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1327 - Lady Sarahs Totenfrau

1327 - Lady Sarahs Totenfrau

Titel: 1327 - Lady Sarahs Totenfrau
Autoren: Jason Dark
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war Lysana?
    Ich schaute mich um, so weit ich das verantworten konnte. Leider bekam ich sie nicht zu Gesicht, und nicht zum ersten Mal stellte ich mir die Frage, wie ich sie bekämpfen sollte.
    Mit der Beretta und einer Kugel?
    Mit dem Kreuz?
    Es wäre natürlich von Vorteil gewesen, wenn sie sich als ganz normale Gestalt gezeigt hätte und nicht als feinstoffliches Wesen wie ihre Helferinnen.
    Und wenn sie so erschien, was würde sie tun? Den Sarg öffnen und Sarahs Leiche hervorholen?
    Ich hatte nicht darauf geachtet, wie viel Zeit verstrichen war, wartete aber darauf, dass Lysana kam, und war überrascht, sie plötzlich zu sehen.
    Sie erschien nicht in der Nähe des Grabs und auch nicht bei ihren Helferinnen. Lysana hatte es viel raffinierter angestellt, denn zusammen mit ihr tauchte auch Jane Collins auf.
    Beide Frauen verließen die Deckung der Grabsteinfigur, und ich bekam große Augen.
    Jane war, ohne dass ich es bemerkt hatte, zu einer Gefangenen der Totenfrau geworden!
    Lysana musste sie überrascht haben, und sie hatte Gewalt über sie bekommen. Jane ging steif, mit sehr kleinen Schritten. Die Totenfrau hielt sich dicht hinter ihr, und sie befand sich in einem Zustand, den ich auf keinen Fall als stabil einstufen konnte, denn er wechselte ständig. Einmal feinstofflich, dann wieder stofflich.
    Trotzdem hatte es Lysana geschafft, ihre Arme um Jane zu schlingen, die mal von ihrem Körper verschwanden und im nächsten Augenblick wieder auftauchten.
    Man konnte sagen, dass Jane auf eine bestimmte Art und Weise angekettet war und unter dem hypnotischen Bann dieser Totenfrau stand, denn normalerweise war sie jemand, der sich wehrte.
    Um Suko oder mich hatte sich die Totenfrau nicht gekümmert.
    Ob sie wusste, dass wir ebenfalls in der Nähe waren, wusste ich nicht. Ausgeschlossen war es nicht.
    Ich griff nicht ein. Noch nicht. Suko hielt sich ebenfalls zurück, was gut war.
    Sehr genau beobachtete ich die beiden ungewöhnlichen Personen, die sich dem Grab immer mehr näherten und somit auch meinem Versteck. Hinter dem Stamm der Eiche spähte ich vorsichtig hervor. Auf keinen Fall sollte sie mich zu früh entdecken.
    Wenn das eintrat, schwebte Jane in Lebensgefahr.
    Ich wartete, was geschehen würde. Lysana ging es nicht nur allein um Sarah, jetzt auch um Jane Collins. Wahrscheinlich wollte sie beide in ihren geisterhaften Reigen einreihen.
    Noch passierte nichts Schlimmes. Nur abgesehen davon, dass sich Jane so steif auf das offene Grab zubewegte, und zwar dorthin, wo sich der Lehmhügel erhob.
    Die nebelhaften Erscheinungen warteten auf die beiden. Bei ihnen rührte sich nichts. Es gab auch keinen Wind, der mit ihnen gespielt hätte. Alles in meiner Nähe machte auf mich den Eindruck, als wäre es halb eingefroren.
    Jane wurde losgelassen.
    Jetzt war der Zeitpunkt, an dem sie sich hätte wehren können und sogar müssen.
    Sie unternahm nichts. Sie stand einfach auf der Stelle wie jemand, der abgeholt werden wollte.
    Auch wenn die Entfernung zwischen uns recht weit war, so konzentrierte ich mich auf ihre Augen, und ihr Blick kam mir leer vor.
    Lysana war nackt. Ihre Haut war leicht gebräunt. Wahrscheinlich hatte sie schon zu den uralten Zeiten so ausgesehen und war von den Sumerern als nackte Göttin gepriesen worden.
    Lysana stellte sich zu ihren Begleiterinnen. Zu den Nebelgestalten, die irgendwann mal Körper besessen hatten. Sie waren längst verfault, die Seelen aber hatten überlebt.
    Ob Lysana mit ihnen sprach oder auf eine andere Art und Weise mit ihnen kommunizierte, blieb mir verborgen. Es gab jedenfalls Bewegungen innerhalb der Gestalten. Sie wurden zittrig, und es erschien mir, als würden sie dicht vor der Auflösung stehen.
    Dass Lysana zu sprechen begann, wunderte mich. Und sie redete auch in unserer Sprache, und zwar zu Jane.
    »Ich habe dir deine neuen Freundinnen und Begleiterinnen gezeigt, meine Liebe, und ich möchte dir zeigen, wie es denjenigen ergeht, die mein Bild in Besitz hatten. Sie gehören zu mir. Alle gehören mir. Wir sind eine Familie. Meine Welt steht euch offen, und nun werde ich mir die Seele der Verstorbenen holen. Gemeinsam werden wir sie aus ihrem Körper hervorsaugen oder, wenn sie schon unterwegs ist, wieder zurückreißen. Mein Gefängnis wurde durchbrochen, und es ist wieder wie in alten Zeiten. Wer das Bild besessen hat, der hat auch mich bekommen.«
    Leere Drohungen waren das nicht. Eine Göttin oder Dämonin wie Lysana hatte das nicht nötig. Sie konnte voll und ganz
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