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1318 - DORIFER

Titel: 1318 - DORIFER
Autoren: Unbekannt
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spritzen und davonfliegen sehen, als der Zwerg von dem felsigen Sims herabsprang. Die nichtmaterielle Hand war nur eine Vorspiegelung. Wie hätte der Boden den Aufprall der Füße spüren können, wenn Tumika so immateriell wäre, wie er zu sein vorgab?
    Er durfte dem Zwerg nicht trauen. Das bedeutete, daß auch auf sein Angebot einer Belohnung kein Verlaß war. Trotzdem blieb ihnen keine andere Wahl. Sie mußten den Auftrag annehmen. Ihre Hoffnung lag darin, daß es Si kitu doch aus irgendeinem Grund vorteilhaft erscheinen mochte, ihnen die Freiheit zurückzugeben.
    Langsam, als müsse er angestrengt nachdenken, schritt der Arkonide den Einschnitt entlang. Noch einmal spähte er hinunter ins Tal.
    Die Kapsel war verschwunden. Das gab den Ausschlag.
    „Wir stehen deiner Herrin zu Diensten", sagte Atlan.
     
    4.
     
    Es hatte keinen Zweck, und es brachte nichts ein, sich über Dinge den Kopf zu zerbrechen, die sich mit herkömmlichem Wissen nicht erklären ließen. Tumika hatte in der Wand der Energiekuppel eine Strukturlücke geschaffen, durch die er mit den beiden Netzgängern eindringen konnte. Wie er das ohne jegliches Hilfsmittel fertig brachte, war Atlan ein Rätsel. Die Lücke hatte mehrere Sekunden lang existiert, ohne daß auch nur ein einziges Luftmolekül aus dem Innenraum der Kuppel entwichen war.
    Auf eine entsprechende Frage antwortete der Zwerg: „Zerbrich dir nicht den Kopf, Matschgehirn. Vor allen Dingen nicht über Probleme, die du sowieso nicht verstehst."
    Damit hatte der Arkonide sich abfinden müssen. Immerhin war die scheinbar durch Zauberei erschaffene Strukturlücke um keinen Deut rätselhafter als der Umstand, daß Tumika ohne Schutz im Vakuum überlebte und daß er seiner Hand den Anschein verleihen konnte, sie sei immateriell.
    Die verächtlichen Ausdrücke, mit denen der Zwerg ihn belegte, störten Atlan im Grunde genommen nicht. Zehntausend Jahre Lebenserfahrung bewirkten eine gewisse Erhabenheit, die sich über solche Dinge hinwegsetzt. Aber irgendwann würde er Tumika seine schnöselige Überheblichkeit heimzahlen, das nahm er sich vor.
    Aus der Nähe wirkten die sechzehn Türme des Kraftwerks gigantisch, fast erdrückend. Sie waren aus einer grauen, konkritähnlichen Gußmasse aufgeführt. Ihre Höhe betrug über zwei Kilometer, ihr Durchmesser fünfhundert Meter an der Basis, etwa zehn Prozent weniger auf der Höhe der Tailleneinschnürung. In der Nähe der Türme vibrierte der Boden. Das Kraftwerk war in Tätigkeit, daran gab es keinen Zweifel. Wohin es die erzeugte Energie abführte, das allerdings ließ sich nicht erkennen.
    Im Zentrum des Quadrats, das die Türme bildeten, lag eine Reihe flacher Gebäude, die aus der Höhe nicht zu sehen gewesen waren. Sie waren fensterlos. Es bedurfte keiner überdurchschnittlichen Phantasie zu erkennen, daß die Anlage von dort aus gesteuert wurde.
    „Von hier an müßt ihr auf meine Begleitung verzichten", erklärte Tumika. „Macht eure Arbeit gut. Um so rascher könnt ihr die Welt der potentiellen Zukunft wieder verlassen."
    Im nächsten Augenblick war er verschwunden, zu Nichts zerflossen, genau wie zuvor auf Pailliar. Atlan stand eine Zeitlang unschlüssig. Hatte sich der Zwerg wirklich entfernt, oder befand er sich als Unsichtbarer noch in der Nähe, um darauf zu achten, daß „Matschgehirn" und seine Begleiterin den übernommenen Auftrag auch wirklich erfüllten?
    Der Arkonide wandte sich an das Mädchen.
    „Kann er uns noch hören?" fragte er.
    Eirene hob die Schultern.
    „Ich weiß es nicht", antwortete sie. „Aber vielleicht versteht er kein Terranisch. Auch Si kitu kann nicht alle Sprachen des Universums kennen." Als sie fortfuhr, hatte sie die Sprache gewechselt. „Ich meine, wir sollten ihm nicht trauen. Er führt irgend etwas im Schild, und es ist nichts Gutes. Irgendwo lauert Gefahr."
    „Das mag sein", sagte Atlan. „Aber mir kommt es viel mehr auf etwas anderes an.
    Wird er sein Versprechen hatten?"
    „Unbedingt", erklärte Eirene mit jener Sicherheit, die ihn schon des öfteren verblüfft hatte. „Die kosmischen Mächte haben es nicht nötig zu lügen."
    Atlan war seiner Sache längst nicht so sicher. War es nicht eine Lüge, als Tumika ihm weiszumachen versuchte, er könne das Kraftwerk nicht zerstören, weil er immateriell sei?
    Sie vektorierten die Gravo-Paks und schwebten zwischen den riesigen Türmen auf das Zentrum der Anlage zu. Atlan hatte es in erster Linie auf einen flachen, langgestreckten Bau abgesehen,
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