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1307 - Die toten Frauen von Berlin

1307 - Die toten Frauen von Berlin

Titel: 1307 - Die toten Frauen von Berlin
Autoren: Jason Dark
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schieben, was ich nicht tat. Ich hielt sie nur offen und warf Harry einen beruhigenden Blick zu.
    »Sehr gut.«
    »Dann wollen wir mal.«
    Wir bewegten uns leise. Es war auch nicht aufgefallen, dass jemand die Wohnung betreten hatte. Zumindest hörten wir nichts.
    Wir glitten nicht nur in eine sehr enge kleine Diele hinein, sondern auch ins Halbdunkle und Stille.
    Das Licht schalteten wir auch nicht ein. In der Diele hingen einige Kleidungsstücke am Haken. Das Bild von der aufgehenden Sonne sollte wohl so etwas wie sommerliche Gefühle vermitteln.
    Der Boden war von einem grauen Filz bedeckt. Zwar dünn, aber er schluckte unsere Trittgeräusche. Die Türen zu den Zimmern waren nicht geschlossen, aber sie standen auch nicht weit offen, sodass nur wenig Helligkeit in den Flur fiel.
    Unsere Gestalten malten sich als Schatten an den Wänden ab. Ich hatte Harry den Vortritt gelassen. Er kannte sich in diesen engen Wohnungen besser aus und ging zielstrebig auf die Tür am Ende des Flurs zu.
    Er drückte sie auf.
    Licht fiel uns entgegen. Aber es öffnete sich so etwas wie eine Höhle. Das war sie natürlich nicht. Dafür ein Zimmer, in das wir hineinschauten. Durch ein Fenster drang die graue Helligkeit des Tages. Sie reichte uns aus. Wir erkannten, dass dieser Raum auch nicht besonders groß war. Dementsprechend wenige Möbel verteilten sich. Sie waren auf das Wesentliche reduziert. Zwei schmale Sessel, ein Tisch, ein Regal, die Glotze natürlich, eine Kompaktanlage und ein Fenster, vor dem die Gardinen nicht zugezogen waren. Auf der Fensterbank standen einige Pflanzen in grauen Töpfen.
    Das alles war nicht wirklich wichtig. Wir nahmen es nebenbei wahr. Für uns zählte einzig und allein die Frau, die in einem Sessel saß und die Augen geschlossen hielt.
    Es war Eve Sandhurst!
    ***
    Ich wusste nicht, ob ich froh darüber sein sollte oder nicht. Eve sah aus wie eine schlafende Person. Sie musste uns nicht unbedingt gehört haben. Die Augen hielt sie geschlossen. Die Arme und die Hände ruhten entspannt auf den Sessellehnen. So wie sie sah jemand aus, der sich ausruhen wollte.
    Daran wollte ich nicht so recht glauben. Eve musste einiges hinter sich haben, denn entspannt wirkte sie auf mich nicht. Das bezog sich auf ihr Äußeres, denn die Kleidung sah recht schmutzig aus, als hätte sie mit ihrem Mantel auf dem Boden gelegen. Das Haar war zerzaust. Beim Näherkommen fielen mir blutige Kratzer im Gesicht auf, die auch Harry entdeckte und den Kopf schüttelte.
    Man konnte die Befürchtung haben, dass Eve nicht mehr lebte.
    Als wir näher an sie herantraten, erlebten wir das Gegenteil. Sie schlief nur. Wir hörten sie atmen, und sie musste wirklich in einen tiefen Schlaf der Erschöpfung gefallen sein. Dabei ruhte ihr Hinterkopf an der Lehne des Sessels, was ihr Glück war, denn sonst wäre sie aus dem Möbel zu Boden gekippt.
    Harry Stahl hob die Schultern. »Verstehst du das?«
    »Nein.«
    »Sag trotzdem deine Meinung.«
    Ich zuckte die Achseln. »Normal ist der Zustand nicht. Ebenso wenig wie ihr Aussehen. Mir kommt sie vor, als hätte sie etwas Schlimmes hinter sich. Als wäre es ihr im letzten Augenblick gelungen, aus irgendeinem Gefängnis zu fliehen, in dem es nicht eben sauber war. Darauf deutet die Kleidung hin. Sie muss einiges hinter sich haben.«
    »Einverstanden. Gehen wir davon aus, dass sie irgendwo entwischt ist, John. Warum, zum Teufel, hat sie sich dann nicht bei ihrer Botschaft gemeldet?«
    »Weil sie nicht dazu gekommen ist. Kann sein, dass sie es noch vorhatte.«
    »Ja, das ist möglich.«
    »Dann schlief sie ein.«
    Harry war damit zufrieden. »Ich schaue mich mal in den anderen beiden Zimmern um.«
    »Gut.«
    Anhand der Türen musste es noch eine Küche und ein Schlafzimmer geben. Ich bewegte mich auf das Fenster zu und konnte auf die Straße schauen. Zwei Autos rollten vorbei. Auf der gegenüberliegenden Seite standen drei Jugendliche und tranken irgendwelche Dosen leer. Ein normales Straßenbild, nichts Verdächtiges.
    Ich drehte mich wieder um, als ich Harry hörte. Er zuckte mit den Schultern. »Verdächtiges habe ich nichts entdecken können, John. Es ist anscheinend alles in Ordnung.«
    »Was hast du denn gesehen?«
    »Eine winzige Küche. Sie war früher mal größer, aber jetzt steht da noch eine transportable Dusche. Na ja, und das Schlafzimmer ist auch mehr eine Kammer.«
    »Dann können wir sie ja wecken.«
    Harry lächelte. »Ich dachte, das hättest du schon während meiner Abwesenheit
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