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1270 - Belials Liebling

1270 - Belials Liebling

Titel: 1270 - Belials Liebling
Autoren: Jason Dark
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hoch…
    ***
    Es vergingen Sekunden, in denen Larry Gale unbeweglich hinter dem Lenkrad sitzen blieb. Er schaute durch die Scheibe nach vorn und suchte nach einer Idee. Ihm war als Fachmann klar, dass er den Bus nicht mehr fahrtüchtig bekommen konnte. Was hier passiert war, das hatte mit der normalen Technik nichts zu tun. Außerdem war das Fahrzeug erst vor vier Wochen durchgecheckt worden.
    Keines der Kinder meldete sich. Das wunderte ihn auch. Er drehte sich auf seinem Sitz herum und schaute nach hinten. Sie saßen da ohne sich zu bewegen. Sie sprachen nicht mal miteinander, und die Blicke aller waren nach vorn gerichtet.
    Etwas zwang Larry seinen Kopf nach links zu drehen. Auf dem herabgeklappten Notsitz saß noch immer dieser Junge mit dem seltsamen Namen Elohim. Larry wollte nicht unfair sein und ihm die Schuld an der Misere in die Schuhe schieben, aber das passte irgendwie schon. Zuerst sein Erscheinen und dann dieser nicht erklärbare Stopp. Da mussten Dinge zusammengekommen sein, die er nicht überblickte.
    Elohim hatte ihn nichts gefragt. Trotzdem gab er eine Antwort. »Es ist vorbei, wir kommen nicht mehr weiter.«
    »Ich weiß!«
    Es war eine schlichte Antwort gewesen, nicht mehr. Dennoch fühlte Larry sich unwohl. Sie passte ihm nicht. Sie war zu wissend und zu cool abgegeben worden. Wie von jemandem, der über bestimmte Dinge genau informiert war.
    »Kennst du dich aus?«
    Elohim lächelte. »Das hoffe ich sehr.«
    »Dann kannst du mir auch erklären, warum wir hier plötzlich mitten in der Prärie stoppen?« Larry deutete auf sich. »An mir liegt es nämlich nicht, das kannst du mir glauben.«
    Elohim ließ sich Zeit mit der Antwort. Er sagte auch nichts, sondern stand langsam auf, schaute in den Bus hinein und interessierte sich nur für die Kinder.
    Larry Gale wagte nicht, ihn etwas zu fragen. Immer stärker war in ihm das Bewusstsein hochgestiegen, dass dieser Junge nicht normal war und er nicht mit anderen Kindern in seinem Alter verglichen werden konnte. Er war so erwachsen, er war so anders, und von ihm strahlte etwas ab, das Gale mit dem Begriff Macht umschrieb.
    Er brauchte kein Wort zu sagen, sondern nur zu schauen, das reichte aus. Keines der Kinder sprach ihn an, aber alle Augen blickten gespannt auf ihn.
    Elohim ließ einige Zeit verstreichen und drehte sich wieder um. Sein Gesicht zeigte jetzt einen zufriedenen Ausdruck. Das konnte Larry von sich nicht behaupten.
    Es war schwer für ihn, die richtigen Worte zu finden, aber er rang sich durch und sprach Elohim an.
    »Du weißt Bescheid, nicht?«
    »Ja.«
    »Wer bist du?«
    »Elohim.«
    »Das weiß ich, aber das meine ich nicht.« Larry fuhr mit unsicherer Stimme fort. »Du gehörst bestimmt nicht zu den Kindern hier im Bus. Du bist kein normaler Schüler.«
    »Da gebe ich dir Recht.«
    Der Fahrer musste vor der nächsten Frage Luft holen. »Und warum bist du hier in den Bus gestiegen, wenn du nicht dazugehörst? Warum hast du das getan?«
    Elohim strich sein halblanges und sehr weiches Haar zurück. »Das ist leicht zu sagen. Ich möchte euch aus einer Gefahr retten.«
    Eine derartige Antwort hatte Larry nicht erwartet. Er konnte damit auch nichts anfangen, weil er keine Gefahr sah. Abgesehen davon, dass der Motor seinen Geist aufgegeben hatte. Um den Bus herum tat sich nichts. Da schlich sich niemand an, da wollte keiner mit Steinen werfen, und irgendwelche Kidnapper befanden sich auch nicht in der Nähe. Deshalb gab er die Antwort mit fester Stimme und war auch von seinen Worten überzeugt.
    »Tut mir Leid, aber ich sehe keine Gefahr. Ich glaube, dass du dich irrst.«
    »Bestimmt nicht. Sie ist da.«
    »Wo denn?«, rief Larry und wäre beinahe von seinem Sitz hochgeschnellt.
    Elohim blieb ruhig. Mit einer ebenso ruhigen Bewegung deutete er auf die Kinder. »Schau sie dir an. Sie stehen bereits unter seinem Bann. Sie haben es nur nicht bemerkt. Sie sind wie Puppen, die an seinen Fäden hängen. Und wenn er hier erscheint, dann gibt es kein Zurück mehr. Dann wird er sie sich holen - alle.«
    Auch jetzt hatte Larry noch nicht viel begriffen. Er schüttelte einige Male wild den Kopf, bevor er die Frage stellt: »Wer denn, verdammt? Wer sollte kommen?«
    »Belial!«
    »Was? Hä - wer ist das denn?«
    »Der Engel der Lügen!«
    Jetzt hatte es dem Fahrer vollends die Sprache verschlagen. Er drückte sich noch tiefer in seinen Sitz zurück und schlug mit der flachen Hand gegen die Stirn. Er wollte fragen, aber selbst das schaffte er nicht mehr.
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