifelte ich. Das Grab war wichtig, und ich war gespannt, was passieren würde.
    Sie schwebten weiter. Sie kamen näher. Dabei versuchte ich, Gesichter zu erkennen, was mir jedoch nicht gelang. Es blieb nur dieser Nebel.
    Auch als die Gestalten das Grab erreicht hatten, geschah nichts, was mich zum Eingreifen hätte verlassen können. Sie verharrten um die offene Grube herum, und jetzt waren sie wirkliche Leibwächter.
    Ich konnte mir nicht vorstellen, dass sie plötzlich nach unten stiegen und Lady Sarah aus dem Sarg holten. Sie hatten etwas anderes vor.
    Wo
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