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128 - Der Schläfer

128 - Der Schläfer

Titel: 128 - Der Schläfer
Autoren: Michael M. Thurner
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Aber was…«
    »Dann verzeihen Sie mir bitte das, was ich nun tun muss!«
    Und mit diesen Worten schlug er Grimes wuchtig zu Boden.
    ***
    Außer Grimes waren noch die Octaviane Russ St. Neven, Sarah Kucholsky, Maeve McLaird und Kylie Buchanan im Verhörzimmer anwesend.
    Alle lagen sie gefesselt auf schmalen Liegen, während Rulfan unruhig auf und ab ging. Eve Neuf-Deville rauchte eine Zigarette nach der anderen. Ein übersehbares Zeichen ihrer Nervosität. Vor der Türe sammelten sich die unteren wissenschaftlichen Chargen. Offensichtlich war sich keiner von ihnen sicher, was er von dieser Sache halten sollte, Rulfan und Neuf-Deville hatten alle Octaviane im »Nest« ausgeschaltet.
    »Sind Sie sich darüber im Klaren, was Sie gerade tun?«, zeterte die Kucholsky. »Das ist seit der Gründung der Community die schlimmste…«
    »Seien Sie ruhig!«, raunzte Rulfan sie an. »Ich bin gerne bereit, mich in aller Öffentlichkeit zu entschuldigen, sobald das hier beendet ist.«
    »Sobald was zu Ende ist?«
    »Nun – es ist ganz einfach: Einer von Ihnen ist ein daa’murischer Agent oder vielleicht sogar ein leibhaftiger Daa’mure…«
    Die fünf Männer und Frauen riefen wild durcheinander.
    Rulfan ließ sie einige Minuten krakeelen. Dann sagte er:
    »Was Sie nicht wissen können: Ich wurde von der Queen beauftragt, eine Attacke auf die Zentral-Helix von London zu untersuchen, die von Salisbury aus geführt wurde.«
    Plötzlich herrschte Stille. Die Octaviane blickten sich entsetzt an. Noch bevor sie sich von dem Schock erholen konnten, fuhr Rulfan fort: »Sie erinnern sich, dass ich vorgestern der Zentral-Helix einen kleinen Besuch abgestattet habe?«
    Selbstverständlich wussten alle fünf davon. Die Aufregung war schließlich groß genug gewesen.
    »Es gelang mir, in einem unbeobachteten Moment einen kleinen Computerwurm einzuschleusen…«
    »Ein Wurm?« Sarah Kucholsky schäumte vor Wut.
    Schließlich ging es um ihren unmittelbaren Verantwortungsbereich. »Das ist unverantwortlich! Wissen Sie denn überhaupt –«
    »Natürlich bin ich mir des Risikos bewusst.« Rulfan lächelte sie an. »Aber schließlich ist es den Daa’muren vor wenigen Tagen gelungen, von hier aus London zu attackieren, ohne dass Sie es bemerkt haben.« Dass er lediglich ein altes, in seiner Jugend installiertes Programm modifiziert hatte, verschwieg er geflissentlich, um nicht noch mehr Aufregung zu provozieren.
    Kucholskys Mund schnappte zu. Was immer sie noch hatte sagen wollen, es blieb unausgesprochen.
    Ein Bildschirm erhellte sich. Das Logo des Octaviats leuchtete auf. Ein Anruf mit höchster Dringlichkeitsstufe.
    Rulfan aktivierte den Bildschirm und seufzte: »Vater. Ich habe befürchtet, dass du es bist. Das ist leider kein besonders geeigneter Moment für ein privates Gespräch.«
    Sir Leonard Gabriel blickte von der Bildfläche auf die gefesselten Octaviane, die ihrem Ärger lauthals Luft machten.
    »Du weißt, was du tust?«, fragte er schließlich.
    »Ich hoffe es«, erwiderte Rulfan so leise, dass es die Gefesselten nicht hören konnten.
    Eine kurze Pause entstand, während der Sir Leonard seinem Sohn tief in die Augen starrte. »Nun gut«, seufzte er schließlich, »du hast meinen Segen. Mach weiter!«
    »Das darf doch wohl nicht wahr sein, Sir Leonard!« Russ St. Neven sträubte sich verzweifelt gegen die breiten Klebebänder, die ihn an die Liege fesselten. »Dieser Mann ist wahnsinnig!«
    »Ich übernehme die volle Verantwortung«, sagte Sir Leonard Gabriel schlicht. »Bitte kooperieren Sie mit meinem Sohn. Es ist zum Besten der Community.« Damit beendete er die Verbindung.
    Rulfan räusperte sich. Es war schlimm genug, wenn er sich vor diesen altehrwürdigen Herrschaften blamierte und zu Kreuze kriechen musste, sollte er sich geirrt haben. Aber sein Vater hatte nun ebenfalls Stellung bezogen und sich damit in eine äußerst unangenehme Situation gebracht. Rulfan hielt damit auch Sir Leonards Schicksal in seinen Händen.
    Ein Händedruck, weich und gleichzeitig elektrisierend, riss ihn aus den trüben Gedanken. Eve Neuf-Deville stand bei ihm und hielt ihn schlicht an der Hand.
    Rulfan wurde warm ums Herz. Er empfand Zuneigung zu dieser Frau, und er wusste einfach nicht warum. Doch in dieser Situation war es nicht Liebe, die sie an ihn weitergab. Es waren Kraft und Zuversicht. Sie vertraute ihm.
    »Nun gut.« Er drückte einmal kurz zu, als Zeichen, sie richtig verstanden zu haben, und drehte sich den fünf im Halbkreis
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