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1294 - Der kopflose Engel

1294 - Der kopflose Engel

Titel: 1294 - Der kopflose Engel
Autoren: Jason Dark
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Zimmer betrat.
    »Das weiß sie schon.«
    »Gut.« Jane breitete die Arme aus. »Dann wollen wir uns setzen.« Sie wies auf die Garnitur aus weichem Leder, das auf der Oberfläche etwas angeraut war.
    Gläser für das Mineralwasser hatte ich bereits aus der Küche geholt und aufgestellt. Da fühlte man sich doch wie ein Hausmann. Aber Jane fragte, ob ihre Freundin auf den Schreck etwas Hartes vertragen konnte.
    »Ja, einen Brandy.«
    »Gut, den bekommst du.«
    Als Jane die Flasche und ein Glas holte, wandte sich Mabel an mich. »Sie müssen mir glauben, John, ich bin wirklich keine Trinkerin, aber auf diesen Schreck muss ich einen Schluck haben.«
    »Das ist verständlich.«
    »Schön, dass Sie es so sehen.« Sie zog die Schultern hoch und umklammerte mit ihren Armen den eigenen Körper, wie jemand der plötzlich friert.
    Jane brachte ihr den Brandy. Sie hatte es mit dem Einschenken gut gemeint.
    »Danke, Jane.«
    »Lass es dir schmecken.«
    Sie leerte das Glas zur Hälfte, schüttelte sich und verzog das Gesicht. Aber sie legte nach, lehnte aber ein zweites Glas ab. Ich dachte darüber nach, welche Probleme sie haben könnte. Dass sie nicht einfach waren, stand für mich fest, sonst hätte Jane nicht so reagiert. Und ich konnte mir denken, dass die Probleme der Frau auch mich etwas angehen würden. Da bezog ich mich wieder auf mein Bauchgefühl.
    »Geht es dir besser, Mabel?«
    Sie nickte und schnappte trotzdem nach Luft. Schnell trank sie einen Schluck Wasser. »Ja, ich bin wieder okay.«
    »Gut, dann hören wir dir zu.«
    Mabel sah nicht so aus, als hätte sie sich entschlossen, alles zu sagen. Sie musste noch nachdenken, sie musste auch eine innere Sperre überwinden. Die roten Flecken auf ihrem Gesicht hatten zugenommen. Ob es am Brandy lag oder an ihrer Angst, das wusste ich nicht.
    »Werden Sie bedroht?« fragte ich leise.
    Mabel Denning zuckte zusammen. »Woher wissen Sie das?«
    »Ich kann es mir denken.«
    »Ja, ja, ich werde bedroht.« Sie nickte mehrmals hintereinander. »Und ich werde von einer Macht bedroht, die mir große Probleme bereitet. Die ich nicht fassen kann, da bin ich ehrlich. Ich habe für sie einfach keine Erklärung…«
    Jane, die neben ihrer Freundin saß, legte Mabel eine Hand auf die Schulter. »Bitte, du bist jetzt in Sicherheit. Du brauchst keine Angst zu haben. Deshalb versuche, ruhig zu sein und beginne von Anfang an. Versuche dich zudem an jedes Detail zu erinnern, was sehr wichtig sein kann. Wir hören dir zu, und wir werden auch nicht lachen oder alles in Zweifel ziehen. Das wollte ich dir nur sagen.«
    »Danke, Jane.«
    Trotz der tröstenden Worte dauerte es eine Weile, bis sie sich durchgerungen und die richtigen Worte gefunden hatte. Danach redete sie. Und wir erfuhren eine Geschichte, die eigentlich unglaublich und unwahrscheinlich klang, doch Jane und ich hatten es uns längst abgewöhnt, diese beiden Begriffe zu negieren. Wir hatten einfach zu viel erlebt und hörten gespannt zu.
    Mabel Denning regte sich auf, je mehr sie erzählte. Sie »sprach« auch mit den Händen, gestikulierte, fuhr damit durch ihr Gesicht, stöhnte manchmal auch auf und schüttelte immer wieder den Kopf, als könnte sie es selbst nicht glauben.
    »Aber es ist wahr«, flüsterte sie. »Alles, was ich euch gesagt habe, entspricht den Tatsachen. Ich konnte nicht anders. Ich bin in wilder Panik geflohen. Ich wollte Hilfe suchen, und da fiel mir nur Jane ein, denn ich wusste ja, dass sie sich um Fälle kümmert, die oft anders laufen als die normalen.«
    »Das war auch gut so«, erklärte Jane und nahm Mabel kurz in den Arm.
    Ich saß den beiden Frauen gegenüber und machte mir meine Gedanken. Wäre ich in einem normalen Beruf tätig gewesen, dann hätte ich über derartige Erzählungen nur den Kopf geschüttelt. Das war bei mir nicht der Fall. Es gab diesen normalen Beruf nicht. Zwar fungierte ich als Beamter von Scotland Yard, doch die Fälle, die ich löste und die immer wieder auf mich zukamen - Mabel Denning war dafür das beste Beispiel - hatten mit der normalen Polizeiarbeit nur wenig zu tun.
    Es gab also einen Engel, der Mabels Gesicht besaß, und den sie immer wieder besuchte. Jetzt hatte ihm jemand den Kopf abgeschlagen, und über das Gesicht des Engels hatte sich das des Vaters dieser Mabel Denning geschoben.
    Es war eine Tatsache, an der ich nicht vorbei konnte, und ich akzeptierte sie auch als eine solche.
    Aber die Zusammenhänge lagen im tiefsten Nebel versteckt. Da half es nur, wenn ich
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