Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1280 - Meister der Intrige

Titel: 1280 - Meister der Intrige
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
ihre Mentalität fremd und unverständlich war. Er liebte sie beinahe - obwohl er sie belog und betrog, überlistete und hinterging und bei jeder Gelegenheit übervorteilte.
    Er war dazu geschaffen, ein Meister der Intrige zu sein, das war sein Leben. Und es hatte lange gedauert, bis er erkannte, daß die Galaktiker in der Regel alles so meinten, wie sie es sagten. Das war, was sie unter Ehre und Moral verstanden. Ein Mann, ein Wort.
    Nur in der Politik und beim Handeln setzten sie sich über diese Maßstäbe hinweg und nannten es Diplomatie. Auf diesem Gebiet verstand sich Stalker mit ihnen auch am besten - und natürlich war er ihnen in dieser Disziplin auch haushoch überlegen. Schwierig wurde es für ihn nur, wenn es um nähere persönliche Beziehungen ging.
    Ronald Tekener etwa hatte ihn damals deswegen verachtet, weil er zu seinem eigenen Schutz mit Tekeners Erinnerung manipulierte. Stalker hätte zu gerne Tekeners Verständnis erringen wollen, aber dazu war es nicht mehr gekommen.
    Ähnlich, wenn auch nicht in so eklatanter Weise, erging es ihm mit Gershwin. Sein Freund entfremdete sich ihm immer mehr, und die Ironie war, daß die Entfremdung in dem Maß stattfand, in dem Gershwin seine Spielregeln übernahm. Gershwin war ein gelehriger Schüler, aber Stalker wußte auch, daß Gershwin unter dieser Horizonterweiterung litt.
    Das erinnerte Stalker daran, daß er irgendwann wieder die Verhandlungen mit der Kosmischen Hanse aufnehmen mußte.
    Stalker fragte sich, warum er sich zu Galaktikern wie Gershwin mehr hingezogen fühlte als zu jenen, die ihm von Grund auf ähnlicher waren als die anderen. Wieso empfand er für seinen Verbündeten Tailer Goshbon keinerlei Sympathie? Dieser Goshbon war so, wie er sich die Galaktiker wünschte, um sie mit leichter Hand manipulieren zu können. Vermutlich war es aber gerade das, was er als Tugend pries, das in ihm Verachtung für Goshbon weckte. Goshbon war nach den Maßstäben seiner Leute ehrlos - in Stalkers Augen war er nur ein Kriegersklave.
    Nach der Unterredung mit Ter Kaal und nachdem er ihm die Untersuchungsergebnisse über die „Lokale Gruppe, Mächtigkeitsballung ES" ausgehändigt hatte, traf sich Stalker mit jenem Goshbon.
    „Goshbon, mein Freund, wie schön dich zu sehen!" rief Stalker zur Begrüßung und drückte ihn an sich, dabei spielte er mit dem Gedanken, den Verräter zu erdrücken. „Was hast du für Neuigkeiten? Von wo aus wird die Hanse-Karawane gestartet? Wird es dir gelingen, sie derart zu sabotieren, daß ihr Start um einige Monate hinausgezögert wird?
    Brauchst du Waffen, um in der Galaxis Brände zu entzünden und Krisenherde zu schaffen?"
    Goshbon bedauerte, daß er nicht hatte herausfinden können, wo die ESTARTU-Karawane ausgerüstet wurde. Er überbrachte überhaupt nur schlechte Nachrichten und wollte dafür belohnt werden. Stalker hätte ihn dafür küssen können, um seine ganze Verachtung zum Ausdruck zu bringen. Aber eine gute Nachricht hatte Goshbon doch, und die hob er sich bis zum Schluß auf, um einen guten Eindruck zu hinterlassen.
    „Ich habe erfahren, daß Homer G. Adams die Chefin des Kontors Fornax zu sich bestellte", erklärte Goshbon aufgeregt. „Obwohl es sich um Geheimgespräche gehandelt hat, konnte ich in Erfahrung bringen, worum es dabei ging. Leila Terra bekam den Auftrag, so viel Paratau wie nur möglich zu ernten. Und weißt du warum, Stalker? Weil die ESTARTU-Karawane nach ihrer Abfertigung nach Fornax fliegen soll, um diese gigantische Menge Paratau aufzunehmen. Der ganze technische Krimskrams, den Adams verladen läßt, dient mehr oder weniger als Ablenkungsmanöver. Der Paratau ist das Handelsgut, auf das es Adams wirklich ankommt."
    „Darauf wäre ich nie gekommen, mein Freund", rief Stalker in gespielter Überraschung aus, und nun küßte er Goshbon tatsächlich auf die Stirn.
    „Das ist ein Judaskuß", höhnte Skorsh, was aber nicht weiter schlimm war, weil Goshbon ihm ohnehin nicht geglaubt hätte, selbst wenn er die Bedeutung dieses Ausdrucks gekannt hätte, was sowieso zu bezweifeln war.
    Stalker verabschiedete Goshbon mit den Worten: „Du bekommst, was dir zusteht."
    Und es freute ihn diabolisch, daß der Springer die Zweideutigkeit begriff. Stalker konnte seine Furcht geradezu körperlich spüren. Aber da war noch etwas anderes, Goshbon verheimlichte ihm ängstlich irgend etwas.
    „Mein Freund!" rief Stalker dem Springer nach. Als sich Goshbon umdrehte und seinem Blick begegnete, fuhr Stalker sanft
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher