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1268 - Shao, der Zombie und wir

1268 - Shao, der Zombie und wir

Titel: 1268 - Shao, der Zombie und wir
Autoren: Jason Dark
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schienen hier das Sagen zu haben, aber wer der absolute Chef war, das wussten wir auch nicht, und Suko war möglicherweise dabei, es herauszufinden.
    Natürlich machte ich mir Sorgen um ihn, aber das band ich dieser aalglatten Schönheit nicht auf die Nase.
    Es herrschte wenig Betrieb in der Bar, denn der Abend war noch nicht angebrochen, und deshalb konnte sich Sabrina auch um mich, den einzelnen Gast an der Theke, kümmern.
    Sie tat es sicherlich nicht, weil ich ihr so sympathisch war. Nein, dahinter steckten andere Gründe, und sie wusste mittlerweile auch, dass wir keine normalen Gäste, sondern Polizisten waren, worüber sie aber direkt nie sprach.
    Ich traute ihr nicht. Das Lächeln war Schminke, und hinter den schönen Augen lauerte eine eisige Kälte. Aber ich gab mich trotzdem gelassen. »Vielleicht möchte sich mein Freund ein wenig umschauen«, sagte ich leichthin.
    Diesmal hob Sabrina die wohlrasierten Augenbrauen. »Das wäre aber nicht gut für ihn.«
    »Warum?«
    »Wir haben es nicht gern. Es sei denn, es erscheint ein Polizist und zeigt einen Durchsuchungsbefehl vor.«
    »Damit kann ich leider nicht dienen.«
    »Eben.«
    Ich drehte mein Glas mit dem Pfirsich-Drink einmal um die eigene Achse. »Aber Sie haben doch nichts zu verbergen, denke ich. Oder sollte ich mich irren?«
    »Nein, wir verbergen nichts. Das haben schon andere festgestellt, als sie hier ihre Verhöre durchführten. Dennoch sollten Sie daran denken, dass es noch so etwas wie eine private Sphäre gibt, und die möchten wir nicht gestört sehen.«
    »Keine Sorge, das wird nicht geschehen.«
    Sabrina senkte den Blick. »Ich fürchte nur, dass es schon geschehen ist.«
    »Was macht Sie so sicher?«
    »Dass Ihr Freund noch nicht wieder an seinem Platz sitzt. Er hätte längst bei Ihnen sein müssen.«
    Ich versuchte, meine Unruhe zu überspielen. »Ja, das stimmt, aber es ist auch möglich, dass er etwas entdeckt hat, was die Kollegen übersehen haben.«
    Sabrina lächelte wieder so unecht. »Und was könnte das Ihrer Meinung nach sein?«
    »Ich weiß es nicht, aber uns geht es um drei tote junge Frauen, die hier bei Ihnen gearbeitet haben. Da wird man schon misstrauisch, wenn man so etwas hört.«
    »Das muss wohl bei einem Polizisten so sein. Nur frage ich mich, und das sollten Sie auch, welchen Grund man gehabt hätte, die Frauen umzubringen? Sie arbeiteten hier. Sie waren gut, und sie waren bei den Gästen beliebt. Da können Sie nachfragen.«
    Ich nickte. »Das glaube ich Ihnen sogar, Sabrina. Aber manchmal schlägt das Leben eben seltsame Kapriolen. Und in diesem Leben verborgen sind Dinge, die man normal nicht begreifen kann. Da weigert sich einfach der Verstand.«
    »Was meinen Sie?«
    »Nun ja«, erwiderte ich gedehnt, »ich spreche zum einen von der Realität und zum anderen von dem, was hinter ihr steht. Von einer metaphysischen Realität, die von den meisten Menschen ignoriert wird, weil man sie nicht erfassen kann. Aber ich sage Ihnen, dass es sie gibt. Sie ist zwar nicht zu sehen, aber sie ist auch nicht verschwunden.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Dann will ich deutlicher werden. Dass die drei toten Mädchen gefunden wurden, ist an sich schon schlimm genug. Es ist immer grausam, wenn ein Mensch zu Tode kommt.«
    »Da gebe ich Ihnen Recht.«
    »Sehr gut. Aber es gibt noch eine zweite Seite. Dass man ihnen die Glieder amputiert hat, das lässt meiner Ansicht nach auf etwas anderes schließen, Sabrina.«
    »Ach.« Sie gab sich jetzt wieder überrascht. »Auf was denn?«
    »Auf ein Ritual«, sagte ich leise und ließ die Frau dabei nicht aus den Augen.
    Sie hatte sich sehr gut in der Gewalt. Mit keiner Regung deutete sie eine Überraschung an. Sie reagierte sogar entgegengesetzt und hob nur lässig die Schultern an. »Tut mir Leid, aber damit kann ich beim besten Willen nichts anfangen.«
    »Meinen Sie nicht?«
    »Nein, verdammt. Das sind Hirngespinste. Ich weiß selbst, was uns Asiaten nachgesagt wird. Dass wir falsch sind, dass unser Lächeln nur Tünche ist, dass wir in einem finsteren Aber- und Götterglauben verwurzelt sind, aber das ist…«
    »Nicht so, meinen Sie?«
    »Ja!«
    »Da mögen Sie zu einem großen Teil Recht haben, Sabrina, aber leider habe ich anderes erlebt. Und das sind Erfahrungswerte, daran kann ich nichts ändern.«
    »Sie sind doch Polizist.«
    »Stimmt. Was hat das eine mit dem anderen zu tun?«
    »Dann sollten Sie auch Realist sein.«
    »Das bin ich.«
    »Und dann glauben Sie so etwas?« Sie lachte
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