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127 - Rosemaries Alpträume

127 - Rosemaries Alpträume

Titel: 127 - Rosemaries Alpträume
Autoren: Dämonenkiller
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ahnte in neunundneunzig von hundert Fällen, was seine Gesprächspartner sagen wollten. Deshalb konnte er es sich erlauben, sie nicht erst aussprechen zu lassen. Auch diesmal hatte er Margots Einwand vorausgeahnt.
    Er fuhr fort: „Wann kommst du endlich von der fixen Idee los, daß Robert seine Schizophrenie Rose vererbt haben könnte? Du kannst den Versicherungen der Spezialisten glauben, daß Rose geistig völlig gesund ist. Und wenn du ihnen nicht glaubst, dann vertraue wenigstens einem Freund."
    „Ich weiß ja, daß du es gut mit mir meinst…"
    Margot verstummte, als sie aus den Augenwinkeln eine Bewegung sah. Sie wirbelte herum. Rose stand vor ihnen, mit einem völlig durchnäßten Nachthemd.
    „Warum erschrickst du, Mama?" fragt“, sie. Dann erblickte sie den Besucher, und ihr Gesicht hellte sich auf. „Onkel Heino! Wie schön, daß du gekommen bist."
    Sie lief zu ihm und sprang auf seinen Schoß.
    „Ich bin gekommen, weil mir deine Mutter verriet, daß du Sorgen hast", sagte der Psychologe. „Steckt dein Freund noch in der Klemme?"
    Einen Augenblick schien es, daß sich Rose nicht recht schlüssig darüber war, ob sie wütend sein sollte, daß Margot ihr Geheimnis verraten hatte; doch dann kam sie offenbar zu der Überzeugung, daß Onkel Heino würdig war, eingeweiht zu werden.
    „Dorian steckt ordentlich in der Klemme", sagte sie ernst. „Die Fledermausspinnen stellen zwar keine Bedrohung mehr dar, aber…"
    „Na, heraus mit der Sprache!" ermunterte der Psychologe sie.
    „Jetzt hat er furchtbaren Hunger", platzte Rose heraus. „Wenn er nicht bald etwas zu essen bekommt, muß er verhungern."
    „Wieso? Bekommt er von seinen Eltern nichts?"
    Rose funkelte den Psychologen ärgerlich an. „Willst du dich über mich lustig machen? Dorian ist nicht bei seinen Eltern. Er ist doch kein Junge mehr! Er ist bestimmt schon so alt wie du, nur sieht er jünger aus, weil er nicht so vorstehende Zähne hat wie du… Oh, jetzt habe ich was Dummes gesagt! Entschuldige bitte!"
    „Macht nichts. Nicht jeder kann ein Adonis sein."
    „Mach dir nichts daraus, Onkel Heino, du hast andere Qualitäten, aber… Dorian braucht dringend etwas zu essen."
    Margot hatte schon gehofft, daß es Heino gelungen war, Rose von ihrer fixen Idee abzubringen. Sie wollte etwas sagen, aber der Psychologe gebot ihr durch einen Wink, zu schweigen.
    „Wieso glaubst du, daß dein Freund sich nicht selbst Nahrung beschaffen kann?" fragte er Rose.
    „Hat er dir das gesagt? Hat er dich um Nahrung gebeten?"
    „Nein, nicht direkt. Ich weiß aber, in welcher Notlage er ist. Wo er sich befindet, gibt es nichts Eßbares. Alles ist ungenießbar und giftig dort. Ich muß ihm helfen, auch wenn er mich nicht direkt gebeten hat. Er weiß nämlich, daß ich erst acht Jahre alt bin, und nimmt Rücksicht auf mich."
    „Das finde ich sehr anständig von deinem Freund."
    „Aber ich würde doch so gern etwas für ihn tun!"
    „Und wie willst du etwas für ihn tun?"
    „Ganz einfach", sagte Rose, als wäre es die selbstverständlichste Sache von der Welt. „Ich stelle die Speisen vor mich hin, so daß Dorian sie sehen kann, wenn er auf mich aufmerksam wird. Bei seinem Hunger kann er der Versuchung bestimmt nicht widerstehen." Sie blickte flehend zu Margot hin. „Darf ich Dorian helfen, Mama?"
    Margot blickte unsicher auf Heino. Als dieser nickte, erhob sie sich seufzend und ging in die Küche. Rose küßte den Psychologen herzhaft auf den Mund und lief händeklatschend hinter ihrer Mutter her.

    „Sie hat den Kühlschrank komplett ausgeräumt", sagte Margot. „Ich kann nicht verstehen, wozu es gut sein soll, sie in ihren verrückten Ideen noch zu unterstützen. Ich fände es besser, ihr diese Flausen auszutreiben."
    „Bitte, wenn du glaubst, ein besserer Psychologe zu sein, als ich…"
    Heino Spazzek unterbrach sich, als Rose wieder im Wohnzimmer auftauchte. Sie strahlte über das ganze Gesicht.
    „Er hat mein Geschenk angenommen!" rief sie überglücklich. „Ich wußte, daß er beim Anblick der Köstlichkeiten nicht würde widerstehen können."
    „Was sagst du da?" Margot fuhr von ihrem Platz hoch.
    „Willst du wirklich sagen, daß Dorian sich alles geholt hat?" fragte der Psychologe überrascht. „Die Konserven, das Brot, den Käse und die Wurst?"
    „Alles." Rose nickte bekräftigend. „Nachdem Alain und Gene ihn im Stich gelassen haben, und Dunja anscheinend selbst nicht viel hat, konnte Dorian meine Hilfe einfach nicht mehr ausschlagen.
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