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1297 - Das Blutsee-Quartett

1297 - Das Blutsee-Quartett

Titel: 1297 - Das Blutsee-Quartett
Autoren: Jason Dark
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meisten aber führten in die Höhe und in die Felsen hinein.
    Hier sahen wir, dass dieser Ort doch nicht so ganz von der Welt verlassen war. Parkende Autos, auch einige Roller und Bikes gaben der Umgebung einen Touch der modernen Zeit. Es gab einige kleine Geschäfte, in denen man sich mit dem Nötigsten eindecken konnte. Reklameschilder waren auch vorhanden, und natürlich die kleinen Bars oder Trattorien. Gleich zwei davon fielen uns auf.
    Und noch etwas war bemerkenswert. Auch im Hochsommer musste die Sonne Probleme haben, ihre Strahlen bis auf den Boden zu schicken, denn rechts ragten die Felswände mit den zahlreichen Häusern in die Höhe. Durch Gassen und über kleine Brücken konnte man von Haus zu Haus gelangen.
    An der linken Seite der Piazza schauten wir ebenfalls auf Fassaden. Typisch italienisch mit ihren hohen Fenstern und den Läden davor, wobei kaum welche geschlossen waren, denn der warme Wind hatte sich auch hier eingefunden und die Menschen aus den Häusern ins Freie gelockt.
    »Wie sieht es eigentlich bei dir mit der Sprache aus?«, fragte Suko beim Aussteigen.
    »Es geht so.«
    »Da bin ich aber froh.«
    »Du solltest auch mal damit beginnen, Italienisch zu lernen, alter Freund.«
    »Habe ich Zeit?«
    »Ich denn?«
    »Du lebst allein und…«
    »Ja, ja, ja, immer auf die Kleinen.« Wir mussten beide lachen und steuerten einige Tische an, die vor einer Bar standen. Ein kleiner Schluck würde uns beiden gut tun, denn wir hatten mit Father Anselmo keine Zeit ausgemacht. Er war Tag und Nacht für uns erreichbar. Am Abend allerdings würden wir bei ihm sein.
    Die Tische konnten wir uns aussuchen. Wir nahmen einen, der in der Nähe des Eingangs stand. Wer immer sich draußen hinsetzt, der befindet sich auf dem Präsentierteller. So war es auch bei uns, wobei noch hinzukam, dass wir Fremde waren.
    Der Chef tauchte an unserem Tisch auf und zeigte beim Lächeln drei Goldzähne. Somit war er wohl der reichste Mann von Bova. Er begrüßte uns freundlich und erkundigte sich nach unseren Wünschen.
    »Zwei Mal Cappuccino«, sagte ich.
    »Sofort. Auch einen Grappa dazu? Es kann gleich kühler werden, da tut er gut.«
    Ich bestellte einen. Suko nicht. Er wollte Wasser zu seinem Cappuccino trinken. Als der Wirt verschwunden war, grinste er mich an und streckte seine Beine aus. Ich war gespannt, was nun folgte.
    Locker gab Suko seinen Kommentar. »Ist ja beinahe wie im Urlaub.«
    »Aber nur fast. Oder möchtest du hier drei Wochen herumhängen?«
    »Dann lieber tot über dem Zaun.«
    Unsere Getränke wurden gebracht. Der Wirt grinste noch immer und ließ seine Goldzähne blitzen.
    »Einen Moment noch« sagte ich, als er wieder verschwinden wollte.
    Der Mann schloss seinen Mund. Das Glänzen verschwand.
    »Es gibt doch hier in der Nähe ein Kloster, nicht wahr?«
    »Si, si.« Der Mann deutete schräg in die Höhe. »Oben in den Bergen.«
    »Sehr weit?«
    »Es geht.«
    »Kommt man mit dem Auto hoch?«
    Er rollte mit den Augen und strich über seinen Kugelbauch. »Sie wollen doch nicht…?«
    »Doch, wir wollen.«
    Er musste schlucken. »Das ist natürlich… also das ist nicht besonders zu empfehlen.«
    »Warum nicht?«
    Er wand sich. »Nun, ja, ich will nichts Schlechtes über die Mönche dort sagen. Aber sie bleiben lieber für sich und stehen der normalen Welt etwas distanziert gegenüber, wenn Sie verstehen.«
    »Auch Ihnen?«
    »Ja, uns gegenüber auch. Aber gegenüber Fremden ist das noch stärker. Das weiß ich.«
    So leicht gab ich nicht auf. »Gilt das auch für Pater Anselmo?«
    Jetzt ging wieder auf seinem Gesicht die Sonne auf. Das heißt, die Goldzähne strahlten, und er breitete beide Arme aus. »Nein, nicht für ihn. Bruder Anselmo ist etwas ganz Besonderes.«
    »Und wie kommen Sie darauf?«
    »Er ist nett. Er ist einfach wunderbar, wenn Sie verstehen. Er ist wirklich ein Mensch, wie man ihn nicht sehr oft erlebt. Er liebt uns alle hier, und wir lieben ihn. Er ist der Einzige, der uns regelmäßig besuchen kommt und auch ein Ohr für unsere Sorgen und Nöte hat.«
    Zum Glück sprach der Mann langsam, sodass ich ihn verstehen konnte. »Das freut uns, denn wir wollen zu ihm.«
    Diesmal reagierte er nicht so nett. »Einfach so?«
    »Ja.«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß wirklich nicht, ob das möglich ist. Da bin ich ehrlich.«
    »Warum nicht?«
    »Man muss sich schon anmelden.«
    »Das sind wir.«
    Er betrachtete uns mit skeptischen Blicken. Suko etwas länger, und er runzelte auch die Stirn.
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