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1274 - Der Wolf und das Mädchen

1274 - Der Wolf und das Mädchen

Titel: 1274 - Der Wolf und das Mädchen
Autoren: Jason Dark
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schwarze Kleidung wie der da…«
    ***
    Plötzlich schloss sich der Kreis. Oder hatte er sich bereits geschlossen? Ich wusste es nicht, aber zumindest der Vorhang hatte sich ein Stück weit gehoben. Ich merkte, dass mir kalt und warm zugleich wurde.
    Manuel Bayonne war also derjenige gewesen, der auf Caroline hatte aufpassen müssen. In welch einem Auftrag? Und welche Rolle spielte Wendy Crane, deren Aktivitäten ich mittlerweile ebenfalls mit anderen Augen ansah.
    »Du bist dir ganz sicher?«
    Caroline nickte heftig.
    »Okay, das ist nicht schlecht. Da werden wir mal schauen, wie sich die Dinge weiterhin entwickeln.«
    Bayonne hatte uns bisher nicht zur Kenntnis genommen. Er lag mehr als dass er saß auf seinem Stuhl und hatte die Beine von sich gestreckt. Der Blick war gegen die Decke gerichtet.
    Ich ließ Caroline los und schloss die Tür. Jetzt würde ich mir diesen Manuel Bayonne vornehmen.
    Er wusste etwas, das stand für mich fest, aber es war fraglich, ob er in seinem Zustand überhaupt ansprechbar war.
    Wir würden sehen. Das Mädchen sollte in der Garderobe bleiben, aber ich bedeutete Caroline, sich an die Wand zu stellen, und zwar in den toten Winkel hinter der Tür. Dort konnte sie sich auf einen schmalen Hocker setzen. Alles andere würde ich übernehmen.
    Ich ging nach vorn auf die Wand mit den Spiegeln und den Schminktischen zu. Bis auf einen waren die Plätze davor leer. Ich hatte vor, mir einen Hocker auszusuchen, um mit Bayonne zu reden, aber er war schneller.
    Wahrscheinlich hatte er doch etwas gehört und mitbekommen, denn er drehte sich mit einer schwerfälligen Bewegung nach links, und plötzlich schauten wir uns an.
    Manuel Bayonne steckte nicht so voller Drogen, als dass er mich nicht erkannt hätte. Er zuckte zusammen, duckte sich und schüttelte den Kopf, als er mich sah.
    »Sinclair«, sagte er nur. Caroline erwähnte er nicht. Er hatte sie vermutlich noch nicht gesehen. Aber er hätte nur in den Spiegel schauen müssen, um dies zu ändern, doch zunächst galt sein Interesse mir.
    »Genau der«, sagte ich, zog mir einen Hocker heran und ließ mich ihm gegenüber nieder.
    Bayonne wirkte locker, lässig, irgendwie über den Dingen stehend. Dafür musste die Droge gesorgt haben, die er sich gespritzt hatte. Sie machte ihn selbstsicher.
    »Was willst du eigentlich hier? Das ist kein Bullenstall. Hau wieder ab, Mann.«
    »Eigentlich wollte ich mit Ihnen reden.«
    Er stierte mich an. »Fuck you.«
    »Das hatte ich nicht vor. Ich habe nur das Gefühl, dass wir zunächst etwas klar stellen müssen.«
    »Ach ja? Was denn?«
    »Ich wollte Sie nur fragen, wo Sie Ihre Clownsmaske versteckt halten, die Sie vor kurzem noch getragen haben?«
    Obwohl Bayonne unter Drogeneinfluss stand, hatte er mich verstanden und begriffen. Sein Mund verzerrte sich, der verschleierte Blick bekam plötzlich eine Klarheit, die zuvor nicht vorhanden war, und er schüttelte den Kopf.
    »Was soll das?«
    »Sie waren der Mann mit der Maske!«
    »Ha…«
    »Sie waren im Haus, in dessen Keller Caroline Crane gefangen gehalten wurde.«
    »Bist du dabei gewesen, Bulle?«
    »Nein, aber…«
    »Dann hau ab!«, brüllte er mich an. »Du hast hier nichts zu suchen, verflucht!«
    »Sorry, das sehe ich anders. Ich denke schon, dass wir uns unterhalten sollten.«
    »Und worüber?«
    »Über Ihre Rolle in diesem Spiel.«
    Er bewegte so heftig seinen rechten Arm über den Garderobentisch hinweg, dass er einige Tiegel und kleine Flaschen zu Boden schleuderte. »Es gibt hier keine Rolle und…«
    »Sie haben Caroline bewacht.«
    »Nein, ich habe gar nichts.« Er regte sich auf. Sein Gesicht war verzerrt, und überall auf seiner Haut sah ich das helle Glänzen des Schweißes. Die Augen waren weit geöffnet. Er konnte mich nur anstieren.
    Ich wartete, bis er sich etwas beruhigt hatte und sagte dann: »Sie könnte es Ihnen selbst sagen.«
    »Ja, soll Sie doch.«
    Wenig später verfolgte er den Weg, den mein ausgestreckter rechter Zeigefinger beschrieb. »Wenn Sie auf eine bestimmte Stelle des Spiegels schauen, werden Sie sehen können, wer dort auf einem Hocker an der Wand sitzt.«
    Er sagte nichts:. Er öffnete aber den Mund. Es sah aus, als wollte er anfangen zu lachen, aber auch das verkniff er sich und kam dann meiner Aufforderung nach und drehte den Kopf in die entsprechende Richtung.
    Das Mädchen hatte sich nicht bewegt. Caroline saß auf ihrem Hocker wie ein gehorsames Schulkind. Die Blicke waren unverwandt auf den Rücken des Mannes
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