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1324 - Der Große Bruder

Titel: 1324 - Der Große Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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damit an. Und was den Vorbehalt anbelangt, so hast du recht.
    Wir haben einen sorgfältig gehüteten Vorrat Paratau an Bord. Davon sind uns vor kurzem ein paar Kilogramm abhanden gekommen. Wir wissen nicht, wem es gelungen sein könnte, die Sicherheitsvorkehrungen zu umgehen. Wir sind nahezu sicher, daß die verschwundene Menge sich nicht mehr an Bord befindet. Wir haben seit der letzten Lieferung vor einigen Tagen keinen Kontakt mit einem Zubringerschiff mehr gehabt, und Landeoperationen gab es nur auf einem einzigen Planeten, der kein intelligentes Leben trägt. Die Mannschaft ist vollzählig; es fehlt uns niemand. Wir sind ratlos. Wir wissen nicht, ob es sich um einen Sabotagefall oder ein harmloses Vorkommnis handelt. Aber Galbraith Deighton, der für die Sicherheit der BASIS zuständig ist, verbringt seitdem viele schlaflose Nächte."
    „Auf mich hört ja keiner", meldete sich da eine helle, durchdringende Stimme, die von einer Stelle an der Wand des kleinen Besprechungsraums zu kommen schien. „Ich sage euch immer wieder: Als Dieb kommt nur der merkwürdige Alte in Betracht, der mit Sato Ambush zusammenarbeitet. Ich habe dem Kerl von Anfang an nicht getraut."
    Tirzo und Sid hatten überrascht aufgeblickt.
    „Wer ist das?" wollte Sid wissen.
    „Ein Kompagnon der Hamiller-Tube", antwortete Waylon Javier verdrossen. „Er hat sich irgendwie, irgendwann eingeschlichen und mischt sich seitdem in alles hinein, was ihn nichts angeht."
    Das erschien dem Paratensor höchst verwunderlich, aber da Javier keine weiteren Erklärungen abgab, stellte auch er keine Fragen.
    Später, als sie sich vom Kommandanten verabschiedet hatten und auf dem Weg zum Treffpunkt mit Notkus Kantor und Enza Mansoor waren, fiel ihm ein, daß er sich nach dem Alten hätte erkundigen können, von dem da die Rede gewesen war. Von Sato Ambush hatte er gehört. Aber der Pararealist war ihm als Einzelgänger geschildert worden. Daß er einen Mitarbeiter beschäftigte, wußte offenbar niemand außerhalb der BASIS. Nun ja, bei der nächsten Gelegenheit würde er Javier danach fragen.
    Inzwischen saß Waylon Javier noch immer vor dem Tisch, an dem die Besprechung stattgefunden hatte. Er blickte starr vor sich hin, mit einer Erinnerung beschäftigt, die seine eigenen Worte geweckt hatten.
    „Was dich bedrückt, wolltest du ihnen nicht sagen, wie?" fragte die Stimme von der Wand her.
    „Es betrifft sie nicht", antwortete Javier. „Es ist ganz allein meine Angelegenheit."
    Einer von denen, die vor zwölf Jahren das große Sternweh gepackt hatte, war sein Sohn Oliver gewesen, der als Kind den Spitznamen Olli-Bolli getragen hatte. Oliver, damals 28 Jahre alt, hatte wochen- und monatelang von den Sternen ferner Galaxien und den Abenteuern der Vironauten geschwärmt. Und dann, eines Tages, war er von einem Landeeinsatz auf einem arkonidischen Siedlerplaneten nicht mehr zurückgekehrt. Er hatte sich davongeschlichen. Er war mehrere Stunden lang gesucht worden, aber schließlich hatte die Landeeinheit zur BASIS zurückkehren müssen, ohne daß man ihn gefunden hätte.
    Seitdem galt Oliver als verschollen. Waylon Javier zweifelte nicht daran, daß er versucht hatte, mit einem Vironautenschiff Kontakt aufzunehmen. Ihm, dem Vater, blieb nur die Hoffnung, daß er damit erfolgreich gewesen war. Oliver hatte sich nicht von ihm verabschiedet, ihm nicht einmal eine Nachricht hinterlassen. Das tat weh. Er würde noch ein paar Jahre mehr brauchen, um damit fertig zu werden.
     
    3.
     
    „Es wimmelt hier von Strängen des Stygischen Netzes", sagte Tirzo. „Es ist keine sichere Gegend, wenn ihr mich fragt."
    Der Blue bot einen merkwürdigen Anblick. Er saß hochaufgerichtet in einem Gliedersessel im Kontrollraum des Experimentalschiffs IANUS und hatte die Augen geschlossen. Er sprach mit monotoner Stimme und wirkte durchaus wie das Medium auf einer spiritistischen Sitzung.
    „Das wissen wir", antwortete Notkus Kantor. „Wenn du die Augen aufmachst und dir die Anzeige des Psi-Tasters betrachtest, kannst du es sehen."
    „Ich sehe es", erklärte Tirzo. „Und zwar aus eigener Kraft."
    Aber dann öffnete er doch die Augen. Aus der rechten Hand ließ er den glitzernden Rest eines Paratautropfens in eine der vielen Taschen seiner Montur gleiten.
    Die Anzeige des Psi-Tasters, ähnlich wie die Daten eines Ortergeräts auf einer umfangreichen Videofläche dargestellt, hatte schon vor einiger Zeit Sid Avarits Interesse erregt. Er zeigte auf hellgrauem Hintergrund in

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