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1283 - Der Kartanin-Konflikt

Titel: 1283 - Der Kartanin-Konflikt
Autoren: Unbekannt
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beanspruchten jede die Verwaltung des restlichen Parataus.
    Es kam zu einem kurzen, aber heftigen Kriege, der von einer H’ay mit blutiger Gewalt beendet wurde. Die Familie H’ay war es dann auch, die nach dem erzwungenen Zusammenschluß der Großen Sieben die größte Macht für sich beanspruchte und ihren Sitz auf der Stammwelt Kartan nahm. Die Familie F'ean dagegen, der ich entstamme, wurde damals fast völlig ausgelöscht und wegen angeblicher Auslösung des Familienkriegs für nichtexistent erklärt. Ihre Angehörigen dürfen seitdem keinen Familiennamen mehr tragen. Darum heiße ich auch nur Lo-Lan.
     
    *
     
    Ich schiebe diese Gedanken weit von mir, als die ESP-Meisterin Zweiten Grades, Jiu-Quon-H’ay, sich bei mir meldet. Selbstverständlich bitte ich sie zu mir. Hier auf N'jalin spielt es keine Rolle, zu welcher Familie eine Esper gehört. Das wichtigste ist der Rang - und der richtet sich einzig und allein nach den Fähigkeiten, mit Paratau umzugehen und andere Esper zu steuern.
    Jiu-Quon trägt wie ich eine blütenweiße, hochgeschlossene Uniformkombi mit dem Imperiums-Symbol, dem schwarzen Abzeichen in Form eines stilisierten Spiralnebels, an der rechten Brustseite.
    Ich bemerke sofort, daß sie hochgradig erregt ist, auch wenn sie es vor mir zu verbergen sucht, da Selbstbeherrschung eine der wichtigsten Tugenden aller Esper ist. Aber das Aufrichten ihrer Haare auf dem von Stirn bis Nacken reichenden Fellstreifen kann sie nicht verbergen; so etwas unterliegt keiner willentlichen Kontrolle.
    Unwillkürlich spreize ich die Finger, bereit, die dolchartigen Krallen jederzeit auszufahren. Ich beherrsche mich jedoch.
    „Was liegt in der Luft?" erkundige ich mich mit unterdrückter Spannung.
    „Giftatmer!" stößt Jiu-Quon fauchend hervor. „Ich rieche sie - und auch ein paar meiner besten Esper riechen, daß ringsumher Giftatmer lauern."
    Ich schließe kurz die Augen, um meine Erleichterung nicht zu zeigen. Sie hätte Jiu-Quon kränken können, wäre sie doch der Beweis dafür gewesen, daß ich ihre „Meldung" als das einstufe, was sie ist - als ein Ausbruch traumatisch bedingter Hysterie, wie er bei besonders sensiblen weiblichen Kartanin immer wieder vorkommt.
    Das ist nicht verwunderlich, denn gerade die Großen Familien leiden noch immer unter dem furchtbaren Blutzoll, den ihnen der letzte Giftatmer-Krieg abverlangte. Der ständige Umgang mit Psichogonen tut dann ein übriges. Er hypersensibilisiert und ruft Halluzinationen hervor.
    Dagegen hilft nur eines.
    Ich presse meine Stirn zärtlich gegen Jiu-Quons Stirn und rede leise und mit gewellter Monotonie der Stimme auf sie ein. Es kommt dabei gar nicht so sehr darauf an, was ich sage. Hauptsache, es bewirkt einen leichten hypnotischen Effekt.
    Es dauert nicht lange, da entspannt sich Jiu-Quon.
    Ich löse mich von ihr und gehe zur Kontrollwand unseres Hauptcomputers, um mit ihr über ein praktisches Problem zu sprechen, das sie vollends wieder auf den Boden der Realitäten zurückholen soll.
    Aber sie folgt mir nicht, wie das ganz selbstverständlich gewesen wäre.
    Das ist ein atypisches Verhalten.
    Ich spüre Besorgnis in mir aufsteigen.
    Zugleich bekomme ich Angst davor, von Jiu-Quons Verhalten angesteckt zu werden. Ich muß sofort einen Riegel vorschieben.
    „Ich schlage vor, du begleitest mich auf meiner heutigen Inspektionsfahrt", sage ich zu Jiu-Quon. „Eigentlich wäre Nao-Syr an der Reihe, aber sie hat Probleme wegen ihrer Schwangerschaft. Außerhalb der Station bekommt sie immer Angstzustände."
    „Ich übernehme selbstverständlich die Begleitung", erklärt Jiu-Quon, wie ich es nicht anders erwartet habe.
    Zufrieden erteile ich der Positronik die routinemäßigen Anweisungen, die vor jedem Inspektionsflug fällig sind. Sie blinkt mir die Bestätigung zu.
    Jiu-Quon und ich checken anschließend unsere leichten Schutzanzüge durch, die während einer Inspektion üblicherweise getragen werden. Sie sind gleichzeitig Raumanzüge, aber auf N'jalin wie auch sonst wo auf dem Asteroidengürtel dürfen sie nur für relativ kurze Zeit getragen werden, da die außerordentlich starke Korpuskularstrahlung N'jalas sie sonst durchschlagen und die Trägerin genetisch verstümmeln, wenn nicht gar töten würde. Wir werden jedoch kaum auf die Schutzanzüge angewiesen sein, denn wir benutzen zu Inspektionsflügen stets gepanzerte Gleiter aus einer speziellen Legierung.
    Bevor wir starten, lasse ich mir noch die Ortungsergebnisse der letzten zwölf Stunden
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