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1269 - Julie

1269 - Julie

Titel: 1269 - Julie
Autoren: Jason Dark
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arbeiten.«
    »Das stimmt.«
    »Aber ist das ein Fall für einen Polizisten?«
    »Es könnte einer werden.«
    »Wie wollen Sie vorgehen?«
    Ich lächelte nach dieser Frage und sagte: »Haben Sie nicht etwas von einer Hinterlassenschaft gesagt, Mrs. Franklin?«
    »Stimmt Sie meinen die Zeichnungen, die mir ein Rätsel aufgeben«
    »Ja, von ihnen sprach auch Purdy«
    »Die sehen wir uns in meinem Kino an. Ich habe sie dort unter Verschluss gehalten.«
    »Danke, das wäre gut.«
    Bevor wir gingen, warf ich noch einen letzten Blick auf Julie Wilson.
    Genau in diesem Augenblick hob sie den Kopf, als wollte sie mir noch einen Abschiedsgruß zusenden.
    Unsere Blicke trafen sich.
    Das Mädchen lächelte noch. Es war ein Lächeln, das mir nicht gefallen konnte. Ich stufte es als hinterhältig und irgendwie auch wissend ein. Als wäre alles nur Theater, was sie da in den letzten Minuten getrieben hatte.
    Das Lächeln dauerte nur wenige Sekunden. Dann war es zerbrochen, und der etwas stoische Ausdruck erwischte wieder ihr Gesicht. Sie ließ den Kopf hängen und starrte gegen die Knie.
    »Können wir, Mr. Sinclair?«
    »Ja, natürlich.«
    Wir gingen. In mir blieb mehr als nur ein ungutes Gefühl zurück…
    ***
    Der Mai hat helle und schon recht lange Tage. Obwohl wir Abend hatten, schien noch das Licht der Sonne gegen die Lamellen der beiden Rollos vor den Fenstern. Dennoch brauchte Sina Franklin das Licht nicht einzuschalten, denn das natürliche reichte aus.
    Der Raum war mit hellen, nicht zu wuchtigen und deshalb freundlich wirkenden Möbeln eingerichtet. Bunte Stoffe waren über die Sitzflächen der beiden Stühle gezogen worden, auf dem glatten Parkettboden malten sich einige Schrammen ab, und der Schreibtisch war mit Papieren und Schnellheftern bedeckt. Dazwischen ragte der Computer wie ein klotziger Turm in die Höhe.
    »Möchten Sie etwas trinken, Mr. Sinclair?«
    »Wäre nicht schlecht.«
    »Ich kann Ihnen nur Mineralwasser anbieten.«
    »Etwas anderes hätte ich auch nicht gewünscht.«
    »Dann sind wir uns ja einig.«
    Sie holte das Wasser aus einem Schrank, den sie aufschließen musste.
    Ich sah, dass er in zwei Fächer unterteilt worden war. Nicht nur das Wasser befand sich dort, es lagen auch einige Unterlagen darin. Danach griff die Erzieherin.
    Wieder landete ein Schnellhefter auf ihrem Tisch. Eine kleine Flasche Wasser bekam ich gereicht und verzichtete auf ein Glas.
    Meinen Platz fand ich in einer kleinen Sitzecke. Zu ihr gehörte ein viereckiger Tisch, der von zwei kleinen Sesseln umgeben war.
    Beide tranken wir aus den Flaschen, nachdem wir die Verschlüsse aufgedreht hatten. Es war warm geworden, nicht nur in den Räumen, sondern auch draußen, und in den letzten Stunden war sogar eine gewisse Schwüle hinzugekommen.
    Sina Franklin hatte den Schnellhefter mitgebracht. »Die Akte Julie Wilson«, erklärte sie.
    »Und?«
    Sie hob die Schultern. »Es ist nicht die Akte, die Sie vielleicht erwarten. Also mit den Krankheitsunterlagen oder den Berichten überihr Verhalten.« Sie klopfte auf den Deckel. »Nein, in diesem Hefter befindet sich das, was Purdy Prentiss und mich nachdenklich gemacht hat.« Sie hob den Blick, sodass ich direkt in die braunen Augen schauen konnte.
    »Es sind ihre Zeichnungen.«
    »Die Bilder…«
    »Genau die.«
    »Das hat Purdy mir gegenüber auch angedeutet. Sie sind gewissermaßen der eigentliche Grund meines Besuchs hier.«
    Sina Franklin lächelte einen Moment vor sich hin. »Ich wusste es, Mr. Sinclair, und deshalb bin ich gespannt, wie Sie die Zeichnungen interpretieren. Vorweg muss ich sagen, dass Julie kein großes Zeichentalent ist. Hier allerdings hat sie sich selbst übertroffen, wie Sie gleich erkennen können.«
    »Ich bin gespannt.«
    Wir rückten mit unseren Sesseln näher zusammen. Sina legte die Akte auf den Tisch, schlug sie auf, und ich sah einige lose Blätter darin, aber auch die erste Zeichnung. Es war ein Engel!
    Im Moment war ich überrascht, weil ich mit Engeln schon meine Erfahrungen hatte machen können. Und sie waren nicht immer positiv gewesen, das kam noch hinzu. Aber dieser Engel hier war einfach schön, und er entsprach auch der kindlichen Vorstellungswelt. Es war mit einem gelben Stift gezeichnet worden. Ein weiches Gesicht mit goldenen Augen, einem roten Mund, und die Gestalt des Engels war von einem wallenden Gewand umgeben, das allerdings die Flügel frei ließ, die sich hinter dem Rücken wie zwei mächtige Schwingen aufbauten.
    Sina Franklin hatte
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