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1322 - Das Grauen von St. Severin

1322 - Das Grauen von St. Severin

Titel: 1322 - Das Grauen von St. Severin
Autoren: Jason Dark
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hielten Hans Hoff an verschiedenen Stellen des Körpers umklammert, um ihn vor dieser Hölle zu bewahren.
    Sie schafften es nicht. Der Sog war stärker. Sie rutschten über den Boden. Sie hängten sich an die Gestalt, und sie hörten immer wieder Elke Hoffs leise Schreie, die sich an ihren Mann klammerte wie das Kleinkind an seine Mutter.
    Es gab keine Chance mehr. Die Schwärze lebte. Sie besaß Kraft und in ihrem Innern waren wieder die roten Ovale zu sehen. Der Dämon im Hintergrund gab nicht nach. Er holte sich keine Dämonenseele mehr. Er war jetzt auf Menschen eingestellt.
    Die Kälte war zu spüren. Keine normale winterliche. Sie war anders. Sie kroch aus der Figur hervor. Sie drehte sich wie aus verschiedenen Schals bestehend auch um die Körper der Helfer, die Acht geben mussten, nicht auch noch in die Schwärze hineingezogen zu werden.
    »Ich lasse ihn nicht los!«, rief Elke Hoff keuchend. »Ich werde ihn nie loslassen. Ich werde mit ihm sterben, versteht ihr? Sterben…«
    ***
    Genau diese Worte hörten auch Claas Claasen und ich.
    Nicht ohne Grund hatte ich mich beeilt und war trotz der schweren Last so schnell wie möglich gelaufen. Man konnte den verdammten Mönch nicht mit normalen Menschen allein lassen. Er war einfach zu grausam, wenn er den Gesetzen des Spuks gehorchte.
    Die Schreie gaben mir Recht. Und sie spornten mich gleichzeitig an. Ich nahm alle Kraft zusammen und schaffte es, noch mal die Schritte zu beschleunigen. Die Last auf meinen Schultern war mit fortschreitender Zeit immer schwerer geworden. Das Schleppen glich auch einem verzweifelten Kampf gegen die Zeit.
    Claas unterstützte mich. Er hatte die Beine des Bewusstlosen angehoben. Er erklärte mir aber auch, dass Hajo Becker allmählich aus seinem Zustand erwachte.
    »Wir haben es gleich geschafft!«
    Das stimmte. Wir passierten bereits die Kirche an der vorderen Seite. Dass parallel die Straße vorbeiführte, nahm ich so gut wie nicht zur Kenntnis, dafür sah ich den Mönch in seinem fahlen bläulich-grünen Glanz und auch die Menschen davor.
    Sie umstanden ihn nicht mehr. Sie lagen auf dem Boden. Sie sahen aus, als wollten sie in den Mönch hineinkriechen. Oder wurden sie vielleicht von ihm gezogen?
    Ich wusste es nicht. Aber die Gefahr, in der sich die Menschen befanden, war nicht zu unterschätzen. Plötzlich war die Last auf meiner Schulter zu schwer geworden. Sie behinderte mich. Ich ließ den Mann abrutschen und Claas fing ihn ab.
    Jetzt fühlte ich mich so leicht wie eine Feder. Beim Laufen schien ich den Boden erst gar nicht zu berühren. Es waren nur ein paar Meter, die ich überwinden musste.
    Sekunden später sah ich das Grauen, das vier Menschen erlebten.
    Die Kraft im Innern des Mönchs war dabei, sie zu sich hineinzuzerren. Hans Hoff ging es am schlechtesten. Er war schon mit der Hälfte seines Körpers in die Dunkelheit hineingezogen worden, die sich im Innern beinahe wie ein Meer ausbreitete, denn es gab hier keine Grenzen mehr. Ich stand vor der Welt des Spuks und konnte durch eine Lücke die roten Augen funkeln sehen.
    »Weg!«, brüllte ich den Helfern zu.
    Andreas Brass und Silke von Weser gehorchten. Sie waren völlig erschöpft. Nur Frau Hoff hielt ihren Mann noch fest. Sie schrie, und ich sah mich gezwungen Gewalt anzuwenden.
    Es war nicht einfach, sie von ihrem Mann zu lösen. Jetzt sah ich nur ihn vor mir.
    Über ihm schwebten die roten Augen, aber ich hielt mein Kreuz dagegen und tauchte es ein in die tintige Schwärze. Mit dieser Bewegung drückte ich auch meinen Kopf weiter vor und mich umgab die kalte dunkle Welt des Spuks.
    Mir war sie nicht unbekannt. Zudem hatte ich sie schon bei diesem Mörder-Mönch erlebt, doch hier war die Hülle normal und nur das Innere gefüllt.
    »John…«, da wisperte die Stimme aus der Dunkelheit an meine Ohren. »Du bist es wieder.«
    »Ja. Ich bin es wieder. Und ich werde es auch immer wieder sein, ich will nicht, dass du dir die Menschen holst. Bleib bei deinen Seelen. Bleib, wie du immer gewesen bist, auch wenn die Veränderungen nicht mehr aufzuhalten sind. Lass die Menschen in Ruhe, auch wenn sie versuchen, an dich heranzukommen, um deine Verbündeten zu werden. Du weißt, wer im Hintergrund lauert, wer bald da ist. Das wird unser Kriegsschauplatz für die Zukunft sein. Eröffne keine Nebenkriegsschauplätze und denk daran, dass wir in der Zukunft gezwungen sein könnten, Partner zu sein. Diese Menschen geben dir nicht wirklich etwas, wenn du sie in dein Reich holst.
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