Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1307 - Die toten Frauen von Berlin

1307 - Die toten Frauen von Berlin

Titel: 1307 - Die toten Frauen von Berlin
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Berlin Mitte. Weit haben wir nicht zu fahren.«
    »Dann lass uns verschwinden.«
    »Okay, ich lasse den Wagen holen.«
    Harry regelte alles, während ich draußen vor dem Hotel auf ihn wartete. Der Maybach stand noch immer dort. Geputzt, eingewachst, zweifarbig, so bildete er einen scharfen Kontrast zu einem Himmel, der sich wie eine schmutzige Decke über Berlin gelegt hatte.
    Die Neugierigen bestaunten den Wagen noch immer. Es war einfach toll, sich etwas anzusehen, was man sich selbst nie leisten kann. Mir war das Fahrzeug egal. Ein Auto wiegt kein Menschenleben auf. Ich befürchtete, dass wir davon sechs verloren hatten…
    ***
    Ein Opel Omega steht auch nicht oft in der Tiefgarage des Hotels Adlon, aber das machte uns nichts. Der Wagen wurde geholt und der Schlüssel freundlich übergeben.
    Harry erzählte mir, dass es allmählich besser in der Hauptstadt wurde, denn langsam verschwanden die Baustellen. Verkehr herrschte trotzdem noch genug.
    Kurz hinter dem Hotel ging es links ab in die Luisenstraße. Ich konnte ebenfalls an der linken Seite die Kuppen des Reichstags sehen, dann rollten wir über die Marschallbrücke, unter der die Spree herfließt. Bald schon tauchte der gewaltige Komplex der Charite auf, diese berühmte Klinik, in der namhafte Wissenschaftler wie Robert Koch gewirkt hatten, dem auch ein Platz gewidmet war. Bis nach Wedding waren es gut zwei Kilometer zu fahren. Ich schaute mich um und schwieg. Auch Harry sagte nichts, er ließ mich schauen, und so nahm ich die Eindrücke einer Stadt auf, die ihr Aussehen veränderte, denn jetzt gerieten wir in ein Wohnviertel, das nicht von repräsentativen Bauten beherrscht wurde, wie es in Berlin Mitte der Fall war. So manch graue Mietskaserne geriet in meinen Blick. Bei diesem Wetter sahen die Fassaden noch grauer aus als sonst, aber es regnete zumindest nicht.
    Hin und wieder gab es Baulücken. Eingezäunte Brachgelände, ideal für die Ausbreitung von Unkraut. An einem Zaun stand ein Streifenwagen. Wir sahen, dass zwei Polizisten über das Gelände patrouillierten. Ein dritter war beim Wagen stehen geblieben und sprach in sein Funksprechgerät.
    »Auch das ist Berlin, John.«
    »Ich sehe es.«
    »Die Stadt ist riesig. Sie ist wie ein Moloch, den du nicht in den Griff bekommst. Sie saugt dich an, sie speit dich aber auch wieder aus. Ganz wie sie Luft hat.«
    »Bist du öfter hier?«
    »Nein, das nicht. Aber ich kenne Berlin noch aus alten Zeiten her.«
    »Verstehe.«
    Wir erreichten eine Straße, die recht schmal war. Mit Kopfsteinen gepflastert, zog sie sich in nördliche Richtung hin. Sie wurde von Wohnblocks eingerahmt. Zwischendurch mal ein kleiner Laden, aber Grün sahen wir hier nicht.
    »Hier in dieser Straße hat Eve gewohnt. Jetzt brauchen wir nur noch einen Parkplatz zu finden, John.«
    Das war in der Tat ein Problem, denn hier klemmten die Autos dicht an dicht. Aber nicht weit von einer Kneipe mit trister Fassade entfernt entdeckten wir eine Lücke.
    In sie lenkte Harry Stahl den Omega hinein. Er musste zwei Mal rangieren, dann standen wir.
    »Aussteigen.«
    Ich schwang meine Beine nach draußen. Im Auto hatten wir den Wind nicht gemerkt, jetzt aber war er schon zu spüren, als er in unsere Gesichter biss.
    Ich hatte den Schal in einer der Außentaschen meiner Lederjacke stecken und drehte ihn jetzt um den Hals. Bei diesem Wetter hielten sich kaum Menschen im Freien auf. Selbst die Kneipe hatte geschlossen. Die Balkone zur Straßenseite hin waren ebenfalls leer, abgesehen von den Antennenkreisen, die man dort aufgestellt hatte.
    »Berlin hat einige Millionen Einwohner, John. Irgendwo müssen sie ja leben.«
    »Gibt es hier auch die Hinterhöfe?«
    »Nein, in diesem Bau nicht. Er ist recht neu.«
    »So sieht er aber nicht aus.«
    »DDR-Architektur. Alles genormt. Die gleichen Wohnungen. Ob du nun hier bist, in Leipzig, Dresden oder Magdeburg. Die Dinger findest du überall. Damals waren die Menschen froh, überhaupt eine Wohnung zu bekommen, die natürlich bezahlbar war. Deshalb sollte man heute nicht darüber lachen.«
    »Das tue ich auch nicht.«
    »Ich weiß, John. Aber es gibt nicht nur dich.«
    Wir waren vor einem der genormten Eingänge stehen geblieben.
    Jemand hatte einen wüsten Spruch auf die Hauswand gesprayt. Es ging vor allen Dingen gegen die Politiker in der Stadt, denen der Sprayer alles zutraute, nur nichts Vernünftiges.
    Es gab ein Klingelbrett. Harry fand den Namen zuerst und deutete mit dem Finger darauf.
    »Wir müssen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher