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1304 - Die Voodoo-Gräfin

1304 - Die Voodoo-Gräfin

Titel: 1304 - Die Voodoo-Gräfin
Autoren: Jason Dark
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Augen gehabt. Das verblasste allmählich. Ihr perfektes und manchmal unperfektes Gesicht schien sich allmählich aufzulösen, bis es ganz verschwand, als hätten es die Schatten der Dunkelheit einfach verschlungen.
    Helen war wieder in der Lage, sich auf sich selbst zu konzentrieren. Sie hatte ihr Schicksal in die Hand genommen, und das würde auch in Zukunft so bleiben. Auf keinen Fall würde sie sich fertig machen lassen. Nicht noch mal. Auf keinen Fall. Sie hasste es.
    Sie würde sonst durchdrehen und…
    Ein Stein war da. Sie trat darauf. Plötzlich wurde ihr rechtes Bein zur Seite gerissen. Sie hatte die Glätte des Steins unterschätzt und fand sich auf dem kalten Boden wieder. Einmal drehte sie sich um sich selbst und blieb so starr wie eine Leiche liegen. Der Schock hatte sie schlichtweg übermannt, und so blieb sie für eine Weile auf dem Rücken liegen.
    Sie war so gefallen, dass sie zurückschaute und sehr schwach den Umriss des Schlosses sah. Die Dunkelheit hatte Teile dieser einsamen Festung verschluckt. Kein Licht schimmerte in der Nähe eines der Fenster.
    Der Schock über den Fall verging. Helen drehte sich um. Sie wollte aufstehen und spürte das Ziehen im rechten Fußgelenk. Es blieb nicht dabei. Es verwandelte sich in einen Schmerz, der sie auf die Lippen beißen ließ.
    Beinahe hätte sie sogar gelacht. Jetzt war ihr genau das passiert, über das sie sich immer so schrecklich aufregte, wenn sie bestimmte Filme im Kino oder der Glotze sah. Oft wurden in den Szenen Frauen verfolgt, und immer wieder knickten sie ein, fielen hin, rafften sich auf und humpelten weiter, sodass die Verfolger leichtes Spiel hatten und der Zuschauer um das Leben der Verfolgten noch mehr bangen musste.
    So war es auch hier!
    Aber das war kein Kino und kein Film, sondern die verdammt brutale Realität.
    Sie raffte sich auf. Lachte und weinte. Zog die Nase hoch, verlagerte ihr Gewicht auf den rechten Fuß – und stieß einen leisen Schrei aus, denn jetzt spürte sie den Stich hoch bis hinein in den rechten Oberschenkel.
    Der Atem drang pfeifend aus ihrem Mund. Für winzige Augenblicke erlebte sie den Schwindel. Sie hatte das Gefühl, sich um die eigene Achse zu drehen und verlor die Übersicht.
    Tränen traten ihr in die Augen. Nicht nur durch den plötzlichen Schmerz, sondern auch vor Wut. Sie schalt sich selbst eine Närrin, weil sie nicht aufgepasst hatte. Bisher war alles so gut verlaufen, und nun würde es kritisch werden.
    Auf keinen Fall wollte Helen wieder zurück in dieses verfluchte Horror-Schloss. Das Grauen hatte sie hinter sich gelassen. Sie bezeichnete es als die körperliche Gefangenschaft. An der seelischen allerdings würde sie noch zu knacken haben. Was die Gräfin sich einmal genommen hatte, das ließ sie so schnell nicht wieder los.
    Helen spürte es. Jeder Stich war eine Erinnerung an sie. Trotzdem machte sie weiter. Auch wenn die Schmerzen blieben, würde sie ihren Weg fortsetzen. Sie schleppte sich weiter.
    Manchmal fluchte sie vor sich hin. Sie hörte im Innern auch die Stimme der Gräfin auf eine besondere Art und Weise. Es war dieser verdammte Kontakt, den die Abhängigkeit geschaffen hatte. Er ließ sich einfach nicht mehr wegwischen. Sie hatte bereits zu lange in diesem Schloss gelebt.
    Die Gräfin war allgegenwärtig. Auch jetzt. Helen sah sie nicht, sie hörte sie. Die Erinnerung ließ sie vor ihrem geistigen Auge entstehen, und sie hörte sogar die Stimme so widerlich deutlich, als ginge sie an ihrer Seite. Da war jedes Wort genau zu verstehen. Und das machte sie so durcheinander, dass sie sich sogar umschaute, ob die Gräfin irgendwo in ihrer Nähe lauerte.
    Sie war nicht da. Es gab nur die Dunkelheit und die wie eingefroren wirkenden Schatten. Trotz der Behinderung vernahm Helen ihre harten Schrittechos, natürlich nicht gleichmäßig, denn sie humpelte weiter. Sie biss die Zähne zusammen.
    Weg von der verdammten Festung. Weg von diesem kalten und schrecklichen Gefängnis. Dorthin, wo sich Menschen aufhielten, auch wenn sie um diese Zeit noch schliefen.
    Helen dachte darüber nach, wo sie hinfliehen konnte.
    Am besten wäre eine große Stadt gewesen. Ja, die gab es. Sie lag nicht mal weit entfernt. Bevor sie Dundee allerdings erreichen würde, hätte sie sich auch den Mond als Ziel setzen können. Bei ihrem Zustand war er relativ gesehen ebenso weit entfernt.
    Noch immer sah sie ihre Umgebung als ein großes starres Bild an, in dem es nur eine Bewegung gab, nämlich sie als Einzelperson. Sie
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