Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1269 - Ein Auftrag für die SOL

Titel: 1269 - Ein Auftrag für die SOL
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
der Dank für die Rettung ihrer Armadaeinheit vor den Torkroten irgendwann abgetragen war. Als sie vor mir stand und mir erklärte, daß sie sich der Endlosen Armada wieder anschließen wolle, erkannte ich allerdings einen weiteren Grund, der sie von uns fort trieb: Unter uns Solanern war sie die einzige, die einem anderen Volk angehörte, den Kapseloden-Strahlen, und deren Heimat lag innerhalb der Armada. Was hätte aus ihr werden sollen, wenn sie bei uns geblieben wäre? Unser Weg führte uns weg vom Frostrubin und den Kapseloden-Strahlen, immer weiter weg, dessen konnte sie sicher sein, und ein Zurück würde es vermutlich nicht geben. Ich verstand sie gut, als sie die SOL verließ, um zu ihrem Volk zurückzukehren, dennoch fiel mir der Abschied schwer.
    Sie war mir und vielen anderen längst ans Herz gewachsen, doch wenn ihre Armadaeinheit mit dem Hauptkontingent hier ankam, würde der Trennungsschmerz längst vergessen sein.
    Ich blickte dem kleinen Schiff nach, das wir ihr zur Verfügung gestellt hatten, eine automatisch gesteuerte Space-Jet, die sich entfernte und deren Ziel der neue Standort der Grube war, dort, wo Reihumgrün bald ihre Artgenossen wiedertreffen würde.
    Carfesch stand an meiner Seite, immer noch, leises Knistern bei jedem Atemzug. Er hielt einen Würfel in der Hand, den er jetzt vor mir auf die Konsole stellte, mattiertes Glas offenbar, zehn Zentimeter Kantenlänge.
    „Was ist das?" Ich blickte an dem Sorgoren hoch und versank in starren blauen Murmeln. „Warum so feierlich?"
    Wie üblich, waren auch Zyita Ivory und Surfo Mallagan durch eine Konferenzschaltung mit der Hauptzentrale verbunden. Wie ebenfalls üblich, geizten beide nicht mit Kommentaren.
    „Er hat einen neuen Auftrag", tippte Zyita, ganz gegen ihre Gewohnheit in einer sehr ruhigen Tonlage. „Aus unserem Heimflug zur Erde wird wohl nichts..."
    „Kosmokraten!" schimpfte Surfo. „Die Kosmokraten lassen uns keine Ruhe. Ich ahne es!
    Und eines sage ich dir, Carfesch, dies ist das letzte Mal, daß du dich auf der SOL blicken läßt!"
    Täuschte ich mich, oder spielte um die lippenlose Mundöffnung des Sorgoren etwas, das man als Lächeln deuten konnte, als amüsiertes Lächeln gar?
    „Ihr seid klug", sagte Carfesch, „und ich denke, die Kosmokraten haben die rechte Wahl getroffen..."
    „Hab1 ich's nicht gesagt! Sie lassen uns nicht in Ruhe!"
    „Surf o, bitte!"
    „Dieser kleine Würfel", fuhr Carfesch fort, „ist ein Psi-Empfänger, vereinfacht ausgedrückt. Er reagiert auf Notsignale extremer Art. Wenn sich in diesem Universum ein Wesen, eine Gruppe oder ein Volk in höchster Not befindet, zeigt der Empfänger dies an und weist euch den Weg zu ihnen."
    Er machte eine kleine Pause. Mir schwindelte plötzlich.
    „Seit langem seid ihr auf der Suche - nach euch selbst, nach einer Aufgabe, einer Bestimmung. Ich zeige euch diese Bestimmung. Eure Arbeit wird sein, all jenen zu helfen, die sich aus eigener Kraft nicht helfen können."
    „Nach Anweisung der Kosmokraten!" stieß Surfo hervor. Hatte er überhaupt begriffen, worum es hier ging?
    „Nach eurem Gutdünken", korrigierte Carfesch feinsinnig, „und auf Empfehlung des Würfels."
    „Der Würfel ist eine Kosmokratenkonstruktion! Es kommt also auf dasselbe hinaus."
    Ich hob eine Hand, beschwichtigend, beruhigend, ich wußte selbst nicht wozu. Mir rauchte der Kopf. Echtes Verständnis fehlte mir noch. Was Carfesch uns da anbot, bedeutete es Fluch oder Segen für uns? Endlich eine Aufgabe, die uns alle einte? Oder eine Bürde, die unsere Gesellschaft spaltete?
    Am späten Abend dieses 1. Juni 429 NGZ konnte niemand darauf eine Antwort geben.
    Die Diskussionen darüber wurden lang und teilweise hitzig. Die Meinungen waren geteilt, natürlich, doch schälte sich mit der Zeit immer deutlicher eine Mehrheit heraus, die Carfeschs Ansinnen befürwortete, zu meiner eigenen Überraschung. Als die Space-Jet von der Grube zurückkehrte mit der Nachricht, Reihumgrün habe bis zum Eintreffen der Kapseloden-Strahlen Aufnahme bei einem befreundeten Armadavolk gefunden - da stand die Zukunft der SQL bereits fest.
    Warum wir uns so entschieden, ich vermag es nur zu ahnen. Die meisten von uns sind verbunden mit dem Schiff, auf eine Weise verbunden, wie sie sonst nur zum Heimatplaneten eines Volkes üblich ist. Die SOL ist unsere Heimat, darin liegt der Grund, wie ich glaube. Die wenigen, die letztlich anders dachten, erhielten einen Leichten Kreuzer zur Verfügung gestellt, mit dem sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher