Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1322 - Das Grauen von St. Severin

1322 - Das Grauen von St. Severin

Titel: 1322 - Das Grauen von St. Severin
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Ich hatte sie nicht nur beim ersten Zusammentreffen mit diesem Mönch erlebt, sondern auch im Reich des Spuks. Diese verfluchte absolute Schwärze, deren Anblick einem Menschen tiefe Furcht einjagen konnte.
    So hatte auch der erste Mönch ausgesehen. Der war von mir vernichtet worden. Er konnte es nicht sein. Er war es trotzdem. Ich wusste nicht, wie all die Dinge zusammenliefen, jedenfalls spürte ich die Gefahr, die von dieser Gestalt ausging. Sie war nicht weniger stark als bei meiner ersten Begegnung.
    Ich hatte damit gerechnet, Claas Claasen zu treffen. Den sah ich nicht. Auch keine anderen Personen wie diesen Hajo Becker. Aber die beiden für mich Fremden konnten mir unter Umständen berichten, was hier passiert war und wohin die anderen verschwunden waren.
    Die blonde Frau wollte auf mich zugehen. Meine Handbewegung stoppte sie. »Wo finde ich Claasen und Becker?«
    »Was wollen Sie denn von denen?«
    »Mit ihnen sprechen.«
    »Die sind nicht hier.«
    »Das sehe ich. Aber sie waren hier – oder?«
    Die Frau wollte nicht mit der Sprache heraus. Sie zickte herum und hob dabei Schultern. »Ich weiß nicht, ob sie hier gewesen sind. Kann sein, kann nicht sein und…«
    »Hör auf, Elke!«, mischte sich ihr Mann ein, der uns zugehört hatte. »Sag die Wahrheit, bitte.«
    »Nein, mach du es.«
    »Also gut.«
    Ich drehte mich um. Neben dem Gast standen noch Silke von Weser und Andreas Brass. In ihren Haltungen wirkten sie wie Läufer, die nur darauf warteten, den Startschuss zu hören.
    »Die drei Männer sind zur Kirche oder auf den Friedhof gegangen. So genau kann ich Ihnen das nicht sagen.«
    »Drei Männer?«
    »Ja.«
    »Wer denn?«
    »Claasen, Becker und sein Freund Kohl.«
    »Und was haben sie dort vor?«
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen.«
    Bestimmt konnte er es. Er wollte es nur nicht. Das war mir jetzt egal. Die letzten Informationen waren für mich wichtiger gewesen.
    Ich wusste nun, wo ich sie suchen musste. Zugleich musste ich noch eine Frage loswerden. »Was haben Sie hier mit dem Mönch zu tun?«
    »Wir wollten ihn kaufen. Wir haben mit Hajo Becker schon darüber gesprochen. Das hier ist der erste Besichtigungstermin gewesen.«
    »Und das kann Becker bestimmen?«
    »Klar. Er ist sein Erschaffer. Er ist der Künstler, der ihn hergestellt hat.«
    Jetzt wusste ich Bescheid. Zwar war mir noch nicht alles klar geworden, doch das wenige reichte, und so tappte ich nicht mehr im Nebel herum. Weitere Fragen bauten sich natürlich auf. Ich drängte sie zurück, denn ein Gefühl machte mir klar, dass sich Claas Claasen in Gefahr befinden konnte.
    Becker und sein Freund Kohl waren hinter dem Hotelier her.
    Was sie mit ihm genau vorhatten, wusste ich nicht, bestimmt keinen Skat dreschen. Ich sah die beiden Hoffs nicht als zu gefährlich an, aber ich wollte sie trotzdem unter Kontrolle wissen.
    Deshalb sprach ich Andreas Brass und Silke von Weser an. »Bitte, Sie müssen hier beim Mönch bleiben. Ich werde mich um die verschwundenen Personen kümmern.«
    Brass schüttelte den Kopf. Er sah aus wie jemand, der sich im nächsten Augenblick die Haare raufen wollte. »Allein, John?«
    »Sie bleiben hier beim Mönch.«
    »Aber…«
    »Bitte!«, zischte ich.
    »Ja, ja, schon gut.« Er senkte den Kopf, während ich zu Silke von Weser hinschaute, die nicht protestierte, aber sehr angespannt wirkte.
    »Seien Sie nur vorsichtig!«, flüsterte sie.
    »Keine Angst, das werde ich sein.«
    Ich war froh, Bescheid zu wissen, denn mit diesem Kohl war noch ein Gegner hinzugekommen. Gern ließ ich den Mönch nicht allein. Ich hätte ihn gern zum zweiten Mal vernichtet, wobei ich mich fragte, ob das überhaupt möglich war, denn etwas war bei ihm anders. Aber das sollte mir Hajo Becker erklären…
    ***
    Verfolgt von den Stimmen der Toten. Verfolgt von den uralten Geistern. Ein Friedhof, der nach außen hin tot war, in dem jedoch ein unheilvolles Leben steckte.
    So empfand der flüchtende Claas Claasen die Szenerie, durch die er mit langen Schritten lief. Er wollte sich nicht fertig machen lassen. Er wollte zu keinem Opfer dieser Männer werden.
    Die Geister hetzten ihn an der Südseite der Kirche entlang. Unsichtbar hing ihm das Grauen von St. Severin im Nacken. Er lief mit langen und trommelnden Schritten an den hohen, sehr alten Grabsteinen entlang und hatte dabei das Gefühl, dass ihm aus jeder dieser Grabplatten der Geist eines längst Verstorbenen zuwinkte, um ihn zu sich in die feuchte Erde zu holen.
    Nein! Nein! Ich will nicht!
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher