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1277 - Nachricht aus Gruelfin

Titel: 1277 - Nachricht aus Gruelfin
Autoren: Unbekannt
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wessen Abbild er sah. „Was wollen Sie?"
    „Von Ihnen - nichts", erklärte der Meister und hob einen langen, zwei Finger dicken Stab aus halbdurchsichtigem blauen Material, in dem zahllose silbrige Pünktchen tanzten, mit der rechten Hand hoch. „Ich wende mich an Keltraton."
    „Ich höre", erwiderte Keltraton steif.
    Ein rätselhaftes Lächeln huschte über das Gesicht des Meisters.
    „Es ist noch gar nicht so lange her, da standen wir einander gegenüber."
    „Siebenundfünfzig Jahre!" rief Keltraton betont.
    „Weniger als ein Nichts für den Organismus des Universums", sagte er mit leisem Tadel.
    „Ihr Wille hat sich seitdem als stark erwiesen, Keltraton, aber Ihre Weisheit hielt nicht mit ihm Schritt, sonst befänden Sie sich jetzt nicht in einer Sackgasse."
    „Ich verfügte nie über eigene Macht", beklagte sich Keltraton bitter. „Wie sollte ich da meinen Willen durchsetzen. Dieser schreckliche Krieg war nicht das, was ich wollte."
    „Das weiß ich", sagte der Meister. „Sie begingen den Fehler, sich denen auszuliefern, die ihre Ziele nur mit Gewalt zu erreichen versuchten und die nun vor der Entscheidung stehen, entweder der Gewalt zu entsagen oder ein Opfer der Gewalt zu werden."
    „Wir werden auch vor der Sonnenbombe nicht in die Knie gehen!" schrie Admiral Torvelan zornig.
    „Sie sind wie Kinder", sagte der Meister zu Keltraton. „Nur ihre Verantwortung ist größer als die von Kindern. Keltraton, ich verbürge mich dafür, daß ich Tarjighon zu einem Kompromiß-Frieden bewegen werde, wenn Sie alle dem Flottenbefehlshaber des Reiches einen Abzug ermöglichen, bei dem er sein Gesicht nicht verliert."
    „Wir werden unsere Schiffe niemals landen lassen, solange noch ein Schiff des Reiches im Shuyt-System verweilt!" begehrte Torvelan auf.
    „Das habe ich bedacht" erwiderte der Meister. „Inzwischen habe ich mit Vascotysch, dem Flottenbefehlshaber des Reiches, gesprochen und ihm die Zusage abgenommen, daß er auf den Einsatz der Sonnenbombe verzichtet und sich mit seinen Verbänden aus dem Shuyt-System zurückzieht, wenn die Flottenverbände der Wesakenos sich zur gleichen Zeit in die entgegengesetzte Richtung zurückziehen und wenn Sie, Keltraton, die Verbände des Reiches bis zu einer neutralen Welt begleiten, wo die Verhandlungen mit Tarjighon stattfinden werden."
    „Vascotysch wird Sie in eine Falle locken!" warnte Torvelan, an Keltraton gewandt.
    „Das denke ich nicht", widersprach Keltraton. „Der Meister würde niemals vorschlagen, daß ich die Reichsflotte begleite, wenn er nicht die Zusage Vascotyschs hätte, mir freies Geleit zu gewähren."
    „So ist es", bestätigte der Meister. „Ich werde an Bord der CAPPINASCH sein, sobald das Schiff zur Reichsflotte auf schließt."
    „Aber Sie haben noch keine Zusage der Vecchalia, daß wir uns gleichzeitig mit der Reichsflotte zurückziehen und daß Keltraton sich Admiral Vascotysch anschließt", wandte Torvelan ein.
    „Es gibt keine Alternative dazu", erklärte Keltraton mit einer Entschlossenheit, die ihn selbst überraschte. „Und über mich bestimme ich selber. Andernfalls müßte ich die Zusammenarbeit mit der Vecchalia aufkündigen, Admiral."
    „Ich werde mich sofort mit der Vecchalia in Verbindung setzen", erwiderte Torvelan schockiert. „Wo sollen die Verhandlungen mit Tarjighon stattfinden, Meister?"
    „Auf Stolamosch", antwortete der Meister des Lupicran-Kults mit undurchdringlichem Gesicht.
    „Stolamosch?" echote Torvelan verblüfft. „Die Welt, die niemand sah? Gibt es sie wirklich?"
    „Könnten denn sonst Verhandlungen auf Stolamosch stattfinden?" fragte der Meister zurück.
    „Natürlich nicht", erwiderte Torvelan. „Aber wenn Sie Keltraton dorthin begleiten, wie findet dann Tarjighon hin?"
    „Ich werde auch ihn begleiten", erklärte der Meister rätselhaft.
    Er hob den Kultstab höher.
    Die silbernen Pünktchen in dem mattglasähnlichen blauen Material wirbelten schneller durcheinander - dann erlosch das Abbild des Meisters ...
     
    *
     
    Drei Jahre später...
    Keltraton fuhr herum, als er hinter sich ein Geräusch in seiner Kabine hörte.
    Er holte tief Luft, als er dem Meister des Lupicran-Kults gegenüberstand.
    „Wie sind Sie hereingekommen, Meister?" fragte er.
    „Haben Sie jemals die Sonne Zaytgraver gefragt, wie sie an den Himmel Hätvrinssans gekommen ist?" entgegnete der Meister ernst.
    Keltraton musterte das Gesicht seines Gegenübers.
    Es wirkte ebenso ernst, wie seine Stimme geklungen hatte. Nein,
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